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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Merle
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»das ist sehr wenig.«
    Es folgte eine kurze Stille, worauf La Boétie wieder anhub:
    »Doch Fontenac hat sich bereits unterfangen, Euch mit Mitteln der Unterstellung zu schaden. Denn dieses Ungeheuer verfügt auch über eine heimtückische Sanftheit, hinter der er sein ruchloses Beginnen zu verbergen sucht. So hat er im bischöflichen Palast zu Sarlat verbreitet, Ihr wäret beide Anhänger der reformierten Religion.«
    »Wir bekennen uns nicht zur reformierten Religion«, erwiderte Siorac nach kurzem Schweigen, »und gehen wie ein jeder zur heiligen Messe.«
    Sauveterre stimmte weder zu, noch sprach er dagegen. Er schwieg nur. Dieser Unterschied entging Anthoine de La Boétie nicht. Sein Sohn Etienne indes erhob sich, trat lebhaften Schrittes ans Fenster und sprach, sich umwendend, mit viel Entrüstung und Beredsamkeit:
    »Ist es nicht eine Erzschande, danach zu fragen, ob diese beiden Edelleute hier zur Messe gehen oder nicht, wo sie doch zehn Jahre lang ihr Blut im Dienste des Königreiches vergossen haben? Und wer stellt eine solche Frage? Ein Mordbrenner, eine wilde Bestie, ein Henkersknecht, der sich der Religion wie eines Schildes zu bedienen sucht, um dahinter seine abscheulichen Taten zu begehen! Gott bewahre uns vor der Tyrannei, insonderheit vor dieser schlimmsten, welche die Gewissensfreiheit nicht achtet …«
    »Mein Sohn«, sprach darauf Anthoine voller Zuneigung und Bewunderung, »ich weiß sehr wohl, welch edele Gefühle Euer Herz bewegen, wenn es gegen die Knechtschaft geht.«
    »Zudem versteht Ihr es auf bewundernswerte Weise, Eure Gedanken in Worte zu setzen, Monsieur«, fügte Siorac hinzu, der sehr wohl bemerkt hatte, daß Etienne »im Dienste des Königreiches« und nicht »des Königs« gesagt.
    Etienne setzte sich wieder neben seinen Vater und drückte ihm errötend die Hand, indes er seine glühenden Augen voller Dankbarkeit für die zustimmenden Worte auf ihn gerichtet hielt. ›Wie trefflich hat es die Natur gefügt‹, dachte Siorac, ›in dem sie diese beiden zu Vater und Sohn machte, denn sie könnten einander nicht ähnlicher sein in ihrem Herzen und in ihrem Sinn.‹
    »Ach, mein Herr Vater!« hub Etienne mit Tränen in den Augen wieder an, »warum nur nehmen die Völker die Tyrannei so leicht hin? Ich grübele darüber alle Tage, die Gott werden läßt. Ich kann den teuflischen Feldzug vom vergangenen April gegen die armen Waldenser im Luberon nicht vergessen, wo man achthundert Bauersleute hingemetzelt, ihre Dörfer niedergebrannt, ihre Weiber und Töchter in der Kirche zu Mérindol geschändet und danach in die Flammen geworfen; wo den alten Frauen, die es niemanden zu schänden gelüstete, Schießpulver in die Schamteile gesteckt ward, daß sie zerfetzt wurden, und man den Gefangenen bei lebendigem Leibe den Bauch aufschlitzte, ihr Gedärm um einen Stock zu wickeln! Und solche Grausamkeiten geschahen zu Cabrière in Gegenwart und unter dem Beifall des päpstlichen Gesandten! Und warum dies alles? Nur weil diese armen Menschen, friedlich und arbeitsam, gleich den ihnen nahestehenden Reformierten nicht zur Messe gehen, die Heiligen verehren und die Ohrenbeichte praktizieren wollten … Ihr wisset, mein Vater, welch guter Katholik ich bin, sosehr ich die Verderbtheiten der römischen Kirche mißbillige; doch werde ich schamrot darob, daß die Kirche des heiligen Petrus den König von Frankreich zu derartigen Abscheulichkeiten gedrängt hat …«
    »Mein Sohn«, ließ sich La Boétie mit einem verlegenen Blick auf seine Besucher vernehmen, »Ihr wisset, daß unser König Franz I. ein Mann von großer Güte ist. Er hat das Schreiben, welches den Baron von Oppède zur Vollstreckung des vom Parlament zu Aix verfügten Urteils gegen die Waldenser bevollmächtigte, nicht gelesen, als er es unterzeichnete, weswegen er sich hernach große Vorwürfe machte und eine Untersuchung gegen die Schuldigen an diesem Blutbad verfügte.«
    »Doch leider ist es nun zu spät!« rief Etienne, worauf er, die Verlegenheit seines Vaters gewahrend, verstummte und seufzend die Augen niederschlug.
    Nach der darauf folgenden Stille hob Sauveterre wieder an:
    »Um auf Fontenac zurückzukommen: wird denn das Wort dieses Schurken Gehör im Bischofspalast finden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte La Boétie, obgleich er es sehr wohl zu wissen schien. »Dieser Verruchte spielt den guten Katholiken, wiewohl er ein erbärmlicher Christ ist. Er zahlt Messen und macht Schenkungen …«
    »Welche der Bischof auch
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