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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel
Autoren: Caroline L. Jensen
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Geschöpf, diese Frau Bengtsson. Aber ziemlich harmlos, findest du nicht auch?« Er warf Satan einen Seitenblick zu, der ihn schlucken ließ.
    »Harmlos? Wie kannst du das sagen? Du, der alles gesehen hat. Okay, bloß weil sie flucht oder erzählt, dass ihre Mama haarige Beine hatte, landet sie noch nicht in meinem Feuersee. Aber sie hat Ehebruch begangen!« Herausfordernd sah er den Ewigen an.
    »Ja, aber …«
    »Was, aber?«
    »Sie bereut es. Es ist die einzige dieser ganzen Dummheiten, die sie wirklich bereut. Sie gibt es zwar nicht zu, aber sieh nur, wie sie all ihre Selbstverachtung auf den armen Briefträger projiziert. Sie bereut es zutiefst. Aufrichtige Reue führt sofort zu meiner Vergebung, lieber Wanderer. Wenn einer das wissen müsste, dann du.« Gott lächelte ihn an, und Satan geriet außer sich vor Wut.
    »Wenn einer das wissen müsste. Ich weiß es sehr wohl, aber wenn du glaubst, ich hätte mich verändert, dann irrst du dich. Ich bereue nicht eine Sekunde, dass ich mich geweigert habe, tagaus, tagein langweilige Lobeshymnen auf dich zu singen. Ich bereue nicht eine Sekunde, dass ich mich von deinen Regeln befreit habe. Ja, ich bin frei, egal wie sehr ich dich vermisse. Frei!«
    »Ja, ja, ich weiß«, antwortete Gott. »Du bereust nichts. Noch nicht.«
    »Halt’s Maul«, murmelte Satan. Er hasste es, wenn Gott mit seiner Allwissenheit prahlte. »Okay, sie bereut den Ehebruch. Wenn du meinst. Aber was ist mit Herrn Rubin? Ich wette, dass sie keinen einzigen Gedanken an ihn verschwendet hat, seit die Polizei ihn abgeholt hat. Du weißt doch, was sie mit dem armen Alten gemacht hat?«
    »Tu nicht so«, sagte Gott. »Du weißt genau, dass ich es weiß.«
    »Und?«
    »Sie hat dem alten Narren damit einen Dienst erwiesen. Durch deine Nummer mit dem Kanarienvogel ist er endgültig durchgedreht. Und dann der Stress mit der Polizei und das Diebesgut in seinem Schuppen, das war einfach zu viel. Er starb drei Stunden nachdem sie ihn in der Psychiatrie eingeliefert hatten. Er ist jetzt bei mir.« Gott lachte. »Er hat es gut, und er freut sich sehr, dass es wirklich so war, wie er dachte – dass ihn ein Teufelsvogel besucht hat. Dass er nicht verrückt war. Jedenfalls nicht am Anfang.«
    »Pfui Teufel«, brummelte Satan.
    »Ja?« Gott sah ihn an.
    »Aber! Wir fliegen hier schließlich nicht ohne Grund. Du bist hier, weil du weißt, was sie vorhat. Sie will einen unschuldigen Menschen töten. Sie will das wichtigste aller Gebote brechen.«
    Gott kicherte. »Aber mein geliebter Wanderer.« Satan wurden die Augen feucht, wenn Gott ihn seinen Geliebten nannte. »Seit wann zählt schon der Gedanke?«

35
    E rst als sie auf die Landstraße einbogen, die aus Jämnviken herausführte, fiel ihr ein, dass sie keine Waffe mitgenommen hatte. Kein Messer, kein … Schraubenzieher, kein Gift.
    Spinn nicht rum, du dummes Huhn. Wie hättest du ihn denn vergiften wollen? Mit Suppe aus der Thermoskanne?
    Eigentlich keine dumme Idee. Sie könnte sagen, dass sie für ihn gekocht hatte, weil sie ihn so liebte, und ihm eine Thermoskanne mit Pilz- und Rattengiftsuppe mitgeben. Warum war ihr das nicht früher eingefallen! Eine brillante Idee.
    »Bengtsson, Bengtsson!« Er hatte sich in eine Art euphorisches Mantra hineingesteigert, der Verrückte, das er sogar in seine grässliche Schlager- CD zu integrieren verstand. Gerade war
Zehntausend rote Rosen
an der Reihe, und jedes Mal wenn der Refrain vorbei war, fügte er ein »Bengtsson, Bengtsson!« hinzu, bevor er mit der CD um die Wette weitersang.
    »Zum Teufel, Beggo, sag wenigstens
Frau
Bengtsson. Wir sind doch nicht beim Militär.«
    Er sah sie ekstatisch an. »Nicht Frau! Nicht Frau und Bengtsson. Frau Beggo!«
    Sie musste sich zusammenreißen. Es tat weh, ihn anzulächeln, wenn er so etwas sagte. »Natürlich. Frau Beggo.« Sie wollte kotzen.
    »Zehntausend rote Rosen auf einmaaaaal!«, grölte Beggo fröhlich und legte eine Hand auf ihr Bein.
    Ich werde verrückt, ich spüre es. Gleich drehe ich durch. Und jetzt fasst er mich auch noch an. Ich … ich …
    Etwas piepste laut. Es war das eingebaute GPS , das den Fahrer warnte, dass er mit dreiundneunzig Stundenkilometern über eine Straße düste, auf der Tempo siebzig galt. Beggo schien es nicht zu kümmern, er grölte weiter.
    »Zehntausend rote Rosen und ein Liiiiied – Bengtsson! Bengtsson! Frau Beggo!«
    Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Frau Bengtsson hörte, wie es in ihrem Schädel klickte, und
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