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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Autoren: Dan Wells
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Zusammenhänge, die sie nicht durchschaute, bedrückten sie wie eine gewaltige Last. Sie schloss die Augen und bemühte sich, ruhig zu atmen. Auf dieses Büro hatte sie ihre ganze Hoffnung gesetzt, war es doch der einzige Teil von ParaGen, der für sie erreichbar war. Es enttäuschte sie zutiefst, dass sie hier nichts Nützliches und nicht einmal eine neue Spur gefunden hatte.
    Rasch stand sie auf und trat ans Fenster, um frische Luft zu atmen. Unter ihr breitete sich Manhattan aus, halb Stadt, halb Wald, eine weitläufige Ansammlung emporschießender Bäume und von Ranken eroberter bröckelnder Gebäude. Es war so groß, so ungeheuer groß, und dies war nur eine einzige Stadt. Dahinter lagen weitere Städte, andere Staaten und Nationen, sogar ganze Kontinente, die sie nie gesehen hatte. Sie fühlte sich verloren, niedergeschlagen und entmutigt, weil sie in einer so riesigen Welt nicht das kleinste Geheimnis zu lüften vermochte. In der Nähe flog ein Vogelschwarm vorbei, der sich nicht um sie und ihre Probleme kümmerte. Die Welt war untergegangen, und sie hatten es nicht einmal bemerkt. Wenn die letzten intelligenten Lebewesen auf dem Planeten verschwanden, würde die Sonne immer noch aufgehen, und die Vögel würden immer noch über den Himmel fliegen.
    Welche Bedeutung hatte da ihr Erfolg oder ihr Versagen?
    Schließlich hob sie den Kopf, reckte das Kinn und sprach es laut aus.
    »Ich gebe nicht auf«, verkündete sie. »Es ist mir gleichgültig, wie groß die Welt ist. Je größer sie ist, desto mehr Platz habe ich für die Nachforschungen, das ist alles.«
    Kira wandte sich zum Büro um, ging zum Aktenschrank und zog die erste Schublade auf. Falls der Trust irgendetwas mit ParaGen zu tun hatte, vielleicht über ein besonderes Projekt, das mit den Anführern der Partials zusammenhing, wie Samm angedeutet hatte, dann gäbe es in dieser Finanzabteilung vermutlich Hinweise auf Geldflüsse. Vielleicht existierten sogar Akten über die Vorgänge. Sie wischte den Schmutz vom Tischbildschirm und zog einige Ordner aus dem Schrank. Zeile für Zeile, Dokument um Dokument, Zahlung um Zahlung ging sie durch. Sobald sie mit einem Hefter fertig war, legte sie ihn in einer Ecke auf den Boden und nahm sich den nächsten vor. So ging es Stunde um Stunde, bis es zu dunkel zum Lesen wurde. Die Nachtluft war kalt, und sie spielte mit dem Gedanken, in einer überwachbaren Ecke ein Feuer zu entfachen, entschied sich jedoch dagegen. Die Lagerfeuer unten auf den Straßen hatte sie vor etwaigen Beobachtern verbergen können, aber ein Feuer in dieser Höhe war kilometerweit sichtbar. So zog sie sich lieber in den Vorraum an der Treppe zurück, schloss alle Türen und schlug ihr Nachtlager im Schutz des Empfangstischs auf. Zum Abendessen öffnete sie eine Dose Thunfisch und aß den Inhalt im Dunkeln, pickte den Fisch mit den Fingern aus der Dose und redete sich dabei ein, es sei Sushi. Sie schlief nur leicht, und als sie am Morgen aufwachte, machte sie sich sofort wieder an die Arbeit und durchsuchte die Akten. Am Spätvormittag fand sie endlich etwas.
    »Nandita Merchant«, las sie. Nachdem sie so lange vergebens geforscht hatte, zuckte sie zusammen, sobald sie den Beleg entdeckte. »Einundfünfzigtausendeinhundertzwölf Dollar, ausgezahlt am 5.   Dezember 2064 per Überweisung, Arvada, Colorado.« Die Aufstellung der recht hohen Gehaltszahlungen erfasste offenbar die leitenden Angestellten des gesamten internationalen Konzerns. Kira runzelte die Stirn und las die Eintragung noch einmal. Es war nicht zu erkennen, welcher Tätigkeit Nandita nachgegangen war, sondern nur, wie viel Gehalt sie bezogen hatte. Allerdings hatte Kira keine Ahnung, was die Zahlen zu bedeuten hatten – war dies eine monatliche oder eine jährliche Vergütung? Oder ein einmaliges Honorar für eine bestimmte Leistung? Kira kehrte zu den Kontenbüchern zurück und fand die Dokumente des vorhergehenden Monats. Rasch blätterte sie die Seiten durch und stieß erneut auf Nanditas Namen. »Einundfünfzigtausendeinhundertzwölf Dollar am 21.   November«, las sie dort. Das Gleiche noch einmal am 7.   November. Also handelt es sich um vierzehntägige Zahlungen. Damit verdiente Nandita … etwa eins Komma zwei Millionen im Jahr. Das war sicher eine Menge Geld. Kira hatte keinen Bezugsrahmen für die Gehälter der alten Welt. Als sie jedoch die Liste überflog, stellte sie fest, dass die 51.112   Dollar eines der höchsten Gehälter überhaupt darstellten. »Demnach hat
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