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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition)
Autoren: Marte Cormann
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Bode mit einer neuen Flamme?« Barbara klatschte Marlen mit der Hand lässig auf den Oberarm und wies mit dem Kinn in die richtige Richtung. Nichtsahnend, daß sie mit ihrer Bemerkung Marlen in ein Wechselbad der Gefühle stürzte: Wie schön, Martin wiederzusehen. Verflixt, nun ertappte er sie ausgerechnet in ihrer Mutter-Tochter-Kombi. Verdammt, was hatte er hier mit einer anderen Frau als ihr zu suchen?
    Ausgerechnet bei
ihrem
Italiener und in
ihrem
Hemd. Das blau-weiß-gestreifte Muster, das so vorzüglich seine Augenfarbe unterstrich, hätte sie noch mit verbundenen Augen erkannt.
    Martin Bode schien allerbester Laune. Er strahlte geradezu in neuem Glanz. Den ohne Zweifel die blonde Fee ihm gegenüber verbreitete. Das stufig geschnittene Haar floß in Kaskaden weit über ihre Schultern. Der Blondton schimmerte wie Gold und verriet der Kennerin, daß seine Trägerin sich den besten Friseur der Stadt leisten konnte. Das schwarze, schlichte Kleid benötigte weder ein auffällig angebrachtes Label noch ein heraushängendes Preisschild, um die Designermode zu verraten. Marlen roch eine ernsthafte Konkurrentin auf Hunderte von Kilometern. Die Duftfahne der blonden Fee reichte, um sie beinahe vom Barhocker zu fegen.
    In Marlen explodierte ein Feuerwerk an Adrenalin. Die Funken sprühten in jede Zelle ihres Körpers, erreichten ihr Herz und versenkten ihren Verstand.
    Eine Frau sieht rot: Hände weg von meinem Mann.
    Noch hatte Martin sie nicht bemerkt. Doch dies würde sich innerhalb der nächsten Sekunden ändern. Die Blonde tat gut daran, die Beine in die Hand zu nehmen. Wenn Marlen erst mit ihr fertig war, würde ihr dies um einiges schwerer fallen.
    Mit wutgeblähten Wangen segelte Marlen auf Martin und seine Begleiterin zu. Sie sah nicht, wie Barbara sie überrascht am Ärmel zurückhalten wollte. Sie hielt Kollisionskurs. Mit voller Kraft voraus.
    Erst als sie wie die leibhaftige Rachegöttin vor den beiden auftauchte und ihren Schatten über sie warf, nahm Martin sie wahr.
    »Da kann ich zu Hause ja lange auf Dich warten!« schimpfte sie, die Hände in die Hüften gestemmt. »Seit Stunden steht das Essen auf dem Tisch, und du amüsierst dich hier mit so einem …«
    Martins Augenbrauen schössen warnend in die Höhe.
    »… mit so einem Rauschgoldengel. Hast du vergessen, daß dieser kleine Wurm dort drüben in seinem Kinderwagen dich auch mal wieder zu Gesicht bekommen möchte?« Instinktiv spielte Marlen eine weitere Variante der verlassenen Kindsmutter durch. Die Taktik hatte sich bereits heute Morgen bei Jens bewährt. Sie würde auch bei der blonden Fee nicht ihre Wirkung verfehlen. Hoffentlich.
    Marlens überzeugender Auftritt weitete sich zur allgemeinen Volksbelustigung aus. Kaum einer, der seine Gabel unbeeindruckt zum Mund führen konnte. Auch auf Martin und seine Begleiterin verfehlte er seine Wirkung nicht. Letztere wurde blaß, ersterer rot. Dunkelrot, um präzise zu sein. Mit einem schmalen weißen Rand um die Lippen. Beinahe so, als wäre er geschminkt. Doch Martin gehörte nicht zu den Männern, die sich vor dem Ausgehen schminkten. Sein Lippenrand war echt, und er verriet nichts Gutes. Er erhob sich, verneigte sich formvollendet vor der blonden Fee, die aus der Nähe betrachtet beinahe noch feenhafter wirkte als von weitem und murmelte ein paar Worte der Entschuldigung. Dann faßte er Marlen am Ellenbogen und schob sie unter dem beifälligen Gemurmel der anwesenden Herren zurück zu Barbara und Lisa.
    »Schaff sie mir vom Hals, bevor ich mich vergesse«, stieß er zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor. Ohne Marlen noch einen einzigen Blick zu gönnen, ließ er sie stehen. Marlen beobachtete, wie er sich drüben an seinem Tisch noch einmal wortreich bei seiner Begleiterin entschuldigte und umgehend nach der Rechnung verlangte.
    »Da ist wohl was schiefgelaufen«, murmelte Barbara. Hastig schob sie den Kinderwagen hinaus. Marlen zog sie hinterher. Bis nach Hause. Kollision überlebt, Schiff havarieunfähig.
    Barbara bugsierte Marlen bis in die Küche und setzte sie dort auf einen Stuhl.
    »Rühr dich nicht vom Heck!« befahl sie, erntete aber nur einen verständnislosen Blick.
    Marlen hatte ganz andere Probleme, als davonzulaufen.
    So hatte sie Martin noch nie erlebt. So wütend, so kalt.
    Das also kam dabei heraus, wenn sie sich einen einzigen Augenblick gestattete, einmal nur aus dem Bauch heraus zu reagieren.
    Und wofür das alles? Nur, weil sie seit Monaten mit Scheuklappen durch die Welt
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