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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition)
Autoren: Marte Cormann
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findet ihr es normal, daß ich lieber mein eigenes Begräbnis organisiert habe, als mich dieser Untersuchung zu stellen?«
    »Makaber, aber geschmacklos, so wie das Leben halt ist«, tröstete Barbara. »Wer weiß, wie ich reagiert hätte.«
    Schon wieder eine Störung. So ein Krankenhaus war wahrlich kein Erholungsheim. Der Wagen mit dem Mittagessen schepperte laut, als eine Küchenhilfe ihn hereinschob. Königsberger Klopse mit Kapern und Kartoffelbrei in dicker Tunke. Den Dreien verging der Appetit beim Hinsehen.
    »Da weiß ich etwas Besseres!« Kurzentschlossen griff Barbara zum Telefon und orderte à la carte beim besten Feinkosthändler der Stadt. Plus drei Flaschen Prosecco. Für jede eine, Lisa nicht mitgezählt.
    Und damit Hella und Marlen aus dem Staunen nicht herauskamen, gestand sie den beiden auch gleich ihren 250.000-Mark-Deal mit Maiersdorf.
    »Das ist ja ein halbes Vermögen! Dafür kannst du dir 'ne Menge Wertpapiere kaufen!« rechnete Hella nach.
    Doch Barbara schnalzte bloß abwehrend mit der Zunge. »Ich überlege, ob ich mich irgendwo in eine kleine Frühstückspension einkaufe. Ich habe da einen sehr netten Hotelier aus Bayern kennengelernt…«
    »Hört, hört!«
    »… mit drei kleinen Kindern …«
    »… Vorsicht!«
    »… von Frau und Mutter verlassen …«
    »… die fressen dich mit Haut und Haar!«
    »… der könnte mir vielleicht mit Rat und Tat zur Seite stehen…«
    »Barbara!!!« Marlen und Hella, zweistimmig. Die beiden glaubten keine Sekunde lang daran, daß ihre Freundin cl an Bayern ungeschoren davonkommen lassen würde.
    »Ich dachte, du hast von Kindern die Nase voll?« erinnerte Hella.
    Barbara schlug den Blick treuherzig gen Himmel. »Ach weißt du, diese drei sind eigentlich ganz nett. Und außerdem – ich darf meine Meinung doch ändern, oder etwa nicht?«
    Oh, Barbara.
    »Was habt ihr eigentlich mit dem netten Zivi angestellt? Er wirkte so beglückt«, bohrte Hella weiter.
    »Damen von Welt genießen und schweigen.« Marlen und Barbara zwinkerten sich verschwörerisch zu. Kleine Geheimnisse erhöhen die Spannung. Auch unter Freundinnen.
    »Deine Tochter tropft aus dem Mund. Hast du kein Tempo?« reagierte Hella leicht angesäuert, zumal sie um ihr Bettzeug fürchtete.
    Marlen öffnete ihre Tasche. Obenauf der Einschreibebrief, darunter erst die Tempos. Sie warf Hella das Päckchen mit den Papiertaschentüchern zu. »Hier. Mach du mal. Damit du weißt, was dir entgangen ist.« Ein gewagter Versuch, bei Hella auf den Busch zu klopfen. Nahm sie ihr die Geschichte mit Lisa noch übel?
    Doch Hella schwebte zur Zeit über allen Wolken. Auch Marlens Anspielung konnte sie da nicht herunterbringen.
    Marlen drehte den Brief in der Hand und betrachtete ihn skeptisch von allen Seiten. Seltsamerweise stammte er von Martin Bode, was ihr vorhin in der Eile nicht aufgefallen war. Poststempel Düsseldorf.
    Weshalb schickte er ihr ein Einschreiben? Er sah sie doch fast täglich.
    Oder ob er ihr etwa das Hemd zurückschickte? Es gefiel ihm nicht. Es war ihm zu wertvoll. Es paßte nicht. Es paßte aber auch nicht in diesen Umschlag. Dafür war es zu groß.
    Nur Nachsehen würde sie weiterbringen.
    Sie riß an dem Papier. Eine flache Schachtel Katzenzungen kam zum Vorschein. Süßigkeiten? Auf dunkelrotem Seidenpapier lag eine silberne Kette, genaugenommen ein Teil davon. Der zweite Teil befand sich bei ihr zu Hause.
    Martin hatte Resis Halskette gefunden. Ihre Freundschaftskette.
    Für Lisa und Dich,
stand in seiner Handschrift auf einer Karte. Und darunter:
Habe mich im Namen meiner verstorbenen Mandantin Resi nach der Vormundschaftssache Lisa Kunert erkundigt. Chancen stehen gut für dich. Martin.
    Dies war der Moment, vor Freude laut herauszuschreien. Zu jubeln, über Tische und Bänke zu springen. Barbara und Hella zu umarmen. Und natürlich Lisa abzuküssen. Doch Marlen tat nichts von alledem. Sie saß einfach still da und genoß ihr Glück. Ganz ruhig, ganz leise.
    Nach einer langen Reise endlich am Ziel.
    Doch im Bewußtsein, noch einen weiten Weg vor sich zu haben.
    Marlen faltete die Karte mit Sorgfalt in der Mitte und steckte sie in ihre Handtasche. Nachdenklich beobachtete sie ihre Freundinnen, die ausgelassen mit Lisa spielten. Hella schien wieder ganz die Alte zu sein. Vielleicht ein wenig lockerer, sogar übermütiger. Barbara stand ihr in nichts nach. Auch sie sprühte vor Lebenslust. Aber sie wirkte ausgeglichener als noch vor ein paar Tagen.
    Ihre Blicke begegneten sich.
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