Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer
Autoren: Shalvis Jill
Vom Netzwerk:
einschätzbaren Bedingungen, die Stärke und Ausdauer erforderten, wo man sich auf Schritt und Tritt Chaos und Tod gegenübersah. Dennoch... »Sie wussten, dass wir hierherfliegen mussten, richtig? Vielleicht sollten Sie sich bei Ihren freiwilligen Einsätzen auf Orte, die näher an Ihrem Heimatort liegen, beschränken, wenn Sie fliegen nicht mögen.«
    »Danke. Werd ich mir merken.« Seine Fingerknöchel traten weiß auf den Armlehnen hervor. Er bewegte sich in dem Sitz und stieß sich die Knie an. Er war ein ziemlich großer Kerl. Und er konnte einem auch den Mund wässrig machen, wenn sie ehrlich war, und das war sie gewöhnlich. Es lag Geschmeidigkeit in seinem muskulösem Körperbau – und auch ziemlich viel pure Kraft. Es war offensichtlich, dass körperliche Arbeit Teil seines Lebens war, schwacher Magen hin oder her. Interessant.
    Sie wandte den Blick von ihm ab, um zugleich das Höhenruder zu betätigen und Druck auf das Seitenruder zu geben, um nach Osten abzudrehen.
    Er fluchte leise.
    »Keine Sorge«, sagte sie. »Ich könnte dieses Ding auf dem Kopf stehend rückwärts fliegen und würde uns immer noch ans Ziel bringen.«
    Falls überhaupt möglich, packte er die Armlehne noch fester.
    »Wirklich«, sagte sie. »Dies hier ist nur wegen der schnellen Höhenwechsel eine etwas größere Herausforderung, aber ich habe es schon so oft gemacht, dass ich...«
    »Ja. Es auf dem Kopf stehend rückwärts fliegen könnte. Kapiert.«
    Ein Klugscheißer also auch noch. Das störte sie eher noch
weniger als der Mangel an Liebenswürdigkeit, aber da er jetzt eine interessante grünliche Färbung angenommen hatte, wollte sie lieber, dass er redete, statt ihr Flugzeug voll zu spucken. »Machen Sie das öfter? Sich als Freiwilliger zu melden?«
    »Nein.«
    »Ja, wie man hört, kann der Terminplan eines Firefighters ziemlich hektisch sein. Vierundzwanzig-Stunden-Schichten, richtig?«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Also, ich hoffe, dass Sie darauf eingestellt sind, weil Sie da unten alles in den Griff kriegen müssen. Da laufen Leute Gefahr, alles zu verlieren. Und glauben Sie mir, sie haben nicht viel, um von vorn zu beginnen.«
    Mit einem weiteren unverbindlichen Grunzen presste Griffin sich noch enger ans Fenster, so dass sie nicht einmal mehr sein Profil sehen konnte, aber sie hatte die Botschaft ohnehin verstanden.
    Die Unterhaltung war beendet.
    Na, toll. Sie hatte ihm nur zu helfen versucht, dass er sein Mittagessen nicht in ihrem sauberen Flugzeug verlor. Stattdessen würde sie sich jetzt darauf konzentrieren, so schnell wie möglich das Ziel zu erreichen. Der Zeitfaktor spielte eine durchaus wichtige Rolle. Unter ihnen lag der Copper Canyon, ein atemberaubendes Netzwerk aus mehr als zwanzig Schluchten, das sich über dreißigtausend Quadratkilometer erstreckte. Viermal so groß wie der Grand Canyon, gehörte er zu den großen Naturwundern. Irgendwo mittendrin in den unteren Hügeln der Sierra Madre Occidental lag San Puebla. In dem Städtchen hatten früher Bergarbeiter gelebt, aber jetzt lag es außer für die unerschütterlichsten Rancher viel zu abgelegen und isoliert. Sie
hatte Angst, dass diese Menschen das Wenige, was sie besaßen, verlieren könnten. Sie konnte nur hoffen, dass dieser Mann über die Fähigkeiten verfügte, eine Mannschaft zu führen, die nur aus einem Haufen Rancher und ein paar mit dem Zug gekommenen unerfahrenen Soldaten bestehen würde.
    Sie flog im Sinkflug in ein tiefes Tal, und die überwältigende Schönheit des Waldes, die unentdeckten Bäche und Flüsse raubten ihr den Atem. Die tiefen Schluchten und hoch gelegenen Aussichtspunkte gehörten zu den erstaunlichsten auf der ganzen Welt, unstreitig zu den zerklüftetsten und abgeschiedensten.
    Über ihr erstreckte sich der wunderbare blaue Himmel so weit das Auge reichte – bis auf die ominöse Rauchwolke, die sich vom Boden her bildete. Eine Wolke, die ihr mehr und mehr die Sicht nahm, je näher sie ihr kam.
    Fast am Ziel, warf sie einen weiteren verstohlenen Blick auf ihren stoischen Passagier, ein über einsachtzig großer purer Herzschmerz. »Alles okay?«
    Er wendete sich vom Fenster ab und starrte böse in ihre Richtung.
    Okay. Er wollte immer noch nicht reden.
    Der Rauch wurde eher noch dichter. Es war eine Weile her, dass ihr Passagier ein Wort geäußert hatte. Im Cockpit gab es außer dem Dröhnen der Maschine kein weiteres Geräusch. Sie kniff die Augen zusammen, als ob das ihre Sicht verbessern würde. Egal wie viele
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher