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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Autoren: Don Winslow
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    Sie sieht das Glitzern in seinen Augen.
    »Du hast zu tun und ich auch«, sagt sie.
    »Ich weiß.«
    »Und wie sieht’s mit später aus?«
    Er spürt da unten das gewisse Kribbeln. Donna versagt in dieser Hinsicht nie, und das, obwohl sie schon seit – wie viel? acht? – Jahren zusammen sind.
    »Warst du essen mit Jill?«, fragt sie.
    Er erzählt ihr von Jills Neuigkeiten.
    »Das ist ja wundervoll«, sagt Donna. »Ich bin so froh für sie!«
    Und das meint sie auch, denkt Frank, obwohl sie und Jill sich nie begegnet sind. Immer wenn Frank das Gespräch auf Donna gebracht hat, ist Jill ihm ins Wort gefallen und hat das Thema gewechselt. Sie hält zu ihrer Mutter, denkt Frank, und das muss man respektieren. Auch Donna tut das.
    »Wenn sie meine Tochter wäre«, hat sie gesagt, »und meinEx würde sie seiner neuen Flamme vorstellen wollen, würde ich genauso reagieren.«
    Schon möglich, hat sich Frank gedacht, obwohl Donna in Gefühlsdingen etwas lockerer ist als Patty. Trotzdem war es nett von ihr, das zu sagen.
    »Sie ist in Ordnung, deine Tochter«, sagt Donna jetzt. »Sie wird es schaffen.«
    Klar wird sie das, denkt Frank.
    »Ich muss dann mal weiter«, sagt er.
    »Ich auch«, sagt Donna und dreht sich zu einer Kundin um, die gerade aus der Anprobe kommt, mit einem Outfit, das katastrophal ist. Er nickt und hört im Hinausgehen, wie sie sagt: »Meine Liebe, bei Ihrer Augenfarbe! Ich werde Ihnen mal was zeigen …«

05
    Mietobjekte , denkt Frank, ist eine nette Art, Hämorrhoiden zu sagen. Weil sie einen quälen und lästig sind wie Hämorrhoiden. Der einzige Unterschied ist, dass Mietobjekte Geld bringen und Hämorrhoiden nicht – außer man ist Proktologe.
    Das denkt er, während er durch Ocean Beach fährt und das halbe Dutzend Wohnungen, Villen und Mietshäuser abklappert, die er als stiller Teilhaber von OB Property Management betreut, einer beschränkten Gesellschaft, die sich vor allem auf ihn und Ozzie Ransom beschränkt. Ozzies Name erscheint im Briefkopf, und Ozzie kümmert sich ums Geld. Nur dass Frank alles nachzählt, wenn Ozzie das Geld gezählt hat, um sicherzugehen, dass ihn Ozzie nicht übers Ohr haut wie ein Barkeeper. Nicht dass er Ozzie misstraut. Er will seinen »Partner« nur nicht in Versuchung führen.
    Um das moralische Wohlergehen seiner »Partner« beim Wäschedienst und beim Fischhandel ist er in ähnlicher Weise besorgt. In regelmäßigen Abständen kontrolliert er dieBücher – und auch in »irregulären Abständen«, wie er das nennt. Sie wissen nie, wann Frank aufkreuzt, um die Konten zu prüfen, die Quittungen, das Inventar oder die Bestellscheine. Und jedes Quartal lässt Frank seinen Steuerberater und Anwalt Sherm »the Nickel« Simon (»ein Nickel hier, ein Nickel da«) sämtliche Bücher durchsehen – einerseits, um seine Steuern abzuführen, andererseits, um sicherzugehen, dass ihn seine Partner nicht genauso schröpfen, wie es die Regierung ohnehin schon tut.
    Frank ist scharf hinterher, dass er seine Steuern bezahlt.
    Er nennt das den »Capone-Faktor«.
    »Al Capone«, hat er mal zu Herbie Goldstein gesagt, »hat die größte illegale Schnapsbrennerei der Geschichte aufgezogen, Cops, Richter, Politiker bestochen, bei hellichtem Tage Leute von den Straßen Chicagos verschleppt, gefoltert und ermordet, aber weshalb ging er in den Knast? Wegen Steuerhinterziehung.«
    Das war damals so wahr wie heute, denkt Frank – in diesem Land kannst du alles machen, solange du dem Finanzamt was rüberschiebst. Uncle Sam will auch einen Schluck aus der Pulle, und solange er ihn kriegt, kannst du machen, was du willst, nur darfst du’s ihm nicht unter die Nase reiben.
    In beiderlei Hinsicht ist Frank sehr gewissenhaft.
    Er zahlt seine Steuern und hält sich immer schön bedeckt. Wenn ihm The Nickel eine Abschreibung vorschlägt, die auch nur ein bisschen wacklig ist, verzichtet Frank lieber. Das Letzte, was er will, ist eine Steuerprüfung. Und er macht einen großen Bogen um Branchen, von denen die Finanzschnüffler angelockt werden wie die Fliegen – Müll und Bau, Bars und Porno. Nein, er ist einfach Frank, der Mann vom Angelladen, und seine Nebenjobs sind alle total sauber. Er kümmert sich um seinen Wäschedienst, seine Fische, seine Mietobjekte.
    Mieter sind eine Pest, besonders in Küstenorten, wo sie eher ein Durchgangsphänomen sind. Sie kommen an die Küste, weil sie es hier paradiesisch finden, weil sie den ganzen Tag am Strand rumhängen und die ganze Nacht feiern
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