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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel
Autoren: Caroline L. Jensen
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oder irgendwelche andere kleine …«, Satan beherrschte sich im letzten Moment, bevor das Wort »Mistviecher« über Rakels Lippen kam, »… Piepmätze.«
    »Okay. Haben Sie vielen Dank, Frau?«
    »Karlsson. Fräulein.«
    »Vielen Dank, Fräulein Karlsson. Es sieht tatsächlich so aus, als wäre der Alte schlicht und einfach durchgedreht. Wollen Sie den Fahrraddiebstahl anzeigen?«
    Frau Bengtsson dachte nach. »Nein, nein. Jetzt habe ich es ja wieder, und es sieht unversehrt aus. Wozu das System unnötig belasten?«
    »Da haben Sie recht. Unter uns gesagt: Es wäre sowieso nichts dabei herausgekommen«, sagte die Polizistin.
    »Wieso denn?«, fragte Rakelmirakel interessiert aus der Küche.
    »Er hatte merkwürdiges Diebesgut im Schuppen. Teure Cremes. Clinique-Augencreme. Was soll ein alter Knacker damit anfangen? Und dann das mit den Vögeln.« Es war unklar, ob die Polizistin sich schüttelte oder mit den Schultern zuckte. »Das mit den Vögeln ist interessant. Wir haben nämlich jede Menge tote Vögel in seinem Haus gefunden.«
    »Was?«, riefen Frau Bengtsson und Rakel gleichzeitig.
    »Ja, der Kescher, den Sie erwähnten, stand auf dem Balkon. Sieht aus, als hätte er damit Vögel gefangen und sie dann totgeschlagen. Meisen, Rotkehlchen, Dompfaffen und Amseln. Als wir ihn fragten, behauptete er, dass der Teufel in den Singvögeln stecke. Er sei vor kurzem von einem Vogel attackiert worden, der vom Teufel besessen war. Ein Kanarienvogel, ausgerechnet, und er habe die
Carmina Burana
gezwitschert. Sie sehen selbst. Der Alte hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    »Was wird nun geschehen?«, fragte Frau Bengtsson mit einem Anflug schlechten Gewissens. Offenbar war Herr Rubin wirklich krank im Kopf. Satan lachte sich in Rakels Fäustchen.
    »Wir fahren ihn in die Psychiatrie, die können das besser beurteilen. Für mich sieht es aus, als müsse er in ein Heim. Wer tote Singvögel in seinem Wohnzimmer sammelt, sollte besser nicht allein wohnen.«
    »Nein«, sagte Frau Bengtsson, »wirklich nicht.«
    »Es ist tragisch, wenn alte Menschen den Verstand verlieren. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte die Polizistin und steckte ihren Notizblock ein. Das Einzige, was sie notiert hatte, war: »Merkwürdiges Benehmen«.
    »Das ist doch selbstverständlich. Kommen Sie ruhig wieder, wenn noch etwas sein sollte. Und vielen Dank für das Fahrrad!«
    »Ich danke auch. Einen schönen Tag!«
    »Danke, gleichfalls«, sagte Frau Bengtsson, schloss die Tür und ging in die Küche.
    »Shit«, sagte Rakelsatan. »Tote Singvögel im Wohnzimmer, stell dir mal vor!«
    Frau Bengtsson lächelte unfreiwillig. »Nein, das ist total verrückt. Ein Glück, dass ich die Polizei auf ihn gehetzt habe. Wer weiß, was noch alles passiert wäre?« Sie schüttelte sich.
    »Ja«, sagte Satan. »Es war gut so. Wo waren wir stehengeblieben?« Er trank einen Schluck Kaffee.
»Reden mit Herr Bengtsson. Er muss wissen.
Was wirst du dagegen tun?«
    Frau Bengtsson starrte Fräulein Karlsson verständnislos an. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die immer noch die Karte in der Hand hielt.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Irgendwas musst du tun. Aber, aber …« Rakelmirakel trank nonchalant einen Schluck Kaffee. »Noch drei Gebote übrig?«
    »Eins«, sagte Frau Bengtsson und starrte fassungslos auf die Karte.
    »Nur eins? Und was ist mit dem neunten und dem zehnten? ›Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus‹ und ›Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist‹?«
    Sie lachte bitter. »Ich wohne in Jämnviken, Rakel, und außerdem bin ich ein Mensch. Diese zwei Gebote habe ich mein Leben lang gebrochen, und zwar jeden Tag. Ich hätte ums Verrecken nicht anders gekonnt.«
    »So, so«, antwortete der Wanderer. »Dann wäre wirklich nur noch ein Gebot übrig. Hast du schon entschieden, wen du töten wirst?«
    »Ja«, antwortete Frau Bengtsson, den Blick fest auf die Karte gerichtet. Ohne ein Wort ging sie zum Kühlschrank, schenkte ein großes Wasserglas voll Weißwein und trank es auf einen Zug aus.
    »Ja, das habe ich.«

30
    B eggo also«, sagte Rakelsatan ernst und sah Frau Bengtsson an, die nervös mit dem Saum der Küchengardine spielte.
    »Mm. Ich weiß es nicht. Oder doch.« Jetzt sah sie Rakel in die Augen. »Doch, Beggo.«
    »Das klingt nicht gerade überzeugt.«
    »Aber es liegt auf der Hand. Ganz egal wen ich aussuche, schwer ist es auf jeden
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