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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Autoren: Don Winslow
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mexikanischen Garnelen zu kaufen, wie er kriegt – wegen des Sturms können die Garnelenboote etwa eine Woche nicht auslaufen, und die camarones werden Spitzenpreise erzielen.
    Die Dinge ändern sich und auch wieder nicht, denkt er und fährt los in Richtung OB Pier. Meine Tochter wird Ärztin, aber wir verkaufen weiter Thunfisch. Und es gibt noch mehr Dinge, die sich nicht ändern, denkt er, als er nach Little Italy fährt, vom Flughafen direkt den Berg hinauf – ich mache immer noch die Reparaturen im alten Haus.

06
    Das alte Haus ist genau das, was es besagt – ein altes Haus, etwas, das in der City von San Diego immer seltener wird, sogar hier in Little Italy, das einmal ein Viertel mit alten, gut gepflegten Einfamilienhäusern war, jetzt aberden Apartmentblocks Platz macht, Bürogebäuden, trendigen kleinen Hotels und Parkhäusern für den Flughafen.
    Franks altes Haus ist eine hübsche, zweigeschossige viktorianische Villa, weiß, gelb abgesetzt. Er hält in der schmalen Einfahrt, springt aus dem Van und sucht den richtigen Schlüssel an seinem großen Schlüsselbund. Der Schlüssel steckt im Schloss, als Patty die Tür von innen öffnet, als hätte sie den Van kommen hören, was ja auch sein kann.
    »Das hat aber gedauert«, sagt sie und lässt ihn rein.
    Sie kann mich immer noch aufregen, denkt Frank, während der Ärger in ihm hochsteigt – aber nicht nur der Ärger. Patty ist eine attraktive Frau, ein bisschen matronenhaft vielleicht, so um die Hüften, doch sie hält sich gut, und diese braunen Mandelaugen haben etwas, was ihn nach wie vor schwach macht.
    »Jetzt bin ich da«, sagt er und küsst sie auf die Wange. An ihr vorbei geht er in die Küche. In der einen Hälfte der tiefen Doppelspüle sieht es aus wie nach einer Sturmflut in einem Drittewelthafen.
    »Es funktioniert nicht«, sagt Patty, die hinter ihm herkommt.
    »Das sehe ich«, erwidert Frank und schnuppert in die Runde. »Machst du Gnocchi?«
    »Ja-ha.«
    »Und wolltest die Kartoffelschalen durch den Zerkleinerer jagen?«, fragt Frank, während er den Ärmel hochkrempelt, den Arm in die Brühe taucht und im Abfluss herumtastet.
    »Kartoffelschalen sind Abfall«, sagt Patty. »Ich wollte den Abfall entsorgen. Wozu ist ein Abfallzerkleinerer gut, wenn er den Abfall nicht zerkleinert?«
    »Das ist ein Abfallzerkleinerer«, sagt Frank, »und kein Müllschlucker. Du wirfst doch auch keine Blechdosen rein, oder?«
    »Willst du Kaffee?«, fragt sie. »Ich mache frischen.«
    »Fein, danke.«
    Er geht an den Korridorschrank, um seinen Werkzeugkasten zu holen. So wie jedesmal. Sie macht frischen, dünnen Kaffee in dem Krups-Kaffeeautomaten, den er ihr gekauft hat und dessen richtige Bedienung zu lernen sie sich weigert, und er nimmt bei der Arbeit einen höflichen Schluck und lässt den Rest stehen. Frank hat entdeckt, dass solche Rituale im Interesse einer einvernehmlichen Beziehung für Geschiedene weitaus wichtiger sind als für Verheiratete.
    Aber schon im Flur hört er das Jaulen einer Kaffeemühle, und als er in die Küche kommt, sieht er einen französischen Kaffeebereiter auf dem Herd neben dem Wasserkessel und macht große Augen.
    »So magst du ihn doch jetzt, oder?«, fragt Patty. »Jill sagt, dass du ihn so magst.«
    »Ja, so mache ich mir meinen Kaffee«, bestätigt er und sagt kein einziges Wort, als sie das kochende Wasser eingießt und das Sieb sofort nach unten stößt, ohne die erforderlichen vier Minuten zu warten. Lieber hält er den Mund und kriecht in den Unterschrank, legt sich auf den Rücken und fängt an, den Abfluss, in dem die unzerkleinerten Kartoffelschalen garantiert steckengeblieben sind, mit der Rohrzange zu bearbeiten. Er hört, wie sie die Kaffeetasse neben seinem Knie auf den Fußboden stellt.
    »Danke.«
    »Du könntest dir eine Minute Zeit nehmen für den Kaffee«, sagt sie.
    Nein, kann ich nicht, denkt er. Bis zum abendlichen Hochbetrieb bei Sonnenuntergang muss er im Angelladen sein, dann nach Hause, duschen, rasieren, anziehen und Donna abholen. Aber das erzählt er ihr nicht. Der Name Donna könnte Patty dazu veranlassen, ihm den Kaffee übers Bein zu kippen oder eine ganze Rolle Toilettenpapier in die obere Toilette zu stopfen. Oder sie tritt mir einfach in die Eier, während ich wehrlos daliege, denkt Frank.
    »Ich muss noch zum Angelladen«, sagt er, doch er kommt unter dem Abfluss hervor, richtet sich auf und nimmt einen Schluck von dem Kaffee. Der ist gar nicht mal übel, stellt er überrascht fest.
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