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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Autoren: Don Winslow
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ich lieber Schlamm.«
    Er nimmt etwas, das aussieht wie ein Auberginen-Sandwich aus Siebenkörnerbrot.
    Sie bestellt Suppe mit Tofu und Zitronengras.
    »Wie läuft der Angelladen?«, fragt sie.
    »Gut«, sagt er.
    »Hast du Mom in letzter Zeit gesehen?«
    »Klar.« So gut wie jeden Tag, denkt Frank. Ist es nicht ihrScheckbuch, ist es das Auto, das gewartet werden muss, und am Haus gibt es immer was zu tun. Außerdem zahlt er ihr jede Woche Unterhalt, in bar. »Und du?«
    »Gestern Abend waren wir essen und shoppen«, sagt Jill. »Ich tue mein Bestes, damit sie nicht immer nur schwarze Sachen kauft – natürlich vergeblich.«
    Er lächelt und verkneift sich eine Bemerkung über ihren Pulli.
    »Seit du sie verlassen hast, läuft sie rum wie eine Nonne.«
    Schön, denkt Frank, damit wäre die obligatorische Erwähnung dieser Sache abgehakt. Und nur zur Erinnerung, Sweetie, ich hab sie nicht verlassen – sie hat mich rausgeschmissen. Womit ich nicht behaupte, dass sie keine Gründe hatte oder dass ich es nicht verdient hätte.
    Nur zur Erinnerung.
    Aber er behält es lieber für sich.
    Jill greift auf den Nachbarsitz und reicht ihm einen Umschlag über den Tisch. Er blickt sie neugierig an.
    »Aufmachen«, sagt sie strahlend.
    Erst die Lesebrille. Altwerden ist Mist, denkt er. Warum nicht gleich Schluss machen. Ein Brief von der Uni Los Angeles. Er faltet ihn auf und fängt an zu lesen. Doch weit kommt er nicht, denn seine Augen werden feucht. »Ist das …«
    »Die Zusage«, sagt sie. »Von der UCLA Medical School.«
    »Sweetie, das ist phantastisch«, sagt Frank. »Ich bin so stolz … so glücklich.«
    »Ich auch«, sagt sie, und er weiß wieder, dass sie in ihren besseren Momenten ganz natürlich und unverstellt reagiert.
    »Wow«, macht er. »Meine Kleine wird Ärztin.«
    »Onkologin«, präzisiert sie.
    Klar, denkt er. Jill macht keine halben Sachen. Wenn sie in den Pool springt, dann immer am tiefen Ende. Sie wird nicht einfach Ärztin, sie wird Krebsheilerin. Gut für sie. Und wie ich sie kenne, schafft sie es auch.
    UCLA Medical School.
    »Vor September geht es nicht los«, sagt sie, »also dachte ich, ich mache diesen Sommer ein paar Jobs und suche mir dann einen Teilzeitjob für nebenbei. Ich glaube, ich krieg das gebacken.«
    Er schüttelt den Kopf. »Im Sommer arbeiten, okay. Aber du kannst nicht studieren und gleichzeitig jobben, Sweetie.«
    »Daddy, ich –«
    Er hebt die Hände. »Lass das meine Sorge sein.«
    »Du arbeitest so viel, und –«
    »Lass das meine Sorge sein.«
    »Bist du sicher ?«
    Diesmal hebt er nur die Hand, ohne was zu sagen.
    Da kommen fette Rechnungen auf mich zu, denkt Frank. Das heißt: mehr Angelkram, mehr Wäsche, mehr Fisch. Und mehr Mieterstress – an den Nachmittagen arbeitet Frank als Hausverwalter.
    Ich muss eben überall einen Zahn zulegen, denkt er. Wird schon gehen. Ich kann einen Zahn zulegen. Ich hab dir schon eine Menge rübergereicht in diesem Leben, da werde ich auch das schaffen. Und eine Tochter haben, die Dr. Machianno heißt. Wie hätte mein alter Herr das gefunden?
    »Das sind ja Neuigkeiten!«, sagt er. Er steht auf und küsst sie auf den Kopf. »Ich gratuliere.«
    Sie presst seine Hand. »Danke, Daddy.«
    Das Essen kommt, und mit falschem Enthusiasmus verzehrt Frank sein Sandwich. Am liebsten würde ich denen in der Küche zeigen, wie man Auberginen behandelt.
    Beim Essen reden sie über dies und das. Er fragt, ob sie einen Freund hat.
    »Niemand besonderes«, sagt sie. »Außerdem habe ich neben der Medizinschule keine Zeit für die Liebe.«
    Typisch Jill, denkt er. Das Kind war schon immer ein kluger Kopf.
    »Nachtisch?«, fragt er, als sie fertig sind.
    »Ich nicht.« Mit einem Blick auf seinen Bauch fügt sie hinzu: »Und du solltest auch nicht.«
    »Das ist das Alter«, erklärt er.
    »Das ist deine Ernährung«, erwidert sie. »Die vielen Cannoli.«
    »Ich arbeite schließlich für die Gourmet-Branche.«
    »Für welche denn nicht?«
    »Die Tofu-Branche«, sagt er und winkt nach der Rechnung. Und du solltest froh sein, dass ich so viele Jobs habe. Diese Jobs haben dein College finanziert, und irgendwie werden sie auch dein Medizinstudium finanzieren.
    Ich muss nur rauskriegen, wie.
    Er bringt sie hinaus zu ihrem kleinen Toyota Camry. Den hat er ihr zum Einstieg ins College gekauft – zuverlässig, sparsam, günstig versichert. Und in perfektem Zustand, weil sie ihn pflegt. Die künftige Onkologin weiß, wie man den Ölstand misst und die Zündkerzen
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