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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf
Autoren: Petra Kirsch
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dass das ja derzeit nicht möglich war.
    Â»Nein, auf keinen Fall«, antwortete Trommen, »das war auch nicht meine Absicht. In keinster Weise.« Seine Stimme klang jetzt heiser und fragil.
    Bauerreiß’ gebrummtes »Hm!« konnte man als ein Zeichen seiner Zustimmung deuten. Aber auch als den letzten Ausläufer seiner Verärgerung.
    Er schloss kurz die Augen und sagte dann in Richtung Trommen: »Die Sonderkommission Bartels wird Frau Steiner leiten. Und sie wird dabei jegliche Unterstützung aus allen anderen Kommissionen erfahren, die dafür nötig ist. Falls irgendwer sich an diese Vorgabe nicht halten sollte, dann werden Sie mir, Frau Steiner, sofort davon berichten. Ich erwarte täglich einen Bericht von Ihnen. Die Sitzung ist geschlossen.«
    Sie war überzeugt, dass Bauerreiß ursprünglich vorgehabt hatte, Trommen mit dieser Sache zu betreuen. Nur so war auch Fleischmanns Appell an sie vor der Konferenz zu verstehen. Ebenso wie dessen Ratschlag, ihr gutes persönlichen Verhältnis zu Heinrich vorerst unter den Tisch fallen zu lassen und mehr auf ihre nicht vorhandene Erfahrung auf dem Sektor dieser Art Ermittlung zu setzen. Bauerreiß’ Sinnesänderung, die ihr nur recht sein konnte, war also nicht ihr Verdienst und auch nicht das ihres tadellos passgenauen taubenblauen Hosenanzugs; die hatte sie einzig und allein Trommen zu verdanken. Seiner Profilierungssucht, seinem Übereifer, seiner Ungeduld.
    Als sie ihr Büro heute nun zum zweiten Mal betrat, wartete eine ganz und gar gedrückte Eva Brunner auf sie. Rote hektische Flecken bedeckten das hübsche Gesicht der Jungpolizistin, die wie alle Rotblonden sonst einen makellosen Teint vorweisen konnte. Paula trat auf sie zu und reichte ihr wortlos die Hand. Händeschütteln gehörte sonst nicht zu den Gepflogenheiten in ihrer Kommission. Aber heute ergab es sich von selbst. Diese instinktive Reaktion schien wohl der dramatischen Lage, in der sich ihre komplette Kommission befand, angemessen. Ja, mehr noch: Sie schien erforderlich.
    Auch Eva Brunner verhielt sich anders als sonst. Sie, die sich sonst durch eine manchmal bis ins Geschwätzige ausufernde Redseligkeit auszeichnete, sagte nämlich nichts. Keinen Ton.
    Â»Ich gehe davon aus, dass Sie bereits wissen, was am Wochenende passiert ist, Frau Brunner?«
    Als Antwort erhielt Paula nur ein kaum wahrnehmbares Kopfnicken.
    Â»Das einzig Gute daran ist: Wir haben den Fall. Es gibt ab sofort eine Sonderkommission Bartels, die Sie und ich leiten. Falls wir Unterstützung brauchen, können wir aus allen anderen Kommissionen Hilfe anfordern. Aber ich denke, das brauchen wir vorerst nicht.«
    Nach einer Weile setzte sie aufmunternd hinzu: »Wir zwei schaffen das auch so.«
    Nachdem auch zu dieser immerhin erfreulichen Nachricht noch immer keine Reaktion ihres Gegenübers erfolgte, schob sie nach: »Oder wie sehen Sie das, Frau Brunner?«
    Â»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, lautete die knappe und sibyllinische Antwort. Es war auf jeden Fall eine Antwort, die Paula Steiner nicht hören wollte. Sie beschloss, jetzt nicht nachzuhaken. Ihre Mitarbeiterin schien von der ganzen Sache doch sehr mitgenommen zu sein. Sie wechselte das Thema.
    Â»Von wem und wann haben Sie es eigentlich erfahren?«
    Â»Von Herrn Trommen. Heute früh.«
    Â»Aha. Und was hat er zu Ihnen gesagt?«, fragte Paula, nun doch neugierig geworden.
    Â»Dass man Heinrich an dem Tatort in der Südstadt vorgefunden hat.«
    Â»Ist das alles, was Trommen Ihnen sagte?«
    Â»Nein«, antwortete Eva Brunner nach einiger Zeit. »Und dass er die Tatwaffe in der Hand hielt.« Angestrengt vermied sie es, ihre Vorgesetzte anzusehen.
    Â»Hat das irgendeine Bedeutung für Sie?«
    Erstaunt blickte die Anwärterin ihr jetzt offen in die Augen. »Bedeutung«, wiederholte sie und dehnte dabei das Wort, »ich weiß nicht.«
    Â»Sie wissen heute überhaupt recht wenig, scheint mir«, versetzte Paula gereizt. »Hoffentlich ändert sich das bald, sonst sehe ich für einen schnellen Abschluss schwarz. Allein werde ich das nämlich nicht schaffen können.«
    Heinrich fehlte ihr. Er und seine immense Vorstellungskraft. Er und sein Charme, seine Liebenswürdigkeit, seine Verschmitztheit. Und vor allem seine Rücksichtnahme ihr gegenüber. Er an Eva Brunners Stelle hätte ihr genau die Antworten gegeben, die sie hören
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