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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Autoren: Don Winslow
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von der Daunenweste bis hin zu der Baseballkappe mit Keep on truckin’ drauf und dem Vokuhila drunter.
    Frank tippt, dass er aus El Cajon kommt, und er findet es immer sehr komisch, wenn Leute, die vierzig Meilen hinter der Küste wohnen, hier am Ozean Revierkämpfe ausfechten.
    Also denkt er gar nicht daran, die Frage zu beantworten.
    »Er hatte ihn am Haken, und du hast geschossen, als er ihn rangekurbelt hat«, sagt Frank.
    Was der Vietnamese schon die ganze Zeit beschwört. So laut und schnell und vietnamesisch, dass sich Frank umdreht und ihn bittet, ein bisschen runterzukommen. Er muss dem Vietnamesen zugutehalten, dass er nicht kneift, obwohl er einen reichlichen Kopf kleiner ist als der Harpunenmann und nur halb so viel wiegt. Der kann sich gar nicht leisten zu kneifen, denkt Frank, der muss schließlich seine Familie durchbringen.
    »Komm, gib den Fisch raus«, sagt Frank zum Harpunenmann. »Davon schwimmen noch mehr im Wasser rum.«
    Der Harpunenmann lässt sich das nicht bieten. Er pumpt sich auf und starrt Frank an, mit einem Blick, der ihm verrät, dass der Kerl auf Speed ist. Großartig, denkt Frank. Das macht die Sache ja viel einfacher.
    »Diese Scheiß-Gooks schnappen uns die ganzen Fische weg«, sagt der Harpunenmann und lädt seine Bolzenkanone durch.
    Der Vietnamese ist vielleicht nicht so gut in Englisch, aber das Wort gook hat er verstanden, wie man an seinem Blick erkennt. Hat es wahrscheinlich schon öfter gehört, denkt Frank, dem so was peinlich ist.
    »Hey, East County«, sagt er zum Harpunenmann, »hier bei uns gibt’s solche Sprüche nicht.«
    Der Harpunenmann setzt zu einem Gebrüll an und bricht plötzlich ab.
    Hält einfach die Klappe.
    Er mag ja ein Trottel sein, aber er ist nicht blind, und er sieht was in Franks Blick, was ihn schlicht zum Schweigen bringt.
    Frank sieht ihm direkt in die zugedröhnten Augen und sagt: »Hier auf dem Pier will ich dich nicht mehr sehen. Such dir eine andere Stelle.«
    Der Harpunenmann gibt auf. Nimmt seine Fische und macht sich auf den langen Weg an Land.
    Frank geht zurück in seinen Angelladen und steigt in den Neoprenanzug.

03
    »Hey, sieh da! Das Auge des Gesetzes.«
    Dave Hansen grinst von seinem Brett im Line-up zu Frank hinüber. »Wieso? Hast du’s schon gehört?«
    Frank paddelt näher und zieht längsseits.
    »Ocean Beach ist ein Dorf«, sagt Dave. Er fasst Franks Longboard ins Auge, ein altes Baltierra, zwei Meter achtzig lang. »Ist das ein Surfbrett oder ein Ozeandampfer? Hast du auch Stewards auf dem Ding? Bitte einen Tisch für den zweiten Durchgang.«
    »Große Welle, großes Brett«, sagt Frank.
    »Morgen kommen noch größere Wellen, wenn wir solche Reden schwingen.«
    »Wellen sind wie Bäuche«, sagt Frank. »Die wachsen mit dem Alter.«
    Was man von Daves Bauch nicht sagen kann. Seit zwanzig Jahren sind sie befreundet, aber der Bauch des hoch gewachsenen FBI-Manns ist immer noch ein Waschbrett. Wenn Dave nicht surft, dann rennt er, und abgesehen von dem Zimtbrötchen nach der Herrenrunde isst er nichts, wo weißer Zucker drin ist.
    »Schön kalt, was?«, sagt Dave.
    »O ja.«
    Und kalt ist es wirklich, obwohl Frank einen Winteranzug von O’Neill trägt, mit Haube und Boots. Verdammt kalt sogar, und Frank hat, wenn er ehrlich sein soll, schon überlegt, ob er heute mal aussetzt. Aber das wäre der Anfang vom Ende, denkt er, eine Kapitulation vorm Alter. Gehst du jeden Morgen surfen, bleibst du jung. Also hat er, kaum war Kid Abe reingekommen, ganz schnell, bevor ihm eine Ausrede einfiel, den Neoprenanzug, die Haube und die Boots angezogen und ist los.
    Hinaus in die Kälte.
    Beim Rauspaddeln klatscht ihm eine Welle ins Gesicht, und ihm ist, als würde er kopfüber in einem Eiskübel landen.
    »Ich staune ja, dass du heute hier bist«, sagt Frank.
    »Wieso?«
    »Operation G-Sting«, sagt Frank. »Komischer Name, oder?«
    »Und da sagen die Leute, wir hätten keinen Humor.«
    Nur dass G-Sting kein Witz ist, denkt Dave Hansen. Es geht gegen die letzten Überbleibsel des Organisierten Verbrechens in San Diego – geschmierte Polizisten und Stadträte, auch ein Kongressabgeordneter könnte im Spiel sein. G-Sting richtet sich nicht gegen Stripperinnen, sondern gegen die Bestechung, und Bestechung ist wie ein Krebsgeschwür. Es fängt klein an, mit Lap-Dance im Stripperclub, und wächst immer weiter. Als nächstes kommen Bauausschreibungen, Immobiliengeschäfte, und irgendwann hängt auch die Rüstungsindustrie mit drin.
    Hat man
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