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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman
Autoren: PeP eBooks
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das Seitenfenster um die Ohren.
    Und die schnuckeligen Typen würden sagen: »Wow.«
     
    Springt zu einem anderen Polizeibeamten, dem, der mein Auto nach der Patronenhülse und Knochenfragmenten und so was abgesucht hatte, der stellte fest, dass ich mit halb offenem Fenster gefahren war. Ein Autofenster, erzählt mir dieser Mann über den 18x24-Hochglanzfotos, auf denen ich ein weißes Laken trage, ein Autofenster sollte immer entweder ganz offen oder ganz zu sein. Er könne gar nicht sagen, wie viele Kraftfahrer er schon gesehen habe, die bei Autounfällen von ihren Fenstern geköpft worden waren.
    Wie hätte ich da nicht lachen sollen.
    Das war sein Wort: Kraftfahrer.
    So, wie mein Mund war, bekam ich nur noch diesen einen Laut heraus: Lachen. Ich konnte nicht nicht lachen.
     
    Springt zu der Zeit nach den Fotos, als die Leute aufhörten, mich anzusehen.
    Manus kam am Abend vorbei, nach der Notaufnahme, nachdem ich in den OP-Saal gekarrt worden war, nachdem die Blutung aufgehört hatte und ich in einem Privatzimmer lag. Dann tauchte Manus auf. Manus Kelley, mein Verlobter, bis er sah, was von mir übrig war. Manus saß da und betrachtete die Hochglanzfotos von meinem neuen Gesicht, blätterte sie durch und ordnete sie neu, drehte sie um und hielt sie schräg, so wie man es mit diesen komischen Vexierbildern macht, wo du zuerst eine schöne Frau zu sehen bekommst, aber dann, wenn du noch mal hinsiehst, ist da eine alte Hexe.

    Manus sagt: »O Gott.«
    Sagt dann: »O Gott o Gott.«
    Sagt dann: »Herrgott im Himmel.«
    Das allererste Mal, dass ich mit Manus ausging, wohnte ich noch bei meinen Eltern. Manus zeigte mir eine Dienstmarke in seiner Brieftasche. Zu Hause hatte er eine Pistole. Er war Polizist, bei der Sitte, ziemlich erfolgreich. Er war uralt, fünfundzwanzig, und ich war achtzehn, trotzdem waren wir zusammen. In so einer Welt leben wir nun mal. Einmal, als wir segeln waren, hatte er eine Speedo-Badehose an, und jede erfahrene Frau sollte wissen, dass das bisexuell bedeutet, mindestens.
    Meine beste Freundin, Evie Cottrell, ist Model. Evie sagt, dass schöne Menschen nie miteinander ausgehen sollten. Zusammen erzeugen sie einfach nicht genügend Aufmerksamkeit. Evie sagt, wenn so zwei zusammen auftreten, verschieben sich alle Schönheitsmaßstäbe. Man kann das richtig fühlen, sagt Evie. Wenn ihr beide schön seid, ist keiner von euch schön. Zusammen, als Paar, seid ihr weniger als die Summe eurer Einzelteile.
    Keiner von euch wird dann noch richtig zur Kenntnis genommen.
    Trotzdem, bei den Dreharbeiten für so ein Infomercial, eine von diesen ewig langen Werbesendungen, wo du immer denkst, jetzt ist es aber gleich zu Ende, denn schließlich ist es ja nur Werbung, aber tatsächlich dauert es dann dreißig Minuten - ich und Evie, wir tragen den ganzen Nachmittag hautenge Abendkleider und verführen die Fernsehzuschauer, die Num Num Snack Factory zu kaufen -, und Manus sitzt unter den Zuschauern im Studio, und nach dem Dreh meint er: »Lass uns segeln gehen«, und ich sage: »Klar!«

    Also gehen wir segeln, und weil ich meine Sonnenbrille vergessen habe, kauft Manus mir eine auf dem Pier. Meine neue Sonnenbrille ist genau die gleiche wie Manus’ Vuarnet, nur dass meine nicht in der Schweiz, sondern in Korea hergestellt wurde und zwei Dollar kostet.
    Fünf Kilometer auf hoher See stolpere ich über irgendwelche Sachen auf dem Deck. Ich falle vom Boot. Manus wirft mir ein Tau zu, und ich greife daneben. Manus wirft mir ein Bier zu, und ich kann es nicht auffangen. Kopfschmerzen, ich kriege die Sorte Kopfschmerzen, mit denen Gott die Leute im Alten Testament heimgesucht haben könnte. Ich habe nicht mitbekommen, dass eins meiner Sonnenbrillengläser dunkler ist als das andere, fast undurchsichtig. Deswegen bin ich auf einem Auge blind und habe keine Tiefenwahrnehmung.
    Damals weiß ich das noch nicht, dass meine Wahrnehmung gründlich gestört ist. Es liegt an der Sonne, sag ich mir, also trage ich die Sonnenbrille immer weiter und stolpere blind und mit Schmerzen durch die Gegend.
     
    Springt dahin, wo Manus mich zum zweiten Mal im Krankenhaus besucht, da erzählt er den 18x24-Hochglanzfotos von mir in dem weißen Laken, Eigentum des La Paloma Memorial Hospital, dass ich daran denken sollte, mein Leben wieder aufzunehmen. Ich sollte anfangen, Pläne zu schmieden. Weißt du, sagt er, Kurse belegen. Meinen Abschluss machen.
    Er sitzt neben meinem Bett und hält die Fotos zwischen uns, so dass ich weder sie
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