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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
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niemals weiß werden würden.
    »Er starb mit dem Schwert in der Hand, wie vor ihm sein Vater und davor sein Großvater«, intonierte Sarg. »Niemand von uns kann sich einen besseren Tod wünschen.«
    »Der Tod durch eine unsichtbare Hand, die Hand eines Viehs, keine Klingen, die sich miteinander in der Freude der Schlacht messen, das war kein guter Tod«, erwiderte Hulagar.
    Wie sich alles verändert hat, dachte Tamuka. Wie diese Bestien uns das weggenommen haben, denn es gibt keine Ehre, kein Prüfen in so einem Kampf, solchem Sterben. Deshalb müssen sie alle sterben, das ist die endgültige Wahrheit, die sich Jubadi nicht eingestehen wollte. Jedes einzelne Vieh auf der ganzen Welt muss sterben, wenn wir leben wollen. Schon bevor sich das aufsässige Vieh erhoben hatte, waren wir ihre Sklaven geworden, abhängig von ihnen, was sie schufen, dem Fleisch, das sie uns gaben. Wenn wir überleben wollen, müssen wir sie alle beseitigen, und deshalb starb Jubadi, musste sterben, da er sie letztendlich nur halbherzig bekämpfen wollte.
    Doch diese Gedanken verschwanden, als er Hulagar beobachtete, der über dem Körper seines gefallenen Freundes stand. Dies war der letzte Moment, in dem sie alleine waren, der Schildträger, der die erste stumme Nachtwache hielt, bevor die Leichenpräparatoren mit ihrem langen Ritual begannen. Nie wieder wären die beiden auf dieser Welt alleine, wie sie es so oft während der zweieinhalb Umkreisungen ihrer gemeinsamen Reise gewesen waren.
    Sarg unterbrach mit einem leisen Husten, und Tamuka schaute zu ihm hinüber. Draußen wurde es heller; der erste Schritt musste vor Anbruch der Morgendämmerung beendet sein. Er stand auf und trat mit gesenktem Kopf und abgewandtem Blick auf das Podium.
    »Es ist Zeit, mein Freund.«
    Hulagar nickte.
    »Du weißt, dass du nicht hier sein musst, damit es anfangen kann.«
    »Ich erinnerte mich gerade an die Nacht, als wir uns im Sturm verirrten. Wie ich die Höhle im Schnee grub, mein eigenes Pferd tötete, mein erstes Reittier, und seinen Körper über den Eingang zog, um uns Wärme zu spenden.«
    Hulagar musterte Tamuka.
    »Du weißt, dass er mir an dem Tag, als er Qar Qarth wurde, als Rückzahlung tausend Pferde gab.«
    »Ich weiß.«
    »Ich liebte dieses dumme Pferd, doch ich zögerte nicht.«
    Er hielt inne und sah Tamuka an. »Würdest du dasselbe für Vuka tun?«
    Tamuka antwortete nicht.
    Hulagar zögerte einen Moment. »Du wirst Schildträger des Qar Qarth sein. Du musst ihn lieben, wie ich ihn liebte.«
    Tamuka war still.
    Hulagar blickte zurück zu Jubadi. »Nein, ich bleibe«, seufzte Hulagar. »Ich verließ ihn niemals zuvor, und ich werde es jetzt auch nicht tun.«
    Tamuka blickte zu Sarg hinüber und nickte.
    Der Schamane trat vorwärts, das Dutzend Akolythen hinter ihm. Den ersten Sprechgesang der langen Überfahrt der reisenden Seele intonierend, stieg er hinauf neben Jubadi und begann mit dem Aufzählen der Abstammung, den zweihundertsieben Namen der Qar Qarth, angefangen bei Grish, der als Erster sein Volk aus den Bergen von Nom Barkth herausführte und den großen, niemals endenden Ritt über die Welt von Valdennia begann. Die Namen sprudelten hervor, Hulagars Lippen bewegten sich in stillem Gleichklang, und als der Schamane sprach, marschierten die Zungenlosen, die stummen Wächter der Qar Qarth und heiligen Schätze der Merkihorde ins Zelt und trugen einen goldenen Schrein, der auf den Schultern von einem Dutzend Krieger ruhte.
    Fasziniert beobachtete Tamuka, wie die Wachen den Schrein am Fuß des Podiums absetzten und sich mit gebeugten Köpfen zurückzogen. Als Sarg die letzte Nennung der Abstammung erreichte, traten zwei Gehilfen mit einem goldenen Tuch vorwärts. Er streckte die Arme aus, und sie legten es über seine Hände. Sich von Jubadi wegdrehend, trat er vom Podium herunter und mit den Händen, die vom heiligen Tuch bedeckt waren, entriegelte er den Schrein und öffnete ihn. Alle senkten den Blick. Tamuka, den Kopf gebeugt, beobachtete mit einem Seitenblick, wie Sarg in den Schrein griff und eine silberne Urne herauszog, die schwer in seinen zitternden Händen ruhte.
    Sich drehend stieg Sarg erneut auf das Podium, hielt das schwere Gewicht der Urne vorwärts, seine Arme bis an die Grenze der Belastbarkeit beansprucht, und stellte sie neben den Körper des Qar Qarth.
    Die Oberseite der Urne ergreifend, hob er sehr langsam den Deckel, und ein schwacher, ekelhaft süßlicher Geruch wehte daraus hervor. Alle waren still.
    Sarg
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