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Forever in Berlin

Forever in Berlin

Titel: Forever in Berlin
Autoren: Mia Landorf
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war Programm.
    Lilly hatte damals die Idee dazu gehabt. Schließlich trafen sich die vier Freunde ohnehin fast jeden Tag in dem Oma-Café mit seiner »Draußen nur Kännchen«-Politik am Kollwitzplatz. Als der Schuppen dann zum Verkauf stand, schlugen sie zu. Sie entkernten den Laden komplett, designten innen alles neu und änderten das Konzept radikal. Zukünftig würde es nur fair gehandelten Bio-Kaffee von einer kleinen Finca aus Guatemala geben, selbstgebackene Kuchen - und draußen auch Cappuccino statt nur Kännchen. Das Café Solo war seit einem Jahr ein voller Erfolg, und die vier Freunde hatten sich noch kein einziges Mal wirklich ernsthaft gestritten. Was wohl auch an einer geheimen Abmachung unter ihnen lag: Kein Sex miteinander. Da waren sich alle einig. Nun ja, fast alle. Tim hatte sich anfangs vehement gegen diese »alberne, vorsintflutliche Regel« gestemmt, dann aber eingelenkt.
     
    Lilly sortierte gerade das saubere Besteck in eine Schublade, als sie hörte, wie die Tür zum Café aufging. Morgens ab zehn, nach dem großen Frühstückstrubel, kamen eigentlich nur noch Stammgäste: freiberufliche Autoren, die auf ihren Laptops den – hoffentlich! - ersten Bestsellerroman schrieben. Und Yummy Mummies in Designeryogaklamotten, die ihre Kinder in der Schule abgegeben hatten und jetzt beim Latte - »Aber bitte nur mit fettfreier Milch!« - immer mit lüsternen Augen den männlichen Baristas auf den Hintern starrten.
    Lilly machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen. Tim hatte die Morgenkundschaft immer voll im Griff. Er arbeitete selbst seit Jahren an einem Drehbuch und fachsimpelte gerne mit den anderen Autoren. Und die ein oder andere Yummy Mummy hatte seinetwegen schon die ein oder andere Yogastunde ausfallen lassen.
    »Morgen, was darf’s denn sein?«, begrüßte Tim den neuen Gast.
    Nach einer kleinen Pause antwortete dieser: »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne von Ihrer Kollegin bedient werden.«
    Es entstand wieder eine kleine Pause. »Kein Problem«, sagte Tim dann hörbar amüsiert. »Prinzessin Lillyfee. Du hast Kundschaft.«
    »Nenn mich nicht immer Lillyfee, Du …«, zischte Lilly Tom an, brachte ihren Satz aber nicht zu Ende, weil sie in diesem Moment begriff, wer dieser ganz spezielle Gast war, der unbedingt von ihr bedient werden wollte.
    »Was wollen Sie denn hier?«
    »Hmmm«, überlegte der hochgewachsene Mann mit Vollbart und Hornbrille und blickte gespielt nachdenklich auf die Speisen- und Getränketafel hinter dem Tresen. »Un espresso doppio?!«
    Jetzt hatte Lilly wirklich genug. Da bestellte dieser Widerling aus dem Porsche, der ihre Lieblingsjeans versaut hatte, auch noch auf Italienisch. Hier! In ihrem Café! Wichtigtuer wie er gingen ihr ohnehin schon immer gehörig auf den Keks. Aber wichtigtuerische Besserwisser, die in einer Fremdsprache daherplapperten, und andere auch noch gerne in Sachen Weltgewandtheit beeindrucken wollten, standen ganz oben auf Lillys interner Liste männlicher Brechmittel.
    Wenn ich mir mittags einen Latte Macchiato machen würde, vermutete Lilly, würde er mir sicherlich gleich erklären, dass wahre Italiener nur morgens Latte Macchiato trinken, aber KEI-NES-FALLS mittags oder nachmittags.
    »Können Sie Ihren DOP-PEL-TEN Espresso nicht irgendwo anders trinken?«
    »Nein«, schüttelte Mr. Porsche den Kopf und grinste. »Mir gefällt es hier ausgesprochen gut.«
    Dann legte er drei Euro auf die Theke. »Stimmt so.«
    »Und ich dachte schon, ich soll Ihnen auch dafür die Rechnung ins Büro schicken«, ätzte Lilly, noch bevor sie sich zur Espressomaschine umdrehte.
    Tim, der die Szene bisher sichtlich belustigt beobachtet hatte, trat zwei Schritte auf Lilly und ihren Gast zu. »Sagt mal, kennt Ihr euch etwa? Hattet Ihr schon mal schlechten Sex miteinander oder so?«
    Lilly ließ den doppelten Espresso in eine Tasse laufen, stellte diese auf die Theke und schob sie wortlos dem Gast hin. Der lehnte, lässig auf einen Ellbogen gestützt, an der Bar.
    »Nein, leider nicht«, antwortete er auf Tims Frage, als wäre Lilly gar nicht anwesend, sah sie dabei aber auffordernd an. »Also, was das Kennen anbetrifft.«
    »Na, das können wir ändern. Ich stell’ euch mal vor.« Tim schwenkte seine Hand galant in Richtung Lilly. »Das ist Lilly von Marloffstein...«
    Der Gast unterbrach ihn: »...unter Freunden gerne Prinzessin Lillyfee genannt, wie ich höre.«
    »Genau«, grinste Tim, der das Spiel »Lasst uns mal die Lilly ärgern« sichtlich
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