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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Autoren: Dan Wells
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Interessant war die Art und Weise, wie das Gras unter dem Foto hervorkroch. Sie hob den Rahmen hoch und kippte ihn um. Darunter kamen ein kleiner Trupp Käfer, einige Pilze und kurzes totes Gras zum Vorschein. Mit offenem Mund setzte sie sich auf. Die Folgerungen, die sie aus dieser Entdeckung ziehen musste, waren atemberaubend.
    Das Foto war vom Tisch gefallen, nachdem das Gras gewachsen war.
    Allerdings lag auch dieser Zeitpunkt schon eine ganze Weile zurück. Der Staub und Unrat auf dem Bilderrahmen ließ vermuten, dass er schon mehrere Jahre dort lag, aber eben nicht die vollen elf Jahre. Der Untergang war gekommen und gegangen, das Gebäude war verlassen worden, Erde und Unkraut hatten sich gesammelt, und dann hatte jemand den Verschlag heimgesucht. Wer kam dafür infrage? Menschen oder Partials? Kira untersuchte den Raum unter dem Schreibtisch und entdeckte eine Handvoll weiterer Kabel, aber keinen klaren Hinweis darauf, wer den dazugehörigen Rechner mitgenommen hatte. Sie kroch in das nächste Abteil, das ebenfalls ausgeplündert worden war, und stieß auf ähnliche Überreste. Irgendjemand war bis in den einundzwanzigsten Stock hochgestiegen, hatte zwei Computer gestohlen und sie wieder nach unten geschleppt.
    Welchen Grund gab es für ein solches Vorgehen? Kira setzte sich wieder auf und wog die Möglichkeiten ab. Wenn jemand Informationen suchte, war es vermutlich einfacher, die Computer nach unten als einen Generator nach oben zu schleppen. Sie wandte sich um und stellte fest, dass die beiden Verschläge den Aufzügen am nächsten lagen. Das bedeutete aber nichts, denn nach dem Zusammenbruch mangelte es an Strom für die Aufzüge. Da gab es also keinen Zusammenhang. An den Wänden der Abteile standen nicht einmal Namen. Wenn jemand es auf diese beiden Computer abgesehen hatte, dann hatte er über Insiderwissen verfügt.
    Kira stand auf und untersuchte die gesamte Etage. Sie ging langsam hin und her und hielt nach Veränderungen Ausschau, die ungewöhnlich waren oder auf eine Plünderung hinwiesen. Ein Drucker fehlte, es war jedoch nicht zu erkennen, ob er vor oder nach dem Zusammenbruch entwendet worden war. Als sie im zentralen Raum fertig war, nahm sie sich die Büros an der Rückwand vor. Überrascht stellte sie fest, dass eins von ihnen völlig ausgeräumt war: Der Computer fehlte, die Regale waren leer, buchstäblich alles war verschwunden. Die Rückstände – ein Telefon, ein Papierkorb, verschiedene kleine Papierstapel und weiteres Zubehör – legten den Verdacht nahe, dass der Raum früher einmal ein voll eingerichtetes Büro gewesen war, aber mehr war nicht erkennbar. In diesem Raum gab es erheblich mehr Aktenschränke als in den anderen, doch sie waren alle leer. Kira fragte sich, wie viel genau gestohlen worden war.
    Schließlich hielt sie inne und starrte den leeren Schreibtisch an. Es gab noch einen anderen Unterschied, den sie jedoch nicht genau benennen konnte. Genau wie in den Verschlägen war auch hier ein kleiner Terminplaner auf den Boden gefallen. Also war auch dieses Büro mit der gleichen Eile ausgeraubt worden. Wer auch immer den Diebstahl begangen hatte, hatte alles in größter Hast mitgenommen. Die von den Rechnern befreiten Kabel hingen herab, allerdings gab es hier mehr Leitungen als in den Verschlägen. Sie zermarterte sich das Hirn, um herauszufinden, was sie misstrauisch machte, und endlich fiel es ihr auf: In dem kleinen Büro gab es keinerlei Fotos. Die meisten Schreibtische, die sie in den letzten zwei Tagen untersucht hatte, waren mit Bildern geschmückt gewesen: mit lächelnden Paaren, Gruppen von Kindern in Schuluniformen, Momentaufnahmen aus dem Leben von Familien, die längst gestorben waren. Hier entdeckte sie dagegen kein einziges Foto. Dafür gab es zwei Erklärungen. Erstens: Der ehemalige Besitzer des Arbeitsplatzes hatte keine Angehörigen, oder sie waren ihm nicht so wichtig gewesen, dass er ein Foto aufgestellt hatte. Zweitens, weitaus beunruhigender: Die Diebe hatten nicht nur die Ausrüstung, sondern auch die Fotos mitgenommen. Am wahrscheinlichsten aber war die Vermutung, dass der Unbekannte, der die Fotos mitgenommen hatte, auch jener war, der einmal in diesem Raum gearbeitet hatte.
    Kira betrachtete die Tür. AFA DEMOUX stand darauf, darunter in Blockbuchstaben: IT . War IT ein Spitzname? Das Wort kam ihr irgendwie abfällig vor, aber ihr Wissen über die Kultur der alten Welt war mehr als begrenzt. Sie untersuchte die anderen Türen und stellte fest,
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