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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer
Autoren: Shalvis Jill
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Großvater in die Parade zu fahren, daher war sie während ihrer Kindheit nicht gerade verweichlicht worden. Das war okay für Lyndie, die nicht mal wusste, was Verweichlichung war.
    Sie waren von Militärbasis zu Militärbasis gezogen, nachdem ihr Großvater jede dieser Basen auf Vordermann gebracht hatte. Sie wusste nicht mehr, wie viele Schulen sie besucht hatte, nach der fünfzehnten hatte sie aufgehört zu zählen. Nach dem Studium wechselte sie als frei arbeitende Pilotin zu einem ähnlich nomadenhaften Leben. Aber sie wusste genau, wie viele verschiedene Flugzeuge sie geflogen hatte. Sie konnte sich an jedes einzelne von ihnen erinnern,
mit ihrem Großvater vorn neben sich, der ihr alles beigebracht hatte, was sie heute konnte.
    Diese Flugzeuge waren ihr wirkliches Zuhause gewesen, über die Jahre hatte sie ihre Fähigkeiten verbessert und flog inzwischen alles, was ihr unter die Hände kam, mit Begeisterung. Als ihr Großvater starb und sie ihn beerbte, wechselte sie ihre alte Cessna 172 gegen eine sechssitzige 206 aus, die, wie einige gern behaupteten, nichts anderes war als ein alter Eisenbahnwaggon mit Flügeln.
    Sie mochte ihren Fliegenden Waggon , wie sie ihn liebevoll nannte. Das große Teil war außerordentlich nützlich. Jetzt, mit achtundzwanzig, arbeitete sie außerhalb von San Diego für eine internationale Wohltätigkeitsorganisation namens Hope International. Sie wurde dafür bezahlt, freiwillige Experten in Gebiete zu fliegen, die dringend deren Hilfe bedurften. Ärzte, Zahnärzte, Ingenieure, Finanzberater... sie hatte so viele geflogen, dass sie die Übersicht verloren hatte.
    Einen solchen Experten flog sie auch jetzt, einen US-Forest-Firefighter dieses Mal, zu einem kleinen, aber abgelegenen Feuer im Barranco del Cobre, in einer Gegend im nordwestlichen Mexiko.
    Dank ihres Jobs hatte sie viel Zeit in dieser speziellen Gebirgsregion verbracht. Überraschenderweise hatte sie eine Schwäche für die weite, offene, unerschlossene Schönheit der Landschaft entwickelt und es sich zur Aufgabe gemacht, so oft wie möglich nach Süden zu fliegen und sicherzustellen, dass wirklich jede der unzähligen versteckt liegenden Ortschaften zahnärztliche und medizinische Versorgung bekam oder was immer sonst benötigt wurde. Keine leichte Aufgabe.
    Aber im Moment benötigte einer ihrer Lieblingsorte, San
Puebla, Hilfe wegen einer Brandrodung. Aufgrund der Wasserknappheit und der besonders abgeschiedenen Lage waren die Flammen dabei außer Kontrolle geraten. Zusätzlich erschwert wurde die Lage durch die große Trockenheit dieses Jahres und die Tatsache, dass Flächenbrände zu einer landesweiten Krise eskaliert waren.
    Mehr als siebzig Mexikaner hatten allein in dieser Saison beim Einsatz von Flugzeugen, Hubschraubern und Firefightern ihr Leben verloren. Im Südosten von Mexiko waren zur Zeit zweihundertfünfzig mexikanische Firefighter im Einsatz, zusammen mit fünfhundertfünfzig Soldaten und zweitausendvierhundert Freiwilligen, die alle die außer Kontrolle geratenen, immer noch brennenden Feuer bekämpften. Guatemala und Honduras steckten in derselben Situation. Im Vergleich dazu wurde das Feuer in San Publa als unbedeutend eingestuft.
    Kein Zweifel, sie brauchten unbedingt Hilfe. Sie war mit immerhin einem Teil der benötigten Hilfe unterwegs. Der Mann in ihrer Cessna hatte in Süd-Carolina als Firefighter gearbeitet und verfügte über die Fähigkeiten, eine große Mannschaft zu organisieren.
    Und eine große Mannschaft war bitter nötig. Noch wenige Tage zuvor hatte das Feuer zwanzig Morgen umfasst, es breitete sich aber seitdem beständig aus, umfasste inzwischen dreihundert Morgen und bedrohte den Ort.
    »Zeig’s ihnen«, sagte sie im Stillen mit grimmigem Lächeln für den Mann, der nicht mehr in ihrer Nähe weilte und genau das von ihr erwartete.
    »Sind wir bald da?«
    Das kam von ihrem Passagier. Firefighter Griffin Moore war total lässig an Bord gekommen, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Letzteres konnte man von ihr
nicht behaupten. Sie würdigte gut aussehende Männer immer eines Blickes; das war eine ganz natürliche Reaktion gesunder, weiblicher Hormone.
    Aber jetzt, seitdem sie nach dem Start in San Diego beständig an Höhe gewonnen hatten und den Barranco del Cobre überflogen, zwischen majestätischen Bergspitzen hindurchsegelten, die gefährlich und abgelegen genug waren, um sie zu verschlucken, wenn ihnen danach wäre, begann er doch Nerven zu zeigen.
    »Wir haben
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