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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition)
Autoren: Marte Cormann
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die Ärztin aufzusuchen, traf sie sie bereits im Mantel an. Trotzdem nahm Frau Dr. Keller sich sofort Zeit für sie. Aufmerksam hörte sie zu und griff dann nach dem Telefonhörer, um den Eingriff für heute Morgen perfekt zu machen.
    Hella fühlte sich entspannt und angespannt zugleich. Was sicherlich nicht daran lag, daß die Wirkung der Beruhigungsmitteln nachließ. In wenigen Augenblicken würde sie die Antwort kennen: Brustkrebs oder harmloser Knoten? Alles war zehnmal besser, als die diffuse Angst vor der Wahrheit, die sie in den letzten Wochen begleitet hatte.
    Frau Dr. Keller blätterte in Hellas Krankenbericht und schlug die Seite mit dem Pathologiebefund auf. Mit den Augen überflog sie die Zeilen. Hella hing gebannt an ihren Lippen.
    Plötzlich lautes Gepolter aus dem Bad.
    »Da ist bestimmt wieder ein Handtuchhalter von der Wand gefallen. Die Dinger sind alle nicht ordentlich montiert. Geh, schau mal nach, Max. Nachher kannst du sie gleich bei der Firma reklamieren«, ordnete die Ärztin an.
    Hella hielt den Atem an. Was für eine Schnapsidee von Marlen und Barbara, sich wie die kleinen Kinder im Bad zu verstecken. Ihre Entdeckung war jetzt um etliches peinlicher, als sie es noch vor wenigen Minuten gewesen wäre. Sie überlegte, ob sie sich schon im Vorfeld für ihre Freundinnen entschuldigen sollte, doch wozu? Sollten die beiden die Suppe, die sie sich eingebrockt hatten, doch selbst auslöffeln.
    Max, der Zivi, schlenderte zum Bad und knipste von außen das Licht an. Sofort begann die Umlufteinrichtung zu rauschen. Mit zwei Schritten stand er vor dem bewußten Handtuchhalter. Er befand sich genau an der Stelle, die dafür vorgesehen war. Merkwürdig. Er wollte schon wieder gehen, da hörte er ein Rascheln hinter seinem Rücken. Vorsichtig drehte er sich um. Unter dem Duschvorhang schauten zwei Paar Schuhe hervor.
    Hitchcock ließ grüßen.
    Max sackte das Herz in die Hose. Er überlegte, ob er Frau Dr. Keller und die Krankenschwester zur Verstärkung rufen sollte. Doch sogleich verwarf er diesen Gedanken wieder. Er war das einzige männliche Wesen auf der Krankenstation, was ihm die besonders kritische Aufmerksamkeit seiner Kolleginnen sicherte. Sie warteten nur darauf, daß er sich blamierte.
    Also, sei ein Mann, Max!
    In der Erwartung, im nächsten Augenblick einen Schlag auf den Kopf zu erhalten, zog er mit einem kräftigen Ruck den Vorhang auf. Ihn traf tatsächlich der Schlag. Denn er starrte auf die entblößten, busenstrotzenden Dekolletés zweier Prachtweiber, die ihm gestikulierend zu verstehen gaben, sie ja nicht zu verraten.
    Wie sollte er? Es hatte ihm die Sprache verschlagen.
    »Du solltest nur nachsehen, was nebenan hinuntergefallen ist. Du solltest nicht gleich selber duschen.« Die examinierte Krankenschwester nahm sich vor, ihren Zivi künftig an der kurzen Leine zu führen. Er war erst seit wenigen Tagen auf der Station. Für die leichtesten Aufgaben benötigte er noch eine halbe Ewigkeit.
    »Es ist alles in Ordnung. Wirklich«, versicherte er.
    Hella betrachtete ihn überrascht. Er wirkte recht glaubwürdig, als er mit den Händen in der Hosentasche, die er merkwürdig weit vom Körper abgespreizt hielt, zurück ans Bett geschlendert kam. Wenn ihr Gefühl sie nicht trog, versuchte er eine deutliche Erhebung in seiner Hose zu verbergen. Meine Güte, vor den beiden war aber auch wirklich kein Mann sicher.
    »Und???«
    In Marlens ›Und???‹ schwangen alle Ängste und Hoffnungen mit. Wie lautete das Ergebnis der Gewebeprobe? Positiv oder negativ?
    Hella verbarg ihr Gesicht mit den Händen. Ihre Schultern zuckten.
    Entsetzt starrten Marlen und Barbara sich an. Verdammt! Bedeutete dies etwa, daß …?
    »Ich war noch nie im Leben so glücklich«, schluchzte Hella in diesem Augenblick. Jetzt heulte sie wie ein Schloßhund. Um gleich darauf unter Tränen zu lachen. Ihre Freundinnen fielen über sie her, drückten und küßten sie. Und weil es so schön war, heulten sie gleich mit.
    »Die Geschwulst ist gutartig. Sie muß beobachtet werden, und wenn sie wächst, auch entfernt werden – doch ich habe keinen Krebs!« Hella konnte ihr Glück noch immer kaum fassen.
    »Wie konnte ich bloß so idiotisch sein und die Untersuchung so lange vor mir herschieben?« seufzte sie erleichtert und wischte sich mit beiden Händen die Tränen vom Gesicht. »Ich habe mich in meine Angst richtig hineingesteigert. Am besten, ich mach's den Amerikanern nach und gönn mir mal ein paar Stunden Therapie. Oder
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