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Frau Hoffmanns Erzählungen

Frau Hoffmanns Erzählungen

Titel: Frau Hoffmanns Erzählungen
Autoren: Schöffling & Co.
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leise: »Kriegst du auch Subventionen?«
    Die gute Katze! Gönnt mir ohne Zweifel ein paar Millionen zusätzlich zum Hungerlohn. Vielleicht nicht ganz uneigennützig: Der Preis für Brekkies steigt mit den Wahlchancen der FDP .
    Â»Wofür sollte ich schon subventioniert werden? Für schlechtes Deutsch wie die Bauern für schlechte Kartoffeln? Für Tippfehler wie Agrarier für fehlenden Umweltschutz?« Ich gestatte mir ein kurzes, bitteres Lachen.
    Die Katze zuckt ärgerlich mit dem Schwanz. »Als ich damals so krank war, hat der Vet gesagt, daß ich mich an einer Maus vergiftet habe. Mäuse, sagte er damals zu dir, sind nicht mehr zum Verzehr geeignet, weil die Bauern zuviel Gift streuen. Seitdem sind Jahre vergangen. Aber hast du etwas dagegen getan?«

    Ich möchte antworten, daß ich den Verzehr von Mäusen schon seit hunderttausend Jahren eingestellt habe. Doch das klänge zynisch. Statt dessen:
    Â»Dafür haben wir Agrarfunktionäre, Minister und Brüssel.«
    Â»Ja, und was machen die? Die subventionieren die Bauern!«
    Â»Dafür sind sie da, dafür werden sie gewählt.«
    Â»Gewählt, damit ich mich vergifte?«
    Â»Tierärzte wollen auch leben.«
    Â»Dann müssen die eben subventioniert werden.«
    Â»Unsere Arbeitslosen kosten schon genug.«
    Â»So viel wie Vorstandsvorsitzende?«
    Frau Hoffmann kann zwar rechnen wie jedes Zirkuspferd. Aber sie ist kleinlich. Konzernvorstände können froh sein, daß sie keine Aktien besitzt. Ihr durchdringendes Miau klänge den Aktionären noch tagelang in den Ohren.
    Sie springt vom Sofa und läuft zum Fenster. Auf der Straße heulen Sirenen.
    Â»Auf einen Notarztwagen kommen fünf heulende Limousinen. Was transportieren die denn Wichtiges, daß sie so laut sein dürfen?«
    Â»Vielleicht die letzten nicht giftigen Mäuse, vielleicht aber auch die, welche die Mäusevergifter subventionieren.« Es ist nicht leicht, ihr rechtsstaatliche Strukturen zu erklären. Wieviel schwerer muß es da für unsere Lehrer sein, PISA -geschädigte Kids zu unterrichten? Ich beschließe, ihrer Bildung mehr Zeit zu widmen. Doch zunächst muß ich auf den Markt. Es sind keine Kartoffeln mehr in der Küche, nichtsubventionierte Kartoffeln, wohlgemerkt! Als umweltbewußter Haustierhalter kaufe ich keine anderen. Als ich mir den Einkaufskorb schnappe und zur Tür gehe, sagt die kluge Katze:
    Â»Wie wär’s mal wieder mit einer Hühnersuppe? Da kannst du deinen geliebten Ingwer händeweise verbrauchen!« Daß ein Suppenhuhn auch eine Leber, Lunge und Magen besitzt, die ihr traditionsgemäß zustehen, muß sie nicht extra betonen. Das weiß ich, ohne daß sie es sagt.

    Ich muß nur aufpassen, daß man mir kein subventioniertes Huhn andreht. Es könnte ihm der Geschmack von Steuerverschwendung anhaften, der ziemlich unbekömmlich ist. Geschätzt wird er nur von Agrarfunktionären, Großbauern und Brüsseler Lobbyisten. Und, das kann ich leider nicht leugnen, von Frau Hoffmann. Ihr ist es egal, was mit meinen Steuergeldern geschieht. Hauptsache, sie bekommt ihren Anteil.

Potsdam liegt nicht in England
    Manchmal, wenn sie lang ausgestreckt auf der Seite liegt, mit dem Kopf auf den Pfoten und mir den Rücken zudreht, wirkt sie ungewöhnlich lang. Als könne sie sich wie eine dicke Raupe nach Herzenslust dehnen. Nicht daß Frau Hoffmann eine Ähnlichkeit mit einer Raupe hätte, Gott bewahre, sie ist eine Schönheit in allen Lebenslagen. Aber manchmal eine ungewöhnlich lange Schönheit. Dem Genius loci verpflichtet, könnte ich sagen, sie sei eine Lange Katze, so wie der Alte Fritz seine Langen Kerls hatte. Das sage ich ihr auch.

    Zunächst reagiert Frau Hoffmann überhaupt nicht. Dann zieht sie zuerst ihre Hinterbeine ein, schlägt einmal müde mit dem Schwanz und hebt den Kopf. Schon wirken ihre Proportionen wieder ganz normal.
    Â»Wer ist der Alte Fritz? Ein Oberkellner im Adlon?«
    Ich bin mir der Respektlosigkeit bewußt. Jetzt, wo sie das olle Schloß wieder aufbauen wollen, kann man wirklich nicht mehr vom Alten Fritz sprechen. »Er war König hier in Berlin und wird Friedrich der Große genannt.«
    Â»Und seine Langen Kerls?«

    Â»Eine Art privater Fußballmannschaft, wahrscheinlich auf Kopfbälle spezialisiert.«
    Schon erlischt ihr Interesse an preußischer
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