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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer
Autoren: Shalvis Jill
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vielen Dank auch.«
    »Wie du meinst, Lyndie.«
    Sie stieß eine leise, unverständliche Antwort hervor, die wie ein Knurren klang.
    Griffin hatte noch nie eine Frau getroffen, die so knurrte, als wollte sie sich gleich auf den Verursacher ihres Ärgers stürzen. Er fragte sich, ob sie wohl nach ihm schnappen würde, wenn er sie jetzt berührte. Er legte ihr die Hand auf die Schulter.
    Sie fuhr herum und starrte ihn an.
    Unfassbar, aber beinahe hätte er lächeln müssen.
    »Dann ist ja alles geregelt.« Tom nickte zufrieden. »Ich sorge dafür, dass dein Flugzeug ordentlich verankert und gewartet wird und Rosa erfährt, dass du übers Wochenende bleibst. Hüpf jetzt rein, Schätzchen.«
    Und zu Griffins Belustigung seufzte die dickköpfige,
temperamentvolle und unabhängige Lyndie nur und kletterte folgsam in den wartenden Jeep.
    Auf den Vordersitz natürlich.
    Den Rücksitz überließ sie ihm.

3
    Warum hatte er sie vorhin berührt? Lyndie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, deshalb hörte sie auf, es herausfinden zu wollen, und blickte sich um. Sie befuhren eine enge, ausgefahrene Straße, die sich um die Hügel herumschlängelte, in Richtung Feuer. Luftlinie wären sie in zwei Minuten da gewesen, aber Straßen waren hier im Barranco del Cobre dünn gesät. Gleich außerhalb des Flughafens überquerten sie Eisenbahnschienen, wobei Lyndie fast die Zähne aus dem Mund geflogen wären.
    »Hier kommt der Zug durch«, erklärte Tom Griffin. »Die einzige Möglichkeit, dieses Land zu bereisen. Jeder andere Weg ist nicht wirklich sicher. Zu viele tiefe, dunkle Canyons, wo man zu Tode stürzen kann; zu viele wilde Tiere, einschließlich hungriger Bären. Zu viele verdammte Möglichkeiten, sich zu verirren und nie wieder gefunden zu werden.«
    Griffin sah mit diesem Wissen auch nicht glücklicher aus.
    Nach den Schienen kam ein Wasserlauf. Sie benutzten die einzige, morsche Brücke, um ihn zu überqueren, was Lyndie auszublenden versuchte, als diese unter ihrem Gewicht knarrte und ächzte. Sie warf einen Blick nach hinten, um zu sehen, wie Griffin es aufnahm, aber er saß einfach da, bewegungslos, mit undurchdringlicher Miene.

    Auf halbem Weg blieb der Jeep stehen. »Verdammt«, fluchte Tom. Die Brücke schwang hin und her durch ihr Gewicht, und Lyndie schluckte. »Tom.«
    »Hab’s gleich.« Er versuchte den launischen Jeep neu zu starten, während sie auf der wackligen Brücke balancierten mit dem verheerenden Feuer in den Hügeln um sie herum.
    Der Jeep sprang nicht an.
    Die Brücke zitterte.
    »Nur noch eine Sekunde«, sagte Tom ruhig und startete den Motor wieder. Endlich sprang er an, und sie bewegten sich wieder vorwärts.
    Und immer noch keine Reaktion von Griffin.
    Er war also nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, dachte sie mit einem Ansatz von Bewunderung. Das gefiel ihr bei Freiwilligen. Bei jedem.
    Danach wurde die Straße etwas breiter, führte an diesem heißen Tag zwischen den tiefer liegenden Hügeln hindurch, und die Sonne versuchte, sie durch den dicken Rauch hindurch zu versengen. Das Atmen fiel immer schwerer, je näher sie San Puebla kamen. Die Sandstein- und Ziegelsteinfassaden der Häuser, die die abgefahrenen, schmalen Kopfsteinpflasterstraßen säumten, verbargen Hinterhöfe, einige leer und verlassen, einige bewachsen mit üppigen Bougainvilleas, die seit Jahrhunderten liebevoll gepflegt worden waren. Die schöne und einzigartige Architektur des Städtchens reflektierte einen maurischen Einfluss, den im siebzehnten Jahrhundert Architekten aus Andalusien eingeführt hatten.
    Es gab eine Tankstelle plus Reifenladen neben einer Kathedrale aus dem achtzehnten Jahrhundert. Ein Landhandel neben einer Cantina, die einst einem spanischen
Prinzen, der ausgerissen war, Zuflucht geboten hatte. Und ein unleugbar friedliches, zeitloses Gefühl lag über allem, wenn man von der unheimlichen Rauchwolke absah, die bedrohlich und größer werdend über allem hing …
    Lyndie freute sich, wieder hier zu sein, das konnte sie nicht leugnen. Und sie konnte auch nicht den Kloß in ihrer Kehle leugnen bei dem alles beherrschenden Rauch und dem beißenden Gestank des Feuers, das so nahe war, dass der Himmel zu glühen schien.
    Sie blickte Tom an. Er schien ebenfalls angespannt zu sein, aber als er mitbekam, dass sie ihn ansah, griff er nach ihrer Hand und drückte sie. »Jetzt wird bald alles wieder gut.«
    Sie hatte zwar keine Besänftigung gesucht, nahm sie aber an. Die erstickende Luft, der Rauch, der
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