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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill
Autoren: Matt Ruff
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seine Fehler. Er hat auch seine guten Seiten. Früher hast du das gewußt.«
    »Vielleicht bin ich nicht mehr dieselbe wie früher.«
    Hobart zuckte mit den Achseln.
    »Wie du willst«, sagte er. Er wußte, daß es keinen Sinn hatte, darüber zu diskutieren. »Aber eins kannst du mir glauben: Zee kennenzulernen war das Beste, was mir jemals passiert ist.«
    »Das Beste«, wiederholte Zephyr. »Aber trotzdem kümmerst du dich um Jenny McGraws Glockenspiel - nicht wahr?«
    »Na ja...«
    »Wenn George weggeht, möchte ich ihm mit dem Gleiter nachfliegen. Darf ich?«
    »Von mir aus«, seufzte Hobart. »Aber er wird wahrscheinlich hinunter zum Knochenacker gehen. Ich will nicht, daß du dich da herumtreibst, nicht einmal, daß du ihn überfliegst.«
    »In Ordnung. Wenn er wirklich da hingeht, mache ich einfach kehrt und komm zurück. Versprochen. Okay?«
    »Also gut«, willigte Hobart unsicher ein.
    Er nahm seine Inspektion wieder auf, während Zephyr sich an den äußersten Rand der offenen Glockenstube stellte, ohne darauf zu achten, daß es da gut zwanzig Meter in die Tiefe ging.
    »Großvater Hobart?«
    »Ja?«
    »Was ist so schlimm am Knochenacker? Was ist dort?«
    Hobart zögerte lange mit der Antwort. »Alpträume«, sagte er endlich. »Alte Alpträume.«
     
    IV
     
    George blieb fast eine Stunde auf dem Quad. Als er schließlich den Drachen einholte und wieder auseinandernahm, legte sich der Wind nicht. Er wehte beständig weiter und führte Wolke um Wolke heran, bis der ganze Himmel stahlgrau war. Jetzt sah es schon mehr nach Regen aus.
    »Laßt mir eine Stunde Zeit«, bat George die Wolken. »Ich möchte noch einen Spaziergang machen.« Er legte den Kopf schief, als horchte er auf eine Antwort, verstaute dann den zerlegten Drachen wieder in der Schweizer Armeetasche und machte sich auf den Weg - denselben, den er gekommen war. »Bis dann, Kumpel«, sagte er zum Bernhardiner, der zu seinem Baum zurückgetrottet war. »Danke für die Gesellschaft.«
    Als er an Ezra Cornell vorbeikam, schnippte er ihm wieder einen Gruß zu und mußte lächeln, als er sich an die Sage erinnerte: Wenn eine reine Jungfrau genau um Mitternacht zwischen den zwei Statuen hindurchging (so hieß es), würden Ezra und Andrew zum Leben erwachen und sich die Hand reichen. Überlebensgroße Fußabdrücke, die man auf den Weg zwischen den zwei Statuen gemalt hatte, spielten auf diese Vorstellung an. Aber wenn ich vorbeikäme, dachte George, würd’s eine schwere Entscheidung für euch werden, hm? Einmal mit sechzehn und dann sieben Jahre enthaltsam - nach soviel Zeit könnte sich die Unschuld eines Mannes durchaus von selbst regenerieren. Verdammt noch mal, manchen Leuten wachsen ja auch dritte Zähne.
    Über diese Frage nachsinnend, ließ George den Arts Quad hinter sich und eilte über den Libe Slope in Richtung Knochenacker hinunter, während die Wolken am Himmel abstimmten und beschlossen, ihr Wasser noch ein Weilchen zu halten.
     
    V
     
    Der Gleiter, ein uraltes Vehikel aus Fichte und Marienseide, war in einem versteckten Hangar untergebracht, der sich in der Turmspitze über der Glockenstube befand. Zephyr erreichte ihn über eine verborgene Leiter und eine Treppe. Oben angelangt, zog sie an einem in der Wand eingelassenen Hebel und setzte dadurch ein System von Gegengewichten in Bewegung, die das Tor des Hangars öffneten.
    Der Gleiter parkte am hintersten Ende des Schuppens und sah etwa ebenso flugtüchtig aus wie ein Turnschuh mit Tragflächen. Dafür konzipiert, so unsichtbar wie ein Kobold zu sein, schienen seine tragenden Holzteile jeden Augenblick der Schwindsucht erliegen zu wollen, und die Flügel - gewoben aus Seedunst der Johannisnacht - waren selbst im hellsten Tageslicht nur als schwacher Schimmer wahrzunehmen. Der einzige Passagier hing, unter dem Rumpf schwebend, in einem schmalen Tragegurt und steuerte mit Hilfe von zwei Fäden... doch über die Flugrichtung entschied in erster Linie der Wind.
    Ohne zu zögern, stieg Zephyr furchtlos in die Gurte. Sie flog für ihr Leben gern; es war zweifellos eine bequemere Art der Fortbewegung, als zu laufen oder auf Eichhörnchen zu reiten. Warum der Großteil der Kobolde erdgebunden blieb, war ihr ein Rätsel.
    Sicher, Puck flog ziemlich viel - wenngleich es bei ihm eher technisch als magisch zuging -, aber sie versuchte bewußt, jetzt nicht daran zu denken. Seitdem sie ihn vor einigen Monaten in der Uris-Bibliothek dabei ertappt hatte, wie er es mit Saffron Dey in einem der
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