Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf
Autoren: Petra Kirsch
Vom Netzwerk:
auf die leere Rückseite.
    Â»Gut, nachdem nun alle da sind«, eröffnete Kriminaldirektor Bauerreiß die Besprechung, »fangen wir gleich an. Jeder von Ihnen weiß, worum es heute vordringlich geht. Es geht darum, dass ein Kollege von uns, und zwar Herr Bartels, an einem Tatort neben dem erschossenen Opfer schwer verletzt aufgefunden wurde, und das mit der Tatwaffe in der Hand. Gottlob steht in der Zeitung darüber nichts – noch nicht. Und das sollte auch so bleiben. Das heißt: Wir müssen diesen Fall so zügig wie möglich und gleichzeitig so sensibel wie nötig aufklären.«
    Nun legte Bauerreiß eine Pause ein, die von Trommen offenbar als Chance, sich ins Spiel bringen zu können, gesehen wurde.
    Â»Genauso sehe ich das auch, Herr Kriminaldirektor, genauso wie Sie. Zügig und sensibel, das muss unsere Devise sein.«
    Er drehte sein Blatt um und fuhr fort: »Ich habe bereits eine Strategie erarbeitet, wie wir das handhaben werden. Die SOKO muss eine Mannschaftsstärke von zehn Leuten haben, mindestens. Es empfiehlt sich also, dass ich das übernehme. Denn meine Kommission ist die mit Abstand personalstärkste«, Trommen rutschte ganz nach vorn auf die Stuhlkante, »und auch die mit der größten Erfahrung auf dem Sektor Sonderkommissionen. Nur wir können uns mit diesem Fall derart intensiv befassen, wie die prekäre Lage es erfordert. Nur wir können es uns leisten, auch sämtliche Fälle unter die Lupe zu nehmen, an denen Kollege Bartels derzeit arbeitet und in der Vergangenheit gearbeitet hat.«
    Seine Stimme war mit jedem Satz heller und dringender, fast flehentlich geworden.
    Â»Desgleichen sind für mich und meine Leute Umfeldbefragungen, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen, im großen, sogar im denkbar größten Stil möglich. Und zwar alles unter der Maßgabe eines zügigen und gleichzeitig sensiblen«, zitierte er Bauerreiß mit einem knappen devoten Kopfnicken in dessen Richtung, »Fallabschlusses.«
    Während Trommens Rede hatte Paula gelegentlich zu Bauerreiß gesehen und in dessen Gesicht zu ihrer großen Verwunderung eine wachsende Verärgerung wahrgenommen, galt doch hausintern der Leiter der Kommission 1 als der heimliche Liebling des Chefs. Als sein erklärter Kronprinz.
    Â»Insofern werden wir auch nicht darum herumkommen, uns in die Kommissionsbefugnisse der geschätzten Kollegin Steiner einzuklinken, das heißt: uns mit ihr großflächig zu vernetzen. Zumindest ein Stück weit.«
    Â»Ein Stück weit«, das sagte Trommen in letzter Zeit gern. Bei allen passenden und vor allem auch bei den unpassenden Gelegenheiten. Wenn sie Bauerreiß’ nun an den Wangen ungesund gerötetes Gesicht richtig deutete, dann schien es sich hier um ein Paradebeispiel der letzteren Gattung zu handeln. Denn nach Trommens Rede beugte sich der Kriminaldirektor weit nach vorn, kniff die Augen unheilvoll zusammen und schaute frustriert. Und zwar nicht nur ein Stück weit. Dann polterte er los.
    Â»Bei allem Respekt, Herr Trommen, glauben Sie nicht, es ist immer noch meine Aufgabe, die anfallende Arbeit an die einzelnen Kommissionen zu verteilen? Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich Sie darum gebeten hätte, mir diese Aufgabe hier und heute abzunehmen. Desgleichen ist Ihre Kommission derzeit zwar noch die personalintensivste, da haben Sie recht, aber nur aus dem einzigen Grund, weil Herr Fleischmann und ich das als für richtig und passend für unsere interne Aufstellung erachten. Ich betone: noch! Das alles kann sich schnell ändern.«
    Als er die abschließende rhetorische wie unnötige Frage stellte »Oder sehen Sie das anders?«, hatte sich Bauerreiß wieder entspannt in seinen Stuhl zurückgelehnt. Seine Stimme war wieder so ruhig, wie sein Blick fest war.
    Paula blickte kurz zu Trommen und sah in dessen Gesicht die gleiche ungesunde Röte, die sie erst vor wenigen Momenten bei Bauerreiß wahrgenommen hatte. Der Kronprinz hatte sich in seinem Übereifer überschätzt und einen Fehler gemacht. Einen hier und heute irreparabel großen Fehler. Da war in Zukunft viel Antichambrieren nötig, um das wieder auszubügeln. Ihr erster Gedanke dazu war, dass sie auf der Stelle Heinrich in allen Einzelheiten davon erzählen müsste. Doch schon eine Nanosekunde später, noch bevor sie Gefallen an diesem Plan gefunden hatte, fiel ihr ein,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher