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Forever in Berlin

Forever in Berlin

Titel: Forever in Berlin
Autoren: Mia Landorf
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gewesen; er hatte ihr sogar die Eintrittskarte (Sitz 79! Mitten im Universum) in einem guten alten Postbrief ins Café geschickt.
    Lilly schlängelte sich durch diverse Schulklassen hindurch an den Kassen vorbei, an welchen »Vorstellung ausverkauft«-Schilder hingen. Nachdem ein Platzanweiser ihre Karte abgerissen hatte, fand sie Platz 79 in der Mitte der dritten Reihe der großen Halle mit dem Kuppeldom. Rechts und links, vor und hinter ihr kicherten, feixten und alberten Schüler. Nur der Platz direkt rechts von ihr, die 78, war noch frei. Lilly sah sich nervös um.
    Ein erwachsener Mann, der kein Lehrer war, musste hier drin doch zu erkennen sein, oder?, dachte sie. Dann schaute sie auf ihre Uhr. Noch zwei Minuten bis das Programm begann. Nichts konnte Lilly weniger leiden als Unpünktlichkeit.
    »Relax, Lilly«, mahnte sie sich selbst. »Er hat ja noch 90 Sekunden.«
    Aber dann wurde das Licht gedimmt, eine Stimme vom Band begrüßte die Besucher, und das Programm begann. Lilly wusste vor Schreck gar nicht, was sie tun sollte. Mit der Möglichkeit, dass dieser Chris sie versetzen könnte, hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Sie wollte schon wütend aufstehen, aber da ermahnte ein Lehrer irgendwo links hinter ihr gerade seine Schützlinge, still zu sein und aufzupassen. Sie war quasi umzingelt und eingeklemmt von all den Kids. Und saß da wie gelähmt.
    Auf dem Himmel über ihr leuchteten jetzt die ersten Sterne. Lilly erkannte den Polarstern und den Großen Wagen. Da vernahm sie Unruhe von rechts. Die anderen Besucher in ihrer Reihe mussten aufstehen, um noch einen letzten Gast durchzulassen.
    »Entschuldigung«, sagte dieser leise. »Entschuldigung, darf ich hier mal bitte durch?«
    Neben Lilly und vor Sitz 78 blieb er stehen.
    »Du bist zu spät«, wollte Lilly schon zischen, doch die Worte blieben ihr buchstäblich im Halse stecken, so aufgeregt war sie. Vor ihr stand ein großer schlanker Mann. So viel konnte sie in der Dunkelheit des Planetariums ausmachen. Er bückte sich und gab ihr förmlich die Hand.
    »Hi, ich bin Chris. Sorry, dass ich nicht pünktlich bin.«
    Dann setzte er sich neben sie.
    »Hi, ich bin Lilly«, antwortete Lilly und wäre anschließend fast aus ihrem Planetariumssessel gekippt. Der Typ, der seelenruhig neben ihr saß, trug Vollbart und eine Hornbrille. Chris. Christopher. Es war der Porschefahrer aus dem Café Solo .
     

7
     
    »Wie konntest Du Dir eigentlich so sicher sein, dass ich nicht einfach aufstehe und gehe?«, fragte Lilly und nahm sich ein Stück elsässischen Flammkuchen vom großen, eckigen Brett, das zwischen ihr und Christopher Wortmann auf dem Tisch im Café-Restaurant Gugelhof lag.
    »Konnte ich nicht. Aber einen Versuch war’s wert. Ich muss zugeben, dass ich beim Bestellen der Karten die Frau am Telefon gefragt habe, wie gut die Chancen stünden, dass die Vorstellung ausverkauft sein würde? Ich habe auch extra die Sitze in der Mitte gewählt.«
    »Um mir den Fluchtweg abzuschneiden. Geschickt, geschickt.«
    »Um meine Chancen auf ein Abendessen mit Dir zu erhöhen. Auf normalem Wege warst Du dazu ja nicht bereit.«
    »Na, hör mal! Weil Du im normalen Leben ein ekelhafter…«
    »…Porsche fahrender Depp bist?«
    »Genau!«
    »Wieso gehst Du dann mit mir essen?«
    »Weil Du, weil Du…«, stotterte Lilly. Weil sie sich ihrer eigenen schiefen Logik bewusst wurde, purzelten ihr die Worte schneller aus dem Mund, als sie kontrollieren konnte: »Weil Du gar nicht so bist wie Du bist.«
    »Wie bin ich denn?«
    »Ach, das weiß ich doch auch nicht.«
    »Als Porschefahrer ein arroganter, selbstsicherer Schnösel. Als Darth Vader gar nicht so übel.«
    Christopher grinste. »Vielleicht können wir uns der Namensvielfalt wegen einfach auf Chris einigen. Und noch mal von vorne beginnen.«
    Lilly angelte sich noch ein Stück Flammkuchen und grinste ebenfalls. »Na, wenn’s denn sein muss.« Dann sah sie ihn lange an. Chris hatte dunkelgrüne Augen, die im Licht der Hängelampe über ihrem Tisch auffordernd funkelten. Oder bildete sie sich das etwa nur ein? Er hatte sein Jackett, sie hatte das Label gesehen, es war von Prada, ausgezogen und über die Stuhllehne gehängt. Darunter trug er wieder ein weißes Hemd. Schick, aber doch lässig mit den aufgerollten Hemdsärmeln, befand Lilly. Als sie das Restaurant betraten, hatte er ihr nicht nur die Tür aufgehalten, sondern ihr am Tisch auch noch den Stuhl hervorgezogen. Der Mann hatte Manieren!
    »Erzähl mir etwas über
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