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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill
Autoren: Matt Ruff
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brüllte der Drache, und die Fenster hoch unter der Decke der Cafeteria zerbarsten und fielen gerade in dem Augenblick herein, als Ragnarök wieder klar zu sehen begann.
    »Jetzt«, sagte der Schwarze Ritter und nahm den Vorschlaghammer wieder in die Hand. Er hob ihn hoch über den Kopf, hielt einen Augenblick inne: ein Schmied vor seinem Amboß. »Jetzt gewinne ich.«
    Jack Baron schrie laut auf, immer lauter und schriller, je tiefer der Hammer hinabsauste... und verstummte abrupt, als er aufschlug.
    Ragnarök atmete aus.
    Wind rauschte durch die zerbrochenen Fenster herein.
    Und mit weit aufgerissenen Augen sah Jack nach rechts, dorthin, wo der Vorschlaghammer den Fußboden getroffen hatte. Keine zehn Zentimeter neben seinem Kopf.
    »Überraschung, du Hurensohn«, sagte Ragnarök. »Ich hab gewonnen.«
    Jack verdrehte die Augen, sein Kopf rollte zur Seite, und er verlor das Bewußtsein.
    Ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, tat es ihm der Schwarze Ritter von Bohemia einen Augenblick später gleich.
     
    VII
     
    In der Hoffnung, später nicht bereuen zu müssen, sie schutzlos zurückgelassen zu haben, hatte George Aurora zu Füßen der Statue hingelegt und stürmte jetzt wieder vor, während der Drache noch immer an der Lanze würgte. Von Krämpfen geschüttelt, stand er fast aufrecht, obwohl er gar keine Hinterbeine besaß, mit denen er sich hätte aufstützen können. George machte einen engen Bogen um das Ungeheuer und geriet dabei kurz in den Schatten einer riesigen Schwinge (es war, als liefe man durch eine Sonnenfinsternis); dann rannte er weiter, um den tanzenden Papierdrachen einzufangen, der, vom Sturm getrieben, den die Bewegungen des Grünen Drachen entfesselten, Purzelbäume über den Rasen schlug.
    »Erwischt!« sagte George und packte ihn am Querholz. Einen halben Meter links von ihm explodierte eine Fontäne von Erde und Gras, als der Drache eine Pranke niederdonnern ließ.
    Der Drachenkopf stieß aus dem Himmel herab und versuchte, George mit der blauen Schärfe seiner Augen aufzuspießen; die Kraftstoffpumpe setzte ihr ohnmächtiges Tschuck-tschuck-tschuck gleichmäßig fort. Die Pranke schlug wieder zu und riß ein weiteres Stück Grünanlage auf. Als George sich seitlich abrollte, um ihr auszuweichen, spürte er etwas Hartes unter seinem Rücken.
    Den Knäuel Drachenschnur.
    Der war noch besser als der Drachen.
    »Probier mal, wie dir das steht«, sagte George, ergriff den Knäuel und schleuderte ihn so wie vorhin die Lanze aus dem Handgelenk los. Der Knäuel schoß empor, wobei er einen spiralförmigen Schwanz sich entrollenden Garns hinter sich herzog, und als er in den Rachen des Ungeheuers flog, legten sich drei solche Spiralwindungen um den Lanzenschaft und zogen sich eng wie eine Schlinge zusammen.
    »Erledigt!« schrie George, stand auf und machte einen Satz zurück. »Du bist erledigt!«
    Wieder war es der Schwanz, der ihn erwischte. Flink wie eine Peitsche, heimtückisch wie eine Schlange, riß er mit mehr Kraft als ein Footballprofi die Beine unter ihm weg. Jetzt senkte sich die Drachenpranke gemächlich wie eine Baggerschaufel.
    »Ich wittere Epilog«, sagte Mr. Sunshine, während Klauen sich wie eine eiserne Faust um den liegenden Geschichtenerzähler schlössen und ihn aufhoben. George schüttelte benommen den Kopf, als das Ungeheuer ihn packte, sah seinen Drachen unten im Gras liegen. Zu weit weg; er kam nicht ran.
    War auch egal.
    Der Drache, dem die Lanze wie ein kopfloser Lollipop aus dem Maul ragte, hob ihn hoch, um besser sehen zu können, wie er ihm das Leben aus dem Leib quetschte. George blickte ihm nicht in die Augen, diese Augen, die so blau waren wie die Flamme, wo sie am heißesten ist. Nein; er ließ den Kopf hintenüber hängen, während die Pranke sich enger um seinen Rumpf schloß. Er ließ den Kopf hintenüber hängen und blickte konzentriert in den Himmel, als suchte er dort nach einem vertrauten Gesicht. Und auch wenn er sich nicht auf der Stelle drehen, nicht die magische Formel sprechen konnte, brachte er immerhin ein Lächeln zustande.
    Na komm, dachte er, während er spürte, wie die erste Rippe zu brechen begann, na komm...
    Ein neuer Wind - nicht vom Flügelschlag des Drachen verursacht - erhob sich. Der Drachen, der nach wie vor am Schaft der Lanze hing, hörte auf, auf dem Rasen des Quads Purzelbäume zu schlagen, und fing zielstrebig an zu steigen.
    Tschuck-tschuck-tschuck, machte die Benzinpumpe.
    Hab dich jetzt, hab dich jetzt, hab dich jetzt,
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