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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark
Autoren: Karla
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den Anwalt an. Alles, was ich verstand, war: ‚Für diese Sauerei bist du mir ein Leben lang was schuldig!‘ … Da wusste ich, dass Sebastian von Hausner meinen Bruder zu Tode geprügelt hatte. Und das nur, weil er bei mir zuvor keine Erektion bekommen hatte.«
Als Mike das hörte, konnte er seine eigenen Gefühle nicht mehr richtig einordnen. Natalie erzählte von diesem Lehrer, dem Pfarrer, dem Anwalt und letztlich von Petrov. Auch wenn es in seinem Job nicht so sein durfte, in seinen Augen hatte sie jedes Recht, diese Männer zu töten. Hinzu kamen die Machenschaften rund um den Staatsanwalt und diese Transplantationsklinik sowie all das andere, was jetzt aufgeflogen war. Mike wurde plötzlich bewusst, wie sinnlos seine Arbeit war, denn im Grunde hatte er all diese Leute beschützt. Wenn es kein Gut und Böse mehr gab, brauchte man auch keinen, der darüber wachte!
»Willst du den Rest auch noch hören?«, riss ihn Natalie, die sich wieder gesammelt hatte, aus seinen Gedanken, worauf er ein leichtes Nicken andeutete.
»Nachdem man meinen Bruder weggeschafft hatte, ließ man mich noch eine Nacht in diesem Zimmer. Männer kamen keine mehr, aber das wäre mir auch egal gewesen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, noch kaputter kann man mich nicht mehr machen. Am nächsten Morgen kam Petrov, holte mich aus dem Zimmer und führte mich zu seinem Wagen. Wir sprachen kein Wort und ich war fest der Überzeugung, dass er mich nun irgendwo umbringen und verscharren würde, doch er schlug tatsächlich den Weg zu unserem Haus ein. Als wir dort ankamen, stoppte er vor der Einfahrt, drehte sich zu mir um und sagte: ‚Ein Wort über das, was passiert ist, und dein Leben wird ein Höllentrip.‘ Seltsamerweise wusste ich trotz meiner acht Jahre, dass ich die Rache niemand anderem überlassen würde. Ich wusste, dass es dauern würde, aber irgendetwas Böses war in mir entstanden und das würde warten.« Natalie trank einen Schluck Wasser, schloss kurz die Augen und erzählte dann den Rest: »Zunächst war ich verwundert, dass Petrov mich gehen ließ. Ich stieg aus seinem Wagen, der sich sofort entfernte, und ging langsam auf Omas altes Haus zu. Alles schien so unreal. Die Rollos waren geöffnet, die Sonne schien auf die helle Fassade und neben der Eingangstür blühten die ersten Rosen. Erst als ich unmittelbar vor der Haustür stand, wurde mir bewusst, was nicht stimmte … es war viel zu still. Die Tür war nicht abgeschlossen, ich öffnete sie vorsichtig und machte einen Schritt in den Flur. Dort rief ich nach meinen Eltern, aber nichts rührte sich. Also ging ich durch alle Räume im Erdgeschoss, doch auch hier schien alles wie immer.
Obwohl mir die Knie zitterten, stieg ich hinauf zu den Schlafzimmern. Auch dort war nichts außer Stille – fast schon schmerzhafter Stille.
Ich konnte später nicht mehr sagen warum, denn gesehen hatte ich noch nichts, und trotzdem schlotterte ich nun am ganzen Körper, schaffte es aber irgendwie, die Schlafzimmertür meiner Eltern zu öffnen. Beide lagen nackt auf dem Bett und hatten die Spritzen noch im Arm. Trotz des gekippten Fensters stank es nach Kot, Urin und ekelhaft süßlich, was zahlreiche Insekten angelockt hatte. Das letzte Bisschen Hoffnung in mir zerbrach. Ich machte einen Schritt rückwärts und zog die Tür wieder zu. Es war fast so, als könnte ich es dadurch, dass ich es nicht sah, ungeschehen machen. Ohne zu wissen warum, öffnete ich das Zimmer meines Bruders. Man hatte alles so arrangiert, dass es so schien, als habe ihn mein Vater im Drogenwahn zu Tode geprügelt. Als ich sah, was der Anwalt mit ihm gemacht hatte, stand mein Entschluss, selbst Rache zu nehmen, endgültig fest. Ich habe während meiner ganzen Polizeilaufbahn nie mehr einen so entstellten Körper gesehen.«
Mike hatte sich erneut eine Zigarette angezündet und stand nun mit dem Rücken zum Fenster. Natalie saß auf ihrem Bett, sah ihm in die Augen und redete dabei weiter: »Irgendwann kam ein Austräger für Werbeheftchen vorbei und fand mich zusammengekauert vor der Haustür. Da ich nicht mehr reden konnte, oder wollte, ging er selbst hinein und erbrach sich kurz darauf vor dem Haus. Was dann folgte, kannst du dir denken. Sie stellten alles auf den Kopf und in irgendeiner meiner Aussagen musste ich wohl doch etwas von bösen Männern erzählt haben. Hinzu kam die Spurenlage im Haus, man konnte ein Verbrechen nicht völlig ausschließen.« Noch einmal machte Natalie eine kurze Pause, dann erzählte sie, was
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