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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Moore
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sagte Drool traurig.
    »Und wenn Cordelia erfährt, was Ihr wirklich getan habt?«, fragte ich.
    »Was uns genau zum Thema bringt, nicht wahr? Ihr werdet Cordelia nicht berichten können, was vorgefallen ist.«
    »Cordelia, meine einzig wahre Tochter!«, heulte Lear.
    »Schnauze!«, bellte Edmund. Er hob die Armbrust, zielte durch die Gitterstäbe auf Lear, dann trat er einen Schritt zurück und schien sein Ziel aus den Augen zu verlieren, als eines meiner Wurfmesser mit dumpfem Schlag aus seiner Brust ragte.
    Er ließ die Armbrust sinken und starrte den Messergriff an. »Aber du sagtest doch: pikeniere Überraschung!«
    »Überraschung!«, sagte ich.
    »Bastard«, knurrte der Bastard. Er hob die Armbrust, um zu schießen, diesmal auf mich, und ich schleuderte ihm das zweite Messer ins rechte Auge. Die Armbrust schepperte, und der schwere Bolzen fiel klappernd auf den Steinfußboden, als sich Edmund einmal um die eigene Achse drehte und auf den Wachenhaufen kippte.
    »Astrein«, sagte Drool.
    »Du sollst belohnt werden, Narr!«, sagte Lear, und seine Stimme rasselte vor Blut. Er hustete.
    »Vergiss es«, sagte ich.
    Dann ertönte in der Zelle eine Frauenstimme: »Raben schreien auf den Zinnen. Der Wind weht Edmunds Tod herbei, und die Schnäbel wässern schon ob des Schurken modrig Fäule!«
    Der Geist. Die schillernde Gestalt stand über Edmunds Leichnam gebeugt, direkt vor unserer Zelle, eher noch ätherischer als bei unserer letzten Begegnung. Sie blickte auf und grinste. Drool wimmerte ungehemmt und versuchte, sich hinter Lears weißer Mähne zu verstecken.
    Lear wollte sie wegwinken, doch sie schwebte vor ihm an die Gitterstäbe. »Nun, Lear, hast wohl deinen Vater eingemauert, was? Ja?«
    »Geh weg, Geist! Plage mich nicht!«
    »Hast auch die Mutter deiner Tochter eingemauert, was?«, sagte der Geist.
    »Sie war mir untreu!«, rief der Alte.
    »Nein«, sagte der Geist. »War sie nicht.«
    Benommen setzte ich mich auf den Zellenboden. Edmund zu meucheln, war mir nicht gut bekommen. »Dann war die Eremitin von Dog Snogging Eure Königin?«, fragte ich, und meine Stimme klang in meinen Ohren, als käme sie aus weiter Ferne.
    »Sie war eine Hexe«, sagte Lear. »Und sie hat meinem Bruder schöne Augen gemacht. Ich habe sie nicht getötet. Ich konnte es nur nicht ertragen. Ich ließ sie in die Abtei von Yorkshire sperren.«
    »Nun, mit dem Einmauern habt Ihr sie ja wohl auch umgebracht!«, schrie ich.
    Lear schreckte vor meiner Unverblümtheit zurück. »Sie war untreu, tändelte mit einem der Burschen dort. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie bei einem anderen war.«
    »Also habt Ihr sie zumauern lassen.«
    »Ja! Ja! Und der Junge kam an den Galgen. Ja!«
    »Ihr seid ein widerliches Monstrum!«
    »Außerdem hat sie mir keinen Sohn geschenkt. Ich wollte einen Sohn.«
    »Sie hat Euch Cordelia geschenkt, Euren Liebling.«
    »Und sie war dir treu«, sagte der Geist. »Bis du sie fortgeschickt hast.«
    »Nein!« Der alte König versuchte, den Geist zu verscheuchen.
    »Oh, doch! Und du hattest einen Sohn, Lear. Jahrelang hattest du einen Sohn.«
    »Ich hatte keinen Sohn.«
    »Noch eine Bauernmaid, die du dir auf einem Schlachtfeld genommen hast. Diesmal in Iberien.«
    »Ein Bastard? Ich habe einen Bastard?«
    Ich sah Hoffnung in Lears kalten Augen keimen und wollte sie auslöschen, wie Regan es mit Gloucesters Augen getan hatte. Ich zückte mein letztes Messer.
    »Ja«, sagte der Geist. »Du hattest einen Sohn, all die Jahre, und nun liegst du in seinen Armen.«
    »Was?«
    »Der Simpel ist dein Sohn«, sagte der Geist.
    »Drool?«, sagte ich.
    »Drool?«, sagte Lear.
    »Drool«, sagte der Geist.
    »Papa!«, sagte Drool. Und er drückte seinen lang verlorenen Vater mit monströsen Armen an sich. »Mein Papa!« Man hörte Knochen knacken und ein ekliges Geräusch von Luft, die feuchten, zerdrückten Lungen entwich. Lears Augen traten aus dem Kopf, und seine Pergamenthaut wurde blau, als Drool ihm die Liebe seines ganzen Lebens auf einmal schenkte.
    Als der Alte nicht mal mehr ein Pfeifen von sich gab, ging ich zu Drool und löste seine Arme. »Lass ihn, Junge! Lass los!«
    »Papa?«, sagte Drool.
    Ich schloss die kristallblauen Augen des alten Mannes. »Er ist tot, Drool.«
    »Arschloch!«, sagte der Geist und spuckte aus – einen klitzekleinen Speichelfladen, der wie eine Motte davonflatterte.
    Da stand ich auf und wandte mich dem Geist zu. »Wer bist du? Welches Unrecht wurde dir zugefügt, das ungeschehen
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