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Forever in Berlin

Forever in Berlin

Titel: Forever in Berlin
Autoren: Mia Landorf
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Darth Vader lachen. »Das wäre tatsächlich, nun ja, traurig.«
    »Nein. Tragisch wäre das. Echt tragisch.«
    Darth Vader lachte erneut. »Also gut«, rief er dann und hob sein Lichtschwert wie ein General, der zum Angriff bließ. »Auf zum Dessert, Prinzessin Leia, und zu den leckeren Augäpfeln in grünem Wackelpudding!«
    Während Vader sein Lichtschwert ans Buffet lehnte und nach zwei Wackelpuddinggläsern griff, musterte Lilly ihn heimlich. Er war groß, schlank und hatte in seiner engen schwarzen Kostümhose einen ziemlich knackigen Hintern. Doch dann wirbelte sein schwarzer Umhang herum und Lilly hatte einen täuschend echt aussehenden Augapfel vor der Nase.
    »Bitte schön, Prinzessin.«
    Das Rollenspiel begann, ihr mehr und mehr zu gefallen. Irgendwie absurd, dachte sie, dass man in so einem albernen Kostüm plötzlich ein ganz anderer Mensch war. Ein ganz anderer Mensch sein konnte.
    »Danke, Lord Vader«, säuselte sie. »Welcher Feind hat für dieses Mahl hier sein Leben lassen müssen?«
    »Han Solo.«
    Lilly traute ihren Ohren nicht. Machte dieser schlagfertige Vader nur wieder einen guten Witz? Oder hatte er sie etwa Hand in Hand mit Han »Tim« Solo auf die Party kommen sehen?
    Dann stachen beide gleichzeitig mit ihren Löffeln in den Wackelpudding hinein und pulten die Augäpfel heraus. Das Hineinbeißen kostete Lilly durchaus etwas Überwindung. Wie bei einer Mutprobe.
    »Hmmm. Köstlich, köstlich«, rief Vader.
    »Und wie kann ich sicher sein, Lord Vader, dass mein Auge hier nicht vergiftet ist?«, fragte Lilly kokett.
    »Sehr gut. Sehr gut, meine Prinzessin. Unterschätzen Sie nie die Macht der dunklen Seite!«
     
    Zwei weitere Augäpfel, drei abgehackte, blutige Finger, vier Glas Bowle und einen Zimmerwechsel in eine ruhige Bibliothek später, standen Lilly und Vader an einen neumodischen Stahlschreibtisch gelehnt. Sie waren ganz alleine im Raum. Ohne dieses nicht wankende Möbelstück hinter ihr, vermutete Lilly in ihrem schon gehörig vernebelten Gehirn, würde sie wahrscheinlich einfach umfallen. So viel Spaß wie heute Abend hatte sie schon lange nicht mehr gehabt. Und das schon gar nicht mit einem Mann. Irgendwann zwischen Bowle Nummer zwei und drei hatte sie einmal halbherzig versucht herauszufinden, wie Vader wirklich hieß und was er im wahren Leben tat. Aber der schwarze Lord bestand darauf, dass er das Imperium in seine Macht bringen wolle.
    Ihre Konversation, die immer mehr ins Flirten übergegangen war, stockte. Vader hob die Hand und strich ganz langsam eine blonde Strähne aus Lillys Gesicht, die sich unter ihrer brünetten Perücke gelockert haben musste.
    »Du bist eigentlich blond, Prinzessin«, hauchte er. Und es klang eher wie eine Feststellung, denn wie eine überraschende, neue Erkenntnis. Als würde er sie schon Mondjahre lang kennen.
    Seine Berührung durchfuhr sie wie ein kleiner elektrischer Schock. Sie hob die Hand, um ihm seine Maske vom Gesicht zu ziehen, deren Plastik im Schein der einzigen Lichtquelle des Raumes, einer Schreibtischlampe, lackartig glänzte. Urplötzlich hatte sie das unbändige Bedürfnis, sein echtes Gesicht zu sehen. Doch Darth war schneller. Er fing ihre Hand noch in der Luft ab und hielt sie auf halbem Wege am Handgelenk fest. Dann langte er hinter sich und knipste die Lampe aus.
    In der Dunkelheit, die beide jetzt umhüllte, zog er Lilly langsam an sich. Sie atmete seinen männlichen Duft ein, spürte die Wärme seines Körpers. Er schob die Maske hoch, hob Lillys Kinn an und küsste sie. Sie schloss instinktiv die Augen und spürte seine Lippen auf den ihren. Sie waren weich und warm. Er küsste sie erst vorsichtig, dann immer drängender. Seine Finger strichen ihr über die Wange, seine Zunge fand den Weg in ihren Mund.
    Lilly entfuhr ein leises, wonniges Stöhnen. Und in dem Moment wusste sie, dass es um sie geschehen war. Darth Vader schmeckt nach Waldmeister, war alles, was sie noch denken konnte.
     
    »Und Du weißt wirklich nicht, wie der Typ in Wahrheit heißt?«, fragte Emily am nächsten Morgen irritiert, als sie mit Lilly das Café Solo für den Ansturm der Sonntagsfrühstücker fertig machte.
    »Nein«, antwortete Lilly unbekümmert, als wenn es das Normalste der Welt wäre, mit einem maskierten Fremden geknutscht zu haben, dessen Gesicht man keine Sekunde lang wirklich gesehen hatte. Wobei geknutscht der falsche Ausdruck war. Nie zuvor hatte ein Mann Lilly so göttlich geküsst!
    »Irgendwann hat er die Maske wieder aufgezogen,
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