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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)
Autoren: Anne Alexander
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seiner Schwester Alice besaß er Charme und sah sehr gut aus. Vor kurzem hatte er seine Studien beendet und leitete nun zusammen mit seinem Vater die Stoffabrik, die der Familie in Norwich gehörte.
    Sie hatten das Theater erreicht. Der Kutscher half Mrs. Marlow und Alice beim Aussteigen. Richard bot Darcey seine Hand. Gemeinsam stiegen sie die Stufen zur Eingangshalle hinauf, während der Kutscher nach Hause zurückkehrte, damit die Pferde nicht stundenlang in der eisigen Kälte stehen mußten.
    Ein Page geleitete die Marlows zu ihrer Loge. Darcey schob ihre düsteren Gedanken beiseite und nahm sich vor, diesen Abend in vollen Zügen zu genießen. Sie setzte sich neben Alice auf einen der vergoldeten, mit rotem Samt bezogenen Stühle. Ziellos ließ sie ihren Blick durch den Vorführungsraum wandern. Das Stimmengemurmel, das gedämpft zu ihnen drang, nahm sie kaum war. Abende wie diesen gab es nicht häufig in ihrem Leben. Sie wurde nur selten mitgenommen, wenn die Marlows ausgingen.
    Alice stieß sie sanft an. Sie wies zu einer der Seitenlogen. "Siehst du Gentleman dort?" fragte sie fast lautlos. "Er starrt dich schon die ganze Zeit über an."
    Darcey wandte leicht den Kopf. In der Loge saßen mehrere vornehm gekleidete Damen, die sich mit ihren Fächern Luft zu fächelten. In der zweiten Reihe saßen zwei ältere Herren, einer in Uniform. Ein weiterer Herr stand hinter ihnen. Die junge Frau schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Er besaß ein gut geschnittenes, markantes Gesicht und leicht gelockte, dunkelblonde Haare. Als er bemerkte, daß sie zu ihm hinüber blickte, hob er grüßend die Hand. Sie schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln, um gleich darauf in die andere Richtung zu sehen.
    "Er ist gegangen", flüsterte Alice.
    Darcey blickte erneut zu der Loge. Der junge Mann hatte sie tatsächlich verlassen.
    "Was flüsterte ihr denn die ganze Zeit?" erkundigte sich Mrs. Marlow mißtrauisch.
    "Wir unterhalten uns nur darüber, wie eindrucksvoll hier alles ist, Mummy", behauptete Alice.
    Beruhigt wandte sich Mrs. Marlow wieder dem Gespräch mit ihrem Sohn zu.
    Darcey hing ihren Träumen nach. Sie beneidete ihre Freundin Margaret Thomson, die im nächsten Jahr einen Mann heiraten durfte, den sie von ganzem Herzen liebte. 'Ich schwebe wie auf Wolken', hatte sie ihr erst am Vortag anvertraut. Ich werde niemals auf Wolken schweben, dachte Darcey traurig, statt dessen werde ich einem Mann übergeben, der schon zwei Frauen ins Grab gebracht hat.
    Nach und nach verlöschten die Lichter und die ersten Töne der Ouvertüre zur Zauberflöte erklangen. Vielleicht geschieht ein Wunder, dachte sie. Es gibt Wunder, man muß nur daran glauben. Entschlossen schob sie ihre düsteren Gedanken beiseite und gab sich dem Genuß der Musik hin.
    * * *
    Das Haus der Marlows, an der vornehmen Park Lane gelegen, erstrahlte im Licht der Gasbeleuchtung, die in den Gesellschaftsräumen vor Jahren eingebaut worden war. An diesem Abend gaben die Marlows eines ihrer berühmten Dinner. Schon seit Tagen waren die Köchin und ihre beiden Helferinnen damit beschäftigt, die einzelnen Gerichte zuzubereiten. Nur von wenigen Nachtstunden unterbrochen, wurde auf dem großen, schwarzen Küchenblock gekocht und gebacken, während der Butler und der Hausdiener damit beschäftigt waren, das Silber zu putzen und zu polieren.
    Die Marlows lebten den größten Teil des Jahres in einem Landhaus bei Norwich und kamen jedes Jahr nur für die Wintermonate nach London. Wenn es nach Mrs. Marlow gegangen wäre, so hätte sie mit ihrer Familie ständig in London gelebt, doch ihr Gatte bestand darauf, sich selbst um seine Fabrik zu kümmern und nicht nur sporadisch anwesend zu sein. So versuchte Lucy Marlow in den Wintermonaten alles nachzuholen, worauf sie in Norwich verzichten mußte. Es verging kaum ein Tag, an dem sie keine Gäste hatte oder befreundete Familien besuchte. Meistens nahm sie auf diese Besuche Alice mit, obwohl ihre Tochter keinerlei Wert darauf legte und bedeutend lieber, vertieft in einem Buch, im kleinen Salon geblieben wäre.
    "Die ersten Gäste kommen." Alice blickte wenig begeistert vom Korridorfenster im ersten Stock in den verschneiten Vorgarten.
    "Also sollten wir hinuntergehen", meinte Darcey seufzend. Sie sah diesem Abend mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freute sie sich auf ihre Freundin Margaret, die mit ihren Eltern eingeladen worden war, andererseits fürchtete sie die Begegnung mit Sir William. Ihr schauerte bei dem Gedanken an
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