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Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Titel: Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
Autoren: Thomas Herzberg
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dessen Ende Haruns
Verurteilung stünde. Er hatte seine Schwester am Frühstückstisch kaltblütig mit
einem stumpfen Messer umgebracht. Einundzwanzig Stiche, so hatte es sich bei
der späteren Obduktion herausgestellt, waren es gewesen, die dem jungen Mädchen
keine Überlebenschance ließen. Besonders prekär wirkte in diesem Zusammenhang,
dass dabei die ganze Familie zugesehen hatte und später sogar Haruns Flucht
zumindest nicht verhindert hatte. Seit Jahren geisterten Begriffe wie Ehrenmord
oder Blutrache durch die Medien. Lange schon gehörten solchen Taten auch in
Deutschland zum traurigen Alltag. Manfred Wegner hatte, als Chef der Hamburger
Mordkommission, häufiger mit derart motivierten Straftaten zu tun. Verstehen konnte
er es bis heute nicht, warum da ein Bruder auf seine Schwester, oder ein Vater
auf seinen Sohn losging.
    Er lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück
und grunzte zufrieden. Der Autobahnkiller, so hatte die Presse Frank Müller
bereits nach seiner ersten Tat genannt, war Vergangenheit und auch der zweite
aktuelle Fall schien kurz vor seinem Abschluss zu stehen. Wegner glaubte schon,
dass er die kommenden Tage lange überfälligen Ablagearbeiten widmen könne, als
ihn das Telefon aus den Gedanken riss.
    »Mordkommission!«
    »Nisoni hier, Morgen Herr Hauptkommissar. Wir
benötigen Ihre Hilfe – am Flughafen.«
    »Hat man Sie nach Fuhlsbüttel versetzt, Nisoni?«,
Wegner kannte den jungen Polizisten, der ihm damals, auf der Suche nach dem
ersten Hurenkiller, wertvolle Dienste geleistet hatte. »Ich hatte seinerzeit
ein gutes Gefühl bei Ihnen und heute schwingen Sie am Flughafen die Kelle ...?«
    »Immer noch der Alte, Herr Hauptkommissar – daran
wird sich wohl nie was ändern.«
    »Spaß
beiseite – was gibt`s da draußen bei Ihnen?«
    »Wir
haben hier einen toten Jungen – im Straßengraben.«
    »Gewalteinwirkung?«
    »Da bin
ich sicher ...«
     
    Zehn
Minuten später saß Wegner bereits hinter dem Steuer seines Wagens und lenkte
den alten Kombi, dessen Achslager bedrohlich knarrten, auf den Ring3.
Schmunzelnd dachte er in diesem Moment an seine jungen Kollegen, die heute noch
mit ihren getunten Kisten zum Dienst erschienen, und morgen bereits mit einer
Familienkutsche. Im Leben veränderten sich viele Dinge. Nachwuchs jedoch
hinterließ bei weitem die mächtigsten Spuren. Davor verbrachte man noch jedes
Wochenende mit der Freundin auf dem Kiez und kehrte erst bei Sonnenaufgang
heim. Mit einem kleinen Quaker änderte sich das nachhaltig. Kollegen wurden
häuslich und man konnte gelegentlich sogar ein ernsthaftes Gespräch mit ihnen
führen. Für Wegner galten diese Veränderungen kaum. Er fuhr schon seit Jahren
einen Kombi, allein schon wegen Rex, der in einem normalen Auto nicht zu halten
war. Der alte Schäferhund liebte Kopfstützen und fraß zwei davon in nicht mal
zehn Minuten auf. Eine Sitzbank, auf der er mehr als ein paar Tage schlief, war
danach nicht einmal mehr als Brennmaterial zu verwenden.
    Und
trotzdem regten sich seit einiger Zeit immer wieder seltsame Gedanken in ihm.
Was, oder besser wie viel sich für ihn verändern würde, konnte er nicht mal
einschätzen. Er freute sich auf sein erstes Mal – und das mit sechsundfünfzig –
fast siebenundfünfzig. Dass sich dann natürlich Bedenken regen, konnte ihm
niemand verübeln. Am achtzehnten Geburtstag seines Kindes würde er sich
gedanklich bereits mit seinem Fünfundsiebzigsten auseinandersetzen. Es war kaum
davon auszugehen, dass er sich jemals eigener Enkelkinder erfreuen dürfte. Und
wenn, dann würden diese sich über den sabbernden alten Kerl bestenfalls lustig
machen.
     
    Endlich
erreichte er die Straße am Flughafen und konnte damit auch diese seltsamen
Gedanken loswerden. Fest stand, dass ein gründliches Gespräch mit Vera
notwendig war, in dem sie einen langfristigen Blick in die Zukunft richten
müssten. Das Leben eines Kindes war schließlich kein Blatt im Wind, das man dem
Zufall überließ.
    »Herr
Hauptkommissar, guten Morgen!«, Nisoni riss Wegner aus den letzten Überlegungen
und verfrachtete ihn damit grob in die Realität zurück.
    »Polizeimeister
Nisoni, ich freue mich, Sie zu sehen – einer der wenigen Lichtblicke in unserem
traurigen Geschäft.«
    »Obermeister,
Herr Hauptkommissar ... und ab nächste Woche sogar einen Dienstgrad weiter –
dank Ihrer freundlichen Empfehlung.«
    »Damit
habe ich nichts zu tun«, erwiderte Wegner grinsend. Natürlich erinnerte er sich
an die Anfrage der
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