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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel
Autoren: Caroline L. Jensen
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und auf ihren Privatchauffeur wartete. Wer sagt heutzutage schon »Textverarbeiter«? Nur Snobs, entschied sie und fühlte sich gleich besser.
    Frau Bengtsson rannte und rannte. Sie rannte in die falsche Richtung, an zwei Bushaltestellen vorbei, und erst an der dritten traute sie sich stehen zu bleiben. Als der Bus endlich kam und am Einkaufszentrum vorbeifuhr, schaute sie verstohlen durchs Fenster, aber die Oma, (die Dame!) war verschwunden, und Frau Bengtsson entschied, dass sie mit größter Wahrscheinlichkeit ins Geschäft zurückgegangen war und sich dasselbe Modell noch einmal gekauft hatte. Für die Häkeldame waren zwanzigtausend nämlich Peanuts.

    Als sie in die Fröjdgata zurückkam, hatte sie plötzlich eine Offenbarung. Ein genialer Plan war ihr eingefallen. Sie schlich in Herrn Rubins Garten und öffnete die Tür zu seinem Schuppen, die wie erwartet unverschlossen war. Dort stellte sie den Karton ab und leerte ihre Taschen. In letzter Sekunde änderte sie ihre Meinung und stopfte eine Cremedose zurück in die Jacke. Es war immerhin Clinique. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand auf der Straße war, schlich sie wieder hinaus und ging nach Hause, in ihren eigenen Schuppen. Dort holte sie ihr Fahrrad, das sie ebenfalls heimlich in Herrn Rubins Schuppen abstellte.
    Der Polizist, der ihren Anruf entgegennahm, bedauerte den Fahrraddiebstahl, doch könne er dafür keine Streife vorbeischicken. Was ausgezeichnet in Frau Bengtssons Plan passte.

29
    H allo?«, flüsterte sie in den dicken schwarzen Bakelithörer. »Ist dort die Polizei?«
    »Ja. Mit wem spreche ich?«
    »Ich möchte anonym bleiben«, flüsterte sie.
    »Worum geht es?«
    »Hören Sie zu.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause.
    »Ja? Hallo, sind Sie noch dran?«
    »Seien Sie still und hören Sie zu.« Das Spiel gefiel ihr. »Ich weiß, wer gestern Nachmittag die alte Dame im Einkaufszentrum von Jämnviken beraubt hat.«
    »Aha, und woher …?«
    »Pssst! Nur zuhören! Der Name des Mannes, der hinter allem steckt, ist Rubin, und er wohnt in der Fröjdgata Nummer 7 , in Jämnviken.« Sie holte tief Luft. Beinahe hätte sie »hier in Jämnviken« gesagt. Aber wahrscheinlich konnte die Polizei sowieso feststellen, aus welcher Telefonzelle sie anrief. Nach einer Sekunde fügte sie hinzu: »Er steckt hinter vielen Diebstählen und Schiebereien und hortet jede Menge Diebesgut. Fröjdgata 7. Jämnviken. Bitte schön.« Sie legte den Hörer auf. Die Straße war menschenleer, und sie entfernte sich rasch von der Telefonzelle. Nach Hause. Dort setzte sie sich mit einer großen Tasse Kaffee ans Küchenfenster – natürlich hinter der Gardine – und wartete.
    Als Erstes kam Rakel zur Tür heraus, überquerte die Straße und klingelte bei Frau Bengtsson.
    Frau Bengtsson klopfte ans Fenster und bedeutete ihr, dass die Tür offen war und sie eintreten sollte.
    »Was tust du da?«, fragte Rakelsatan schon im Flur. »Du sitzt schon seit einer halben Stunde hier und starrst zum Fenster hinaus. Und ich saß an meinem Fenster, seit ich dich entdeckt hatte, und fragte mich, was du vorhast. Aber was immer es ist, es ist bestimmt lustiger zu zweit. Mit einer Tasse Kaffee natürlich. Also: Was hast du vor?«
    »In der Thermoskanne auf dem Tisch ist warmer Kaffee, bedien dich. Ich habe falsch Zeugnis geredet wider meinen Nächsten.«
    »Oh! Erzähl!«, sagte der Teufel verzückt.
    »Ich habe ein paar Sachen gestohlen – du weißt schon, das siebte Gebot – und sie bei Herrn Rubin abgestellt. Auch mein Fahrrad, das ich gestern als gestohlen gemeldet habe. Und vorhin habe ich die Polizei angerufen, anonym natürlich.« Frau Bengtsson klang stolz und zeigte keine Spur von Scham.
    »Wie listig!«
    Ja, das fand sie auch.
    Satan nahm einen Stuhl und setzte sich neben sie ans Fenster. »Alle Achtung. Das darf ich nicht verpassen.«
    Frau Bengtsson sah ihre Nachbarin leicht verwundert an, aber in letzter Zeit waren so viele seltsame Dinge geschehen, dass sie nicht weiter darüber nachdachte. »Wenn ich jetzt nicht in der Hölle lande!«
    Satan kicherte. »Definitiv.«
    Nach einer weiteren halben Stunde kam ein Polizeiauto langsam um die Ecke, und beide lehnten sich neugierig nach vorn.
    »Verdammte Scheiße!«, sagte Frau Bengtsson. Direkt hinter dem Streifenwagen fuhr, ebenso langsam, die Gelbe Gefahr. Rakelsatan schwieg und schaute erwartungsvoll zu. Draußen hielt die Polizei auf der einen und die Gelbe Gefahr auf der anderen Straßenseite an. Genau
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