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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Moore
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Schließlich hat er mich gerettet, als Vater mich rauswarf. Und damals hatte ich bereits die Sympathien der Garde und fast aller bei Hofe auf meiner Seite … Wenn irgendwer seinen Kopf verlieren sollte, dann nicht ich. Jeff hat ein eigenes Territorium bekommen: Toulouse, die Provence und ein Teil der Pyrenäen, aber angesichts dessen, was ich bekommen habe, ist alles sehr fair gelaufen. Die Jungs haben einen protzigen Palast in Burgund, den sie ständig umdekorieren. Die beiden sind glücklich.«
    »Die Jungs? Blödburgund fickt Froschfranz? Bei Odins hängenden Hoden, daraus ließe sich einen Liedchen reimen!«
    Sie grinste. »Ich habe mir beim Papst eine Scheidung gekauft. War ganz schön teuer. Wenn ich gewusst hätte, dass Jeff auf Zustimmung der Kirche bestehen würde, hätte ich dafür gesorgt, dass der alte Billig-Papst wieder eingesetzt wird.«
    Es hallte durch die Halle, als die großen Türen aufflogen, und Cordelia fuhr herum, wildes Feuer in den Augen. »Ich sagte, man solle mich allein lassen!«
    Abrupt blieb Drool, der eben hereingeschlurft war, stehen, als hätte er ein Gespenst gesehen, und wich zurück. »’tschuldigung. Bitte um Verzeihung. Pocket, ich hab Jones und deinen Hut hier.« Er hielt den Puppenstock und meine Narrenkappe, vergaß für einen Augenblick, dass man ihn angebrüllt hatte, dann schob er sich zur Tür hinaus.
    »Nein, komm rein, Drool!«, rief Cordelia. Sie winkte ihn heran, und die Wachen schlossen hinter ihm die Tür. Ich fragte mich, was die Ritter und die anderen Edelmänner wohl davon hielten, dass die Kriegerkönigin niemanden in die Halle ließ – bis auf zwei Narren. Wahrscheinlich, dass auch sie sich in die lange Folge von Verrückten einreihte.
    Drool hielt inne, als er an Regans Leichnam vorüberkam, hatte plötzlich vergessen, warum er hier war. Er legte Jones und meine Kappe neben sie auf den Tisch, dann nahm er den Saum ihres Kleides mit spitzen Fingern und hob ihn an, um mal kurz einen Blick darunterzuwerfen.
    »Drool!«, bellte ich.
    »’tschuldigung«, sagte er. Dann entdeckte er Gonerils Leiche und trat neben sie. Er stand da, starrte sie an. Bald fingen seine Schultern an zu beben, dann brach er in gewaltiges, rippenknirschendes Schluchzen aus, und Tränen tropften auf Gonerils Busen.
    Cordelia sah mich an, mit flehendem Blick, und ich sie offenbar mit einem ganz ähnlichen Ausdruck in den Augen. Wir waren doch echt unmöglich, dass wir nicht um diese Leute trauern konnten, diese Familie.
    »Die waren prall«, sagte Drool. Bald tätschelte er Gonerils Wange, dann ihre Schulter, dann beide Schultern, dann ihre Brüste, dann stieg er auf den Tisch und auf sie drauf und schluchzte rhythmisch und unschicklich, von Timbre und Lautstärke her einem Bären gleich, der in einem Weinfass durchgeschüttelt wurde.
    Ich nahm Jones von Regans Tisch und schlug ihn dem Deppen an den Kopf und an die Schultern, bis er von der einstmaligen Herzogin von Albany herunterstieg, das Tischtuch beiseiteschob und sich darunter versteckte.
    »Ich hab sie geliebt«, sagte Drool.
    Cordelia hielt mich zurück, bückte sich und hob die Decke an. »Drool, mein Freund«, sagte sie. »Pocket meint es nicht böse! Er versteht nur nicht, wie dir zumute ist. Trotzdem müssen wir es für uns behalten. Es ist unschicklich, sich an Verblichenen zu rubbeln, Kleiner.«
    »Echt?«
    »Ja. Der Herzog wird bald da sein, und er wäre sicher gekränkt.«
    »Und die andere? Ihr Herzog ist tot.«
    »Genau dasselbe. Unschicklich.«
    »’tschuldigung.« Er versteckte seinen Kopf unter der Decke.
    Sie stand auf und sah mich an, wandte sich von Drool ab, verdrehte die Augen und lächelte.
    Es gab so vieles, was ich ihr erzählen wollte, dass ich ihre Mutter gevögelt hatte, wir technisch gesehen Cousin und Cousine waren und – nun – dass die Lage schwierig werden könnte. Mein Instinkt als Künstler riet mir, den Augenblick nicht unnötig zu belasten, daher sagte ich: »Ich habe Eure Schwestern auf dem Gewissen, mehr oder weniger.«
    Ihr Lächeln erstarb. »Hauptmann Curan sagte, sie hätten sich gegenseitig vergiftet.«
    »Aye. Ich habe ihnen das Gift gegeben.«
    »Wussten sie, dass es Gift war?«
    »Das ja.«
    »Da kann man wohl nichts machen, was? Die beiden waren sowieso echt miese Biester. Haben mich meine ganze Kindheit über gequält. Du hast mir die Mühe erspart.«
    »Sie wollten nur geliebt werden«, sagte ich.
    »Komm mir bloß nicht so, Narr! Du hast sie auf dem Gewissen. Ich wollte nur ihr
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