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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill
Autoren: Matt Ruff
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fragendem Ton, und als Hobart nicht augenblicklich mit Vorschlägen aufwartete, fuhr sie zum Zwecke eines Zornausbruchs herum - aber natürlich war Hobart niemand, dem man hätte zürnen können. Beim besten Willen nicht.
    »Großvater!« quengelte sie also, bereit, sich mit gespieltem Ärger zu begnügen. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Mit einem Ohr«, antwortete Hobart. »Nimm’s mir nicht übel, Liebes, aber seit sechs Monaten redest du praktisch von nichts anderem.«
    »Hältst du das für unrecht?« fragte Zephyr ernsthaft.
    »Einen Menschen zu lieben? Nein. Wenn das ein Verbrechen wäre, hätte ich mehr Schuld auf mich geladen als du. Zu meiner Zeit habe ich selbst einen geliebt. Was glaubst du wohl, warum ich mich die letzten hundert Jahre so um diese Glocken gekümmert habe?« Er warf ihnen einen zärtlichen Blick zu. »Die liebe, holde Jenny McGraw. Wie sie mir fehlt.«
    Zephyr beugte sich interessiert vor. »War sie schön?«
    »Wenigstens in meinen Augen. Wohlgemerkt, nicht so schön wie deine Großmutter Zee, doch es fehlte nicht viel.«
    »Hat sie... hat sie dich jemals gesehen?«
    »Auf dem Sterbebett vielleicht. Sie bekam die Schwindsucht, während sie im Ausland auf Reisen war. Sie kehrte nach Ithaca zurück, um hier zu sterben. In ihren letzten Tagen bin ich ihr treuester Gesellschafter gewesen, treuer noch als ihr Ehemann. Und ganz am Ende, als sie schon wirklich begonnen hatte, hinüberzugleiten, da schien sie mich wahrnehmen zu können.«
    Hobart bekam einen abwesenden, etwas traurigen Blick.
    »Das ist das Problem, wenn man einen Menschen liebt«, sagte er. »Die meisten von ihnen können uns, außer in extremen Situationen, überhaupt nicht sehen, und selbst dann trauen sie oft ihren eigenen Augen nicht. Die liebe Jenny... ich bin fast sicher, daß sie mich für eine bloße Halluzination gehalten hat.«
    »Ich glaube, George könnte mich sehen«, sagte Zephyr. »Und ich glaube nicht, daß er dazu betrunken sein oder im Sterben liegen müßte. Er ist nicht verrückt, aber... er hat starke Tagträume.«
    »Starke Tagträume.« Hobart kicherte. »Und was wäre, wenn dieser Tagträumer dich wirklich sehen könnte? Was tätest du dann? Vollziehen kannst du die Liebe mit einem Riesen nicht, Kleines. Ich habe mehrfach versucht, mir auszumalen, wie das mit mir und Jenny McGraw gewesen wäre, und die Vorstellung war, gelinde gesagt, ziemlich peinlich. Manche Dinge sollen eben einfach nicht sein.«
    »Aber... wenn ich nur irgend etwas...«
    »Was das angeht«, fuhr Hobart fort, »wie kommst du überhaupt darauf, du müßtest etwas für ihn tun? Du sagst, er ist einsam, aber schau doch. Er lacht ja da unten.«
    »Aber er hat grad mit einem Hund gesprochen. Mit Tieren redet man doch nur, wenn man sich einsam fühlt.«
    »Dein eigener Vater hat sich oft mit Frettchen unterhalten.«
    »Ja, aber Vater verstand die Frettchen.«
    »Tat er das wirklich? Ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, daß er, wenn er sie tatsächlich verstanden hätte, nicht zu guter Letzt von einem aufgefressen worden wäre. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu alt und wirr im Kopf, um die höheren Zusammenhänge zu begreifen.«
    Zephyr schlug die Augen nieder. »Jetzt machst du dich über mich lustig. Gib’s doch zu, du findest wirklich, daß ich mich albern aufführe, nicht?«
    »Nicht mehr als jeder andere von uns«, versicherte ihr Hobart. »Es ist bloß so, daß du, wie die Dinge liegen, bestenfalls hoffen kannst, George eine Menschenfrau zu finden, in die er sich verlieben kann. Aber das sollte man besser dem Schicksal überlassen. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, daß ein Kobold, der sich in die persönlichen Angelegenheiten eines Menschen einmischt, fast immer nur Unglück bringt.«
    »Aber wir —«
    »Persönliche Angelegenheiten. Es ist ein Unterschied, ob man der Universitätsverwaltung hilft, die Akten in Ordnung zu halten, oder ob man Heiratsvermittler spielt. Auf diesem Gebiet, Zephyr, schafft jede Einmischung mehr Probleme, als es die Sache wert ist. Frag Shakespeare, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Was soll ich dann tun?«
    »Laß ihn selbst damit klarkommen. Er hat den Wind zum Verbündeten; er wird’s schon schaffen. Und wenn du dich erst wieder verliebst - diesmal in einen Kobold -, wird es nicht annähernd so weh tun wie jetzt.«
    Hobart legte eine Kunstpause ein und fügte dann hinzu: »Puck hat sich nach dir erkundigt.«
    »Puck ist ein Idiot«, sagte Zephyr automatisch.
    »Puck hat
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