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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Moore
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zu machen wäre, damit deine Seele Ruhe findet oder du endlich verschwindest, ätherknochiger Quälgeist?«
    »Dieses Unrecht wurde soeben aus der Welt geschafft«, sagte der Geist. »Endlich.«
    »Wer bist du?«
    »Wer ich bin? Wer ich bin? Was meinst du wohl, wer ich bin, guter Pocket? Klopf an deine Narrenkappe und frag den nutzlosen Hirnkasten, woher seine Kunst wohl rührt. Klopf an deinen Hosenbeutel und frag den kümmerlichen Bewohner, wer ihn des Nachts um den Schlaf bringt. Klopf an dein Herz und frag die Seele dort, wer sie in der Wärme ihres heimischen Feuers erweckt hat … Frag den zarten Geist, der in dem Geist vor deinen Augen steckt!«
    »Thalia!«, sagte ich, denn nun endlich erkannte ich sie. Ich sank vor ihr auf die Knie.
    »Aye, Junge. Aye.« Sie legte ihre Hand auf meinen Kopf. »Erhebt Euch, Sir Pocket von Dog Snogging!«
    »Aber warum? Warum hast du nie gesagt, dass du eine Königin bist? Warum?«
    »Er hatte meine Tochter in der Gewalt, meine süße Cordelia.«
    »Und du wusstest immer schon von meiner Mutter?«
    »Ich hatte Geschichten gehört, aber ich wusste nicht, wer dein Vater war, zumindest nicht, als ich noch lebte.«
    »Warum hast du mir nichts von meiner Mutter erzählt?«
    »Du warst ein kleiner Junge. Das ist keine Geschichte für kleine Jungen.«
    »Nicht so klein, dass du mir nicht durch das Kreuz einen runterholen konntest.«
    »Das war erst später. Ich wollte es dir wohl erzählen, aber dann ließ er mich endgültig einmauern.«
    »Weil wir erwischt wurden?«
    Der Geist nickte. »Er hatte schon immer ein Problem mit der Tugend anderer. Nie mit seiner eigenen.«
    »War es schlimm?« Ich hatte versucht, nicht an sie zu denken, allein in der Finsternis, verhungernd und verdurstend.
    »Es war einsam. Ich war immer einsam, nur nicht mit dir, Pocket.«
    »Tut mir leid.«
    »Du bist ein Schatz, Pocket. Lebwohl.« Sie griff durch die Gitterstäbe und strich wie feine Seide über meine Wange. »Kümmere dich um sie!«
    »Bitte?«
    Sie schwebte zur gegenüberliegenden Wand, wo Edmunds Leichnam lag.
    Sie sagte:
    »Nach Kränkung seiner Töchter drei,
    der König bald ein Narr wohl sei.«
    »Neiiiin«, heulte Drool. »Mein Papa ist tot!«
    »Nein, ist er nicht«, sagte Thalia. »Lear war nicht dein Vater. Ich hab dich nur auf den Arm genommen.«
    Sie verblasste. Ich musste lachen, und schon war sie weg.
    »Lach nicht, Pocket!«, sagte Drool. »Ich bin ein Findling.«
    »Sie hat uns die verdammten Schlüssel nicht gegeben«, sagte ich.
     
     
    Schwere Schritte hallten von der Treppe her, und Hauptmann Curan erschien mit zwei Rittern im Gang. »Pocket! Wir suchen dich schon! Der Tag ist unser, und Königin Cordelia naht von Süden her! Was ist mit dem König los?«
    »Tot«, sagte ich. »Der König ist tot.«

24
     
    Boudicca lebt
     
    So viele Jahre war ich ein Waisenknabe, nur um dann festzustellen, dass ich sehr wohl eine Mutter hatte, die sich aber umgebracht hatte wegen der Grausamkeit des Königs, des einzigen Vaters, den ich je kannte …
    Um festzustellen, dass ich einen echten Vater hatte, der ebenfalls auf Geheiß des Königs ermordet wurde …
    Um festzustellen, dass der beste Freund, den ich je hatte, die Mutter jener Frau war, die ich anbetete, und dass auch sie auf Geheiß des Königs hingerichtet worden war, für etwas, das ich getan hatte …
    In einer Woche vom Waisenclown zum Bastardprinzen und meuchelnden Rächer im Namen von Geistern und Hexen aufzusteigen, in wenigen Monaten vom kleinwüchsigen Emporkömmling zum Generalstrategen …
    Von derben Geschichten zur Unterhaltung einer eingemauerten Heiligen zu jenem Plan, das Königreich zu stürzen …
    Es war reichlich verwirrend, aber kein bisschen ermüdend. Und ich hatte ganz schön Appetit bekommen. Ein kleiner Imbiss wäre angezeigt – vielleicht sogar eine rechte Mahlzeit, mit einem Gläschen Wein.
    Durch die Schießscharten meiner alten Kammer im Vorwerk beobachtete ich, wie Cordelia die Burg einnahm. Sie ritt auf einem weißen Schlachtross, dessen Rüstung dieselben Farben trug wie sie – Schwarz mit Gold. Der güldene Löwe von England zierte ihren Schild, eine güldene Bourbonische Lilie den Brustpanzer. Zwei Reihen Ritter folgten ihr und trugen Lanzen mit den Bannern von Wales, Schottland, Irland, der Normandie, Frankreich, Belgien und Spanien. Spanien? Nebenbei hatte sie noch Spanien erobert? Früher konnte sie nicht mal Schach spielen. Realer Krieg schien einfacher zu sein.
    Mitten auf der Zugbrücke
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