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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman
Autoren: PeP eBooks
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dem zweiten Stock aufs Betonpflaster gepurzelt war.
    Das waren ihre Worte: Panne, bisschen, purzeln. Das Missgeschick des Anwalts. Mein schlimmer Unfall .
    Schwester Katherine kam alle sechs Stunden, um meine Vitalparameter zu kontrollieren. Meinen Puls an dem Sekundenzeiger ihrer dicken, silbernen Herrenarmbanduhr zu messen. Die Blutdruckmanschette um meinen Arm zu wickeln. Um meine Temperatur zu messen, schob sie eine Art elektrische Pistole in mein Ohr.
    Schwester Katherine gehörte zu der Sorte Nonne, die einen Ehering trägt.
    Und Verheiratete denken immer, dass Liebe die Lösung für alles ist.
     
    Springt zurück zu dem Tag meines schlimmen Unfalls, als alle so rücksichtsvoll waren. Die Leute, die mich in der Notaufnahme alle vorließen. Die Polizei bestand darauf. Und dann gab man mir so ein Krankenhausformular, wo mit unauslöschlicher blauer Tinte »Eigentum des La Paloma Memorial Hospital« auf den Rand gedruckt war. Als Erstes bekam ich Morphium, intravenös. Dann wurde ich auf eine Rollbahre gelegt.
    An das alles kann ich mich kaum erinnern, aber die Tagesschwester hat mir von den Polizeifotos erzählt.
    Auf den Bildern, diesen großen 18x24-Hochglanzfotos,
die sich tadellos in mein Portfolio einfügen würden. Schwarzweiß, sagte die Schwester. Jedenfalls sitze ich auf diesen 18x24-Fotos aufrecht auf einer Rollbahre, mit dem Rücken an die Wand der Notaufnahme gelehnt. Die diensthabende Schwester verbrachte zehn Minuten damit, mir mit einer winzigen OP-Schere das Kleid vom Leib zu schneiden. An das Schneiden erinnere ich mich. Es war mein Baumwollkreppsommerkleid von Espre. Ich erinnere mich, als ich dieses Kleid aus dem Katalog bestellte, hätte ich beinahe gleich zwei davon genommen, so bequem sind die, mit lockerem Sitz, so dass der Wind in die Ärmellöcher fährt und den Saum mit Leichtigkeit bis über die Taille hebt. Aber wenn kein Wind geht, kommst du ins Schwitzen, und der Baumwollkrepp klebt an dir wie die Würzmischung von Kentucky Fried Chicken, nur dass das Kleid am Körper praktisch durchsichtig ist. Du trittst auf eine Terrasse, und es ist ein tolles Gefühl, die Millionen Scheinwerfer, die dich aus der Menge herausheben, oder du spazierst bei dreißig Grad im Schatten in ein Restaurant, und alle drehen sich um und starren dich an, als hättest du gerade einen bedeutenden Preis für irgendeine bedeutende Lebensleistung erhalten.
    So hat es sich angefühlt. Ich kann mich an diese Art von Aufmerksamkeit erinnern. Es fühlte sich immer an wie dreißig Grad im Schatten.
    Und ich erinnere mich an meine Unterwäsche.
    Tut mir leid, Mom, tut mir leid, mein Gott, aber ich hatte nur so ein kleines Stoffdreieck vorne an, mit Seitenschnüren und einem String, der untenrum durch die Spalte zur Spitze des Dreiecks führte. Fleischfarben. Dieser String, der in der Spalte sitzt, den man Hinternzahnseide
nennt. Ich trug die knappe Unterwäsche für den Fall, wo das Baumwollkreppkleid fast durchsichtig wird. Man hat das einfach nicht auf der Rechnung, dass man plötzlich irgendwie in der Notaufnahme landet, dass sie einem das Kleid vom Leib schneiden und Polizisten einen fotografieren, wie man auf einer Rollbahre sitzt mit einer Morphiuminfusion im Arm und einer Franziskanerin, die einem ins Ohr schreit: »Machen Sie Ihre Fotos! Machen Sie die Fotos, schnell! Sie verliert immer noch Blut!«
    Nein, im Ernst, es war lustiger, als es sich anhört.
    Lustig wurde es, als ich auf dieser Rollbahre lag, ich, diese anatomisch korrekte Stoffpuppe, mit nichts bekleidet als diesem kleinen Dreieck und meinem Gesicht so, wie es jetzt ist.
    Die Polizisten sagten der Nonne, sie solle mir ein Laken über die Brüste halten. Damit sie mein Gesicht fotografieren können, aber es ist ihnen ungeheuer peinlich, wie ich da so oben ohne herumliege.
     
    Springt dahin, wo sie sich weigern, mir die Fotos zu zeigen, und einer der Polizeibeamten sagt, fünf Zentimeter weiter oben, und die Kugel hätte mich getötet.
    Ich habe das nicht kapiert.
    Fünf Zentimeter weiter unten, und ich würde in meinem pikanten Baumwollkreppsommerkleid stecken und den Mann von der Versicherung zu überreden versuchen, dass sie auf meinen Eigenanteil verzichten und mir das Autofenster voll ersetzen. Dann würde ich, mit Sonnenschutz eingecremt, an einem Swimmingpool liegen und ein paar schnuckeligen Jungs erzählen, wie ich in meinem Stingray durch die Gegend kutschiere, als ein Stein oder
ich weiß nicht was, aber jedenfalls fliegt mir plötzlich
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