Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig!
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Pläne habe und daß sie Sie genau wie mich um den kleinen Finger gewickelt hat. Bei mir im Haus gibt’s böses Blut, mein Junge sagt mir, daß der Kerl ihn zwingt, alles so zu machen, wie er es will, und sie läßt es zu und sagt einfach okay, okay. Bei ihr, ja, da macht er auf feinen Maxe, und die Kinder müssen ihm alles nachräumen, weiß der Teufel, was für’n Dreck der rumliegen läßt, denn der ist ja nicht normal, klar? Er will den Herrn im Haus spielen, und da sag’ ich nur haha, sag’ ich.
    Und wissen Sie, warum ich da nur lachen kann, Doc? Um nicht zu heulen, ja, das is’ es, um nicht zu heulen. Um meine armen Babys. Der Junge und das Mädchen. Mein Junge sagt mir, die zwei schlafen miteinander, und er will jetzt den Daddy spielen in dem Haus, das ich mit diesen zwei Händen gebaut habe…«
    Er streckte mir zehn grobknochige, zerschundene Finger entgegen. An den Ringfingern trug er einen übergroßen Türkisring und einen silbernen Indianerring, der eine in der Form eines Skorpions, der andere eine zusammengerollte Schlange.
    »Verstehen Sie, Doc, kapieren Sie, worauf ich hinauswill? Diese Kleinen, die sind mein Leben, und ich trage die ganze Last - wer sonst?
    - das hab’ ich auch dieser Richterin gesagt, diesem Luder in ihrem schwarzen Fummel. Ich trage sie, wer denn sonst? Es ist alles von mir, von hier.« Dabei faßte er sich zwischen die Beine. »Mein Körper in dem ihren, als sie noch ein anständiges Weib war - sie war wirklich anständig, wissen Sie, ich hab’ sie mir gegriffen, hab’ mit ihr geredet, und da war sie ganz vernünftig, klar? Aber nicht, wenn dieser Conley da war, nee, da war nix drin, verdammte Scheiße, das war als einziger drin, ja. Meine Kinder, verstehen Sie, mein Leben.«
    Er hielt inne, um Atem zu holen, und ich nützte die Gelegenheit.
    »Sie werden immer ihr Vater sein«, sagte ich und versuchte ihn zu trösten, ohne dabei allzu herablassend zu wirken. »Das kann Ihnen keiner nehmen.«
    »Richtig. Hundert Prozent richtig. Aber dann gehen Sie hinein und sagen es dem Luder in Schwarz und machen Sie es ihr klar. Sagen Sie ihr, daß ich die Kinder haben will.«
    »Das geht nicht.«
    Er zog eine Schnute wie ein Kind, dem man den Nachtisch verweigert.
    »Sie tun es, und zwar sofort!«
    »Ausgeschlossen. Sie stehen unter hohem Streß, das ist Ihnen selbst auch klar, und Sie können sich jetzt nicht um die Kinder kümmern. Sie machen gerade eine voll ausgeprägte manische Periode durch, Mr.
    Moody, dachte ich. Sie sind manisch-depressiv und brauchen dringend Hilfe…«
    »Ich schaff das schon; hab’ mir schon einen Plan ausgedacht. Ich nehme mir einen Wohnwagen und ein Boot und fahr mit ihnen hinaus aus der dreckigen Stadt, weg von den Rauchwolken und Auspuffgasen, fahr aufs Land… Wir fischen in den Bächen, jagen nach Wild, und ich zeige ihnen, wie sie überleben können. Wie es bei Hank junior immer heißt, der Junge vom Land wird überleben. Ich bring’ ihnen bei, wie man Mist schaufelt und gut frühstückt und nicht mehr in der Nähe von Dreckskerlen wie diesem Conley ist - so lange, bis sie zur Vernunft gekommen ist - wer weiß, eines Tages bumst sie noch mit ihm direkt vor den Kindern, eine Schande.«
    »Beruhigen Sie sich doch.«
    »Da, schauen Sie, wie ich mich beruhige.« Er atmete tief ein und stieß die Luft dann geräuschvoll aus. Sein übelriechender Atem schlug mir ins Gesicht. Er ließ die Fingerknöchel knacken, und die Ringe funkelten in der Sonne. »Ich bin ganz ruhig und ganz klar. Ich bin bereit zu allen, ich bin der Vater, und ich fahre mit ihnen aufs Land. Gehen Sie hinein und sagen Sie es ihr.«
    »So läuft das nicht, Mr. Moody.«
    »Warum nicht?« knurrte er und packte mich an den Jackenaufschlägen.
    »Lassen Sie mich los! Wir können nicht miteinander reden, wenn Sie mich nicht loslassen, Mr. Moody.«
    Langsam nahm er die Finger weg. Ich versuchte, einen Schritt zurückzutreten, und stieß gegen meinen Wagen. Wir waren uns so nah wie zwei Tanzende bei einer langsamen Nummer.
    »Sagen Sie es ihr! Sie haben mich fertiggemacht, Sie Schädelschrumpfer!«
    Seine Stimme klang jetzt drohend. Manisch-Depressive konnten genauso gefährlich werden wie paranoide Schizos, wenn sie sich erregten. Meine Überredungskünste verfehlten offensichtlich ihr Ziel.
    »Mr. Moody - Richard - Sie brauchen Hilfe. Ich denke nicht daran, irgend etwas für Sie zu tun, ehe Sie sich nicht in ärztliche Behandlung begeben haben.«
    Er spuckte, übersprühte mich mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher