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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill
Autoren: Matt Ruff
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Schaukästen trieb, weigerte sie sich, ihn zu sehen oder mit ihm zu reden. Zufällig datierten ihre Gefühle für George ziemlich genau aus jener Zeit.
    Zephyr setzte den Gleiter mit einem Gedanken in Bewegung. Wie George stand auch sie auf vertrautem Fuß mit dem Wind; sie hatte es jedoch nicht nötig, sich auf der Stelle zu drehen, um ihn zu beschwören. Sie rief ihn einfach im Geiste an, und schon flutete ein Luftstrom in den Hangar und ließ das Flugzeug wie einen Korken, der eine Sektflasche im Zeitlupentempo verläßt, sanft hinausgleiten. Der Hangar lag nach Norden, wodurch sie beim Austritt ins Freie einen herrlichen Blick auf den Quad bekam; dann legte sie den Gleiter in die Rechtskurve und sank in einer weiten Spirale um den Turm abwärts.
    »Behalt das Wetter im Auge!« rief Hobart ihr zu, als sie die Glockenstube passierte. »Und denk dran - bleib vom Knochenacker weg!«
    Zephyr winkte ihm nur zu, ohne sich die Mühe zu machen, zurückzurufen, daß sie ihn verstanden hatte, und dann war sie auch schon tiefer und kreiste um die Zifferblätter am Turm. Ich hab dich lieb, Großvater, dachte sie und wünschte gleichzeitig, er würde sich nicht immer soviel Sorgen um sie machen. Doch alte Kobolde schienen eine starke Neigung zum Sorgenmachen zu haben, und mit seinen hundertzweiundsiebzig Jahren (Zephyr, erst vierzig, war gerade auf der Schwelle zum Erwachsensein) war Hobart der älteste noch lebende Kobold auf dem Hügel; er hatte bereits aktiv am Großen Krieg von 1850 gegen Rasferret den Engerling teilgenommen, dem furchtbarsten Konflikt seit Koboldgedenken. Zephyr wünschte, er würde endlich lernen, die Dinge ein bißchen lässiger zu nehmen. Sie fing den Gleiter in etwa dreißig Fuß Höhe ab und setzte George nach, der inzwischen am Fuß des Libe Slope angelangt war und gerade die West Avenue überquerte; dahinter begann der vorübergehend entvölkerte West Campus. Sein Vorsprung war schon auf weniger als die Hälfte zusammengeschrumpft, als Zephyr ein leises Summen vernahm. Kaum hatte sie das Geräusch erkannt, als sie sich nach einem möglichen Versteck umschaute, doch die nähere Umgebung bot keine Deckung. Im nächsten Augenblick hatte ein Doppeldecker mit Propellerantrieb den Gleiter eingeholt.
    »Hallo, Zeph«, rief Puck ihr zu. Seine Maschine war ein einmotoriges Modellflugzeug von der Art, wie Menschen sie aus dem Baukasten zusammensetzen und ferngesteuert fliegen lassen. In diesem Fall ließen sich Steuerung und Motor allerdings vom Cockpit aus bedienen. »Lange nicht gesehen. Ich hatte gehofft, wir würden uns hier oben über den Weg laufen.«
    »Leb wohl«, antwortete Zephyr kurz angebunden und riß die Nase des Gleiters hoch. Dadurch verlor das Flugzeug beträchtlich an Geschwindigkeit, und Puck, der es ihr nicht gleichtun konnte, ohne die Maschine zu überziehen, schoß an ihr vorbei. Der Doppeldecker setzte zu einer weiten Wende an, während Zephyr die Nase des Gleiters wieder nach unten drückte, den Fuß des Hanges ansteuerte und den Wind um zusätzliche Beschleunigung bat.
    »Ach komm schon, Zeph!« bettelte Puck. »Ich will nur mit dir reden!«
    »Ich aber nicht mit dir!«
    Sie schwebte über die West Avenue hinweg und unter dem Bogen zwischen Lyon Hall und McFaddin Hall durch, dann machte sie eine scharfe Rechtskurve in der Hoffnung, Puck zwischen den Wohnheimen des West Campus abzuhängen. George, der auch den Weg durch den Torbogen genommen hatte, dann aber geradeaus weitergegangen war, stutzte einen Augenblick, als der Gleiter in seiner Nähe vorbeiflog, obwohl er ihn natürlich weder sehen noch hören konnte. Allerdings hörte er ein paar Sekunden später das Summen von Pucks Doppeldecker, doch schrieb er es einer Mücke zu und ließ sich dadurch nicht weiter aufhalten.
    »Komm schon, Zeph!« rief Puck noch mal. Doch statt zu antworten, gab sich Zephyr jetzt alle Mühe, ihn mit knappen Ausweichmanövern, plötzlichen Kehrtwendungen und anderen Kunststücken zwischen den Gebäuden abzuschütteln. Puck gab volle Leistung und blieb dran. Er war ein guter Pilot, ihr durchaus ebenbürtig, und er wußte, sie würde früher oder später aufgeben müssen.
    Aber er hatte ihre Hartnäckigkeit nicht bedacht - und auch nicht die Tatsache, daß sie mit dem Wind im Bunde war. Der Wind trieb Zephyrs Gleiter mit einem unglaublichen Tempo vor sich her, ohne dem Doppeldecker eine ähnliche Unterstützung zu gewähren; und mehr, als mit ihr Schritt zu halten, war für Puck nicht drin. Dann, nach
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