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Forever in Berlin

Forever in Berlin

Titel: Forever in Berlin
Autoren: Mia Landorf
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das Licht angeschaltet und mich dann wie ein Gentleman runter zu einem Taxi gebracht. Ihr drei ward ja schon längst über alle Berge.«
    »Wir haben Dich gesucht, Du Schnepfe, aber nicht gefunden. Das heißt, Nick und ich. Tim hing auf so einer Miley Cyrus im Teddybärchenkostüm drauf und war sichtlich beschäftigt.«
    Letzteres konnte Lilly kein bisschen mehr anhaben. »ICH war auch beschäftigt, Em. Wunderbar beschäftigt.«
    »Das klingt fast so, als hättest du dich verliebt.«
    Lilly fuhr einmal mit dem Geschirrhandtuch elegante Kreise durch die Luft, wie es rhythmische Sportgymnastinnen mit dem Band taten, und trällerte. »Ich bin in Darth Vader verliebt. Verliebt. Verliebt. Verliebt.«
    Emily schaute sie nur mit einem »Geht’s noch?«-Ausdruck in den Augen an.
    »Ach, Em. Das ist doch alles nebensächlich. Ich hatte gestern die lustigste Nacht in der Zeitrechnung nach Johannes. Und Dein Bauchgefühl hatte Recht. Da ist ein Mann in meinem Leben!«
    Emily schüttelte nur den Kopf. »Und wie gedenkst Du bitte, ihn wiederzusehen? Musst Du dazu auf seinen Todesstern reisen, oder was?«
    Lilly griff triumphierend in ihre Hosentasche und zog einen Zettel hervor. »Er hat mir auf dem Weg zum Taxi noch seine E-Mail-Adresse zugesteckt.«
    Emily schnappte sich das Stück Papier und las. Dann schaute sie Lilly an, als würde sie endgültig an deren Zurechnungsfähigkeit zweifeln.
    »Da steht [email protected] drauf.«
    »Ja und?«

5

    Lilly hatte sich das Ganze natürlich gut überlegt. Genau genommen hatte sie die vergangenen 24 Stunden, also quasi seit sie ins Taxi gestiegen war, darüber nachgedacht. Minus ein bisschen unruhigem Schlaf. Eigentlich war sie nicht der Typ, der Typen hinterherlief. Oder hinterhermailte. Sie hatte schließlich ein jahrelanges Studium von Frauenzeitschriften hinter sich, in denen ihr eingetrichtert wurde, dass Männer entwicklungstechnisch in der Steinzeit feststeckten und auch im 21.Jahrhundert immer noch Frauen jagen wollten. Oder erobern. Also ließ Lilly Männer gemeinhin die ersten Schritte gehen. Damit sie zumindest glaubten, die Kontrolle inne zu haben.
    Der Fall Darth Vader war allerdings komplizierter. Lilly war noch nie – NOCH NIE! - in ihrem Leben so galaktisch geküsst worden. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, welch andere Talente der außerirdisch talentierte Vader eventuell noch so haben könnte. Und mit dem Zettelchen, auf welchem seine E-Mail-Adresse stand, hatte er fieserweise den Ball auf ihre Seite des Feldes gespielt.
    Lilly blieb also gar nichts anderes übrig, als dieses Mal selbst den ersten Schritt zu tun. Auch wenn ihr das gar nicht ins Konzept passte. Nur wie? Was, bitte schön, sollte Frau schreiben, das 1.) witzig, 2.) intelligent und 3.) nicht zu aufdringlich war?
    Kaum 23 Stunden später hatte Lilly die perfekte Antwort formuliert:
     
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Das Imperium schlägt zurück
    Wusstest du eigentlich, dass Darth Vader nach Waldmeister schmeckt?
     
    Sie schob den Mauszeiger ihres Laptops auf »Senden«. Wenn sie jetzt drücken würde, war die Mail unwiderruflich auf dem Weg zu Vader. Lillys Herz pochte. Sie kam sich vor wie in der 8. Klasse, als sie das erste Mal einem Jungen ein Zettelchen zugesteckt hatte, auf dem »Willst du mit mir gehen?« stand sowie zwei Kästchen zum Ankreuzen: Ja oder Nein. Doch statt zu antworten, hatte dieses dumme, pubertierende Pickelgesicht von Junge Lillys Zettel damals in seiner gesamten Fußballmannschaft herumgereicht. So dass es der erste und letzte Zettel war, den Lilly jemals einem männlichen Wesen geschrieben hatte.
    Und jetzt also diese Mail. Lilly nahm ihren ganzen Mut zusammen, senkte den Finger und drückte. Abgeschickt!
    Und jetzt?, fragte sie sich sofort. Irgendwie hatte sie Erleichterung erhofft, doch das angespannte Formulieren des perfekten Textes wurde einfach nur durch angespanntes Warten auf Antwort ersetzt.
    Lilly stand von ihrem Schreibtischstuhl auf und begann die Strecke von ihrer Zimmertür bis zum Fenster abzuschreiten.
    Hin.
    Her.
    Hin.
    Her.
    Genau acht Schritte jeweils. Wenn ich so weiter mache, dachte sie, dann laufe ich noch Furchen ins Parkett. War Darth Vader einer, der Tag und Nacht seine Mails kontrollierte und beantwortete?
    War er! Denn mit einem leisen Bling traf sogleich eine Nachricht ein. Hatte er etwa auf ihre Mail gewartet?
     
    Von: Darth
    An: Lilly
    Habe mich noch nie selbst geküsst. ;-)
    Du heißt also gar nicht
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