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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Merle
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Stück Weg vor uns!«
    »Oder durch die Schuld dessen, der ihn in Angst und Schrecken versetzt«, sprach Sauveterre, indes er sein Roß mit sorgenvoller Miene wendete. »Mein Bruder, wir sollten daran denken, daß wir keinen guten Nachbarn haben werden, wenn es stimmt, daß die Güter dieses Fontenac an Mespech grenzen.«
    »Aber die Burg gefällt mir«, sprach Siorac, sich in den Steigbügeln aufrichtend. »Sie ist prächtig und neu! Es wäre ein großes Vergnügen, in einer so neuen Behausung zu wohnen. Zum Henker mit den engen Fensterhöhlen und den schwarzen, bemoosten Mauern! Um wieviel besser gefallen mir die hell leuchtenden Mauersteine und die Kreuzstockfenster, welche das Licht hereinlassen!«
    »Aber auch dem Angreifer das Werk erleichtern …«
    »Wenn notwendig, werden wir sie von innen mit dicken Fensterläden aus Eichenholz versehen.«
    »Ihr wollet die Katze im Sack kaufen, mein Bruder«, sagte Sauveterre mit vorwurfsvoller Miene. »Wir haben noch nicht einmal die Felder gesehen.«
    »Heute den Wohnsitz, morgen und übermorgen die Felder«, sprach da Siorac.
     
    Anthoine de La Boétie, kraft königlichen Erlasses Kriminalleutnant im Amtsbezirk Sarlat und Domme, bewohnte zu Sarlat ein sehr schönes neues Haus gegenüber der Kirche, mit jenen Kreuzstockfenstern, welche meinem Vater so gefielen, der im übrigen ganz vernarrt war in jede Neuheit, ob in der Religion, im Feldbau, in der Kriegskunst oder der Medizin, in welcher Kunst er sich noch immer mit Fleiß bildete. Erst vor kurzem habe ich in seiner umfänglichen Bibliothek Ambroise Parés Abhandlung über die »Methode der Behandlung von Wunden, verursacht durch Arkebusen und andere Feuerrohre« gefunden, welche mein Vater, wie aus einer Anmerkung von seiner Hand auf dem Vorsatzblatt hervorgeht, am 13ten Juli anno 1545, dem nämlichen Jahre dieser Ereignisse um Mespech, bei einem Buchhändler zu Sarlat gekauft.
    Monsieur de La Boétie war prächtig gekleidet mit einem seidenen Wams und trug einen Lippenbart sowie einen spitzen Kinnbart, beide wohlgestutzt und gekämmt. Neben ihm saß auf einem niedrigeren Stuhle ein recht häßlicher junger Mann vonetwa fünfzehn Jahren. Doch war seine Häßlichkeit nur äußerlicher Natur, denn sie ward überstrahlt von einem Paar blitzender, lebendiger Augen.
    »Mein Sohn Etienne«, sagte Monsieur de La Boétie nicht ohne Stolz. »Meine Herren«, fuhr er dann fort, »die finsteren Machenschaften Fontenacs sind mir nicht unbekannt. Er will Mespech in Besitz nehmen mit allen Mitteln, seien sie noch so ruchlos und gemein. Mir ist auch bekannt – ohne es indes beweisen zu können –, daß im letzten Monat einige Männer in seinem Auftrage des Nachts die Burgmauern erklommen haben, um Dachsteine zu entfernen, damit das Regenwasser eindringen möge und so die Decken und das Mauerwerk verderbe. Da Fontenac über nicht mehr als fünfzehntausend tourische Livres verfügt und ihm keiner hier auch nur einen Heller leihen wird, weiß er wohl, daß er Mespech für diesen Preis nicht bekommt, wenn sich noch andere Bieter zur Versteigerung einstellen. Um nun zu verhindern, daß er weiteren Schaden verursacht, haben die Erben den Maligou zur Bewachung der Burg bestellt, doch als Fontenac von Euren Absichten erfuhr …«
    »Er kennt sie also!« rief Siorac aus.
    »Wie ein jeder im ganzen Sarladischen Land«, erwiderte La Boétie lächelnd und strich über seinen Spitzbart. »In den Schlössern wie in den Katen spricht man nur von Euch. Und ein jeder weiß auch, daß Fontenac dem armen Maligou gedroht hat, ihn samt Frau und Kindern lebendigen Leibes in seinem Hause zu braten, wenn er Euch in die Burg einließe.«
    »Und Fontenac würde solches auch tun?« fragte Sauveterre.
    »Er hat schon Schlimmeres getan«, antwortete La Boétie mit einer Handbewegung. »Doch ist er schlauer als tausend Füchse und hat niemals genügend Beweise hinterlassen, daß man ihn hätte vor Gericht bringen können.«
    »Wir sind den Krieg gewohnt und verfügen über drei wackere Soldaten«, ließ Sauveterre sich hören. »Herr Kriminalleutnant, was könnte dieser Räuberbaron gegen uns unternehmen?«
    »Seine Leute im Walde postieren, auf daß sie Euch dort maskiert in einem Hinterhalt auflauern, und den Mord dann einer der Banden zuschieben, welche unsere Gegend verunsichern.«
    »Und über wie viele Männer verfügt dieser Fontenac?«
    »Über etwa zehn Galgenvögel, welche er seine Soldaten nennt.«
    »Zehn?« sprach da Siorac mit kühnem Blick,
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