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Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Titel: Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
Autoren: Thomas Herzberg
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Dienststelle. Aber in einem solchen Moment hüllte man sich
gepflegt in Schweigen, bevor noch jemand über Begünstigung argwöhnte. »Kommen
wir zur Sache, Obermeister. Was haben wir hier?«
    »Einen
toten Jungen – schätze so fünfzehn bis sechzehn ...«
    »Und wie
kommen Sie darauf, dass Gewalt im Spiel war?«
    »Er
trägt Handschellen, damit wird er sich kaum selbst etwas angetan haben.«
    »Klugscheißer!«
    Die
beiden Männer grinsten zaghaft und gingen nun ein paar Schritte in Richtung
Straßengraben. Selbst die wenigen Stunden hatten beeindruckende Spuren
hinterlassen. Laub bedeckte mittlerweile fast den gesamten Leichnam des Jungen.
Er lag wie hingegossen auf dem Bauch. Seine Kleidung, insbesondere die dicke Jacke,
hatte sich mit Wasser vollgesogen und wirkte dadurch schwer und wie
aufgebauscht. Sein Gesicht ragte zur Hälfte nach oben. Ein leerer toter Blick
traf Wegners Augen und ließ ihm in diesem Moment sogar einen Schauer über den
Rücken laufen.
    »Das ist
ein hübscher Junge gewesen«, entfuhr es dem Hauptkommissar, selbst wenn das
eher unpassend erschien.
    Nisoni
nickte nur und machte zwei lange Schritte in den Straßengraben hinein.
Vorsichtig schob er ein paar Blätter beiseite und wies auf die Handschellen.
»Lange kann er hier nicht liegen«, jetzt deutete er auf einen Mann mittleren
Alters, der, zusammen mit seinem Hund, etwas abseits stand. »Der Mann geht
jeden Tag drei Mal hier ... morgens, mittags und abends. Er ist sich sicher,
dass die Leiche gestern Abend noch nicht hier gelegen hat.«
    Ohne
weiteren Kommentar drehte sich Wegner um und ging auf den nervös wirkenden Mann
zu. »Wegner, Hauptkommissar Wegner – Sie haben die Leiche gefunden?«
    »So ist
es«, begann der Gefragte stotternd, »Axel Hoffmann ... ich wohne dort hinten.«
Mit fahriger Bewegung deutete er auf ein paar Häuser, die in einiger Entfernung
zu sehen waren. »Da hab ich `n Zimmer ... bei `ner alten Frau.«
    »Sie
müssen mich auf die Wache begleiten, Herr Hoffmann.«
    »Wie stellen
Sie sich das vor? Ich muss zur Arbeit – komm` eh schon zu spät – und was soll
ich mit meinem Hund machen?«
    »Den
Hund können Sie mitnehmen, und wenn Sie wollen, dann ruf ich Ihren Chef an.«
    »Das
fehlt grad noch!«

6
     
    V ormittag – rund um den Hauptbahnhof:
    Tim und
Sven hatten in einem Hinterhof übernachtet und eilig ihre Schlafsäcke
zusammengerollt, als die Straßen rundherum zu neuem Leben erwachten. Schon zum
dritten Mal trotteten sie an diesem Morgen die Lange Reihe entlang. Nirgendwo
in Hamburg wirkte der Kontrast zwischen Arm und Reich so befremdlich wie hier.
Auf der einen Seite waren kleine Krämer und Restaurant, welche die Überbleibsel
der vergangenen Nacht unterhielten. Auf der anderen große Steuerberater,
Versicherungen oder bekannte Firmen, die sich hier, in unmittelbarer Nähe zur
Alster, niedergelassen hatten.
    Nicht
selten rümpften Passanten die Nase, wenn ihnen ein Kind entgegenkam, von dem
sie genau wussten, dass es seinen zerbrechlichen Körper für Geld, manchmal
sogar nur für ein warmes Essen verkaufte. Verwahrloste Huren, Fixer, deren
Dealer und andere Gelegenheitsverbrecher rundeten das Bild geschmackvoll
ab.  Jeder wusste, was hier passierte, aber genauso gelang es den meisten,
ihr Wissen zu unterdrücken und gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    Die
beiden Jungen hofften darauf, dass einer der Wirte sie auf ein trockenes Stück
Kuchen oder ein Sandwich einlud, das am vergangenen Abend keinen Abnehmer mehr
finden wollte. Dazu vielleicht einen dünnen Kaffee oder Tee, dann sollte sich
zumindest dieses brennende Hungergefühl vorläufig verabschieden.
    »Gestern
Abend war beschissen«, begann Sven die zurückliegende Nacht in einfacher Art zu
dokumentieren. »Ich hatte nur zwei Freier. Der Erste hat gestunken wie ein Sack
tote Hühner und der Zweite hat mich an der Alsterschwimmhalle aus dem fahrenden
Auto geworfen.«
    Tim
nickte müde. »Bei mir war es auch nicht viel besser. Am Ende hatte ich achtzig
Euro zusammen und hab die gleich an Spike für `n Schuss weitergereicht.«
    »Dieser
Arsch verkauft doch nur Puderzucker. Wenn du dir den Mist drückst, dann bist du
hinterher bestenfalls nach Gummibären süchtig.«
    Die
beiden lachten freudlos und starrten zur anderen Straßenseite hinüber, auf der
ein Krämer gerade zwei Kinder verscheuchte, die sich vor seinem Laden niedergelassen
hatten.
    »Sunny
hat ihren Arsch zum ersten Mal mit zwölf hingehalten«, Tim deutete auf eines
der
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