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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)
Autoren: Anne Alexander
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lautlos verließ sie ihr Zimmer, huschte über den Korridor und holte aus der Kammer am Ende des Ganges zwei Reisetaschen. Sie wollte fort. Sie durfte keinen weiteren Tag zögern, wenn sie es nicht bis zum Ende ihres Lebens bereuen wollte.
    Hastig zog sie sich an. Sie hatte Mühe mit ihrem Korsett. Bisher hatte ihr Alice geholfen, es zu schüren. In aller Eile packte sie ihre Sachen. In eine der Reisetaschen legte sie das Kästchen mit dem Schmuck ihrer Mutter. Die Geldbörse mit ihrem Taschengeld, von dem sie stets nur wenig verbraucht hatte, kam in ihre Handtasche.
    Darcey ging auf Zehenspitzen durch das Ankleidezimmer in Alices Zimmer hinüber. Im Schein der Kerze, die auf dem Nachttisch ihrer Cousine brannte, blickte sie auf die Schlafende hinunter. Wie gern hätte sie richtig von Alice Abschied genommen. Es fiel ihr schwer, einfach so von ihr zu gehen, aber es blieb ihr nichts anderes übrig. "Auf Wiedersehen", flüsterte sie. "Auf Wiedersehen."
    So lautlos es ging, stieg Darcey mit ihrem Gepäck die Hintertreppe hinunter. Das Personal schlief im Dachgeschoß des Hauses. Besonders nach einem Gesellschaftsabend waren die Leute so erschöpft, daß sie todmüde in ihre Betten fielen und sie erst um fünf Uhr morgens wieder verließen. Von ihnen hatte sie also nichts zu befürchten.
    Wie sie es erwartet hatte, war die Hintertür von innen mit einem schweren Riegel verschlossen. Sie stellte die Taschen ab und schob mit beiden Händen den Riegel auf. Ein letztes Mal schaute sie zurück, dann ging sie mit ihrem Gepäck in den Schnee hinaus.
    Die Thomsons wohnten nur ein paar Straßen weiter. Darcey kämpfte sich durch den Schnee. Sie hatte Mühe, vorwärts zu kommen. Zudem mußte sie sich im Schatten der Häuser halten, weil sie befürchtete, im Licht der Straßenlaternen von einem Polizisten gesehen zu werden. Wenn das geschah, würde sie noch in derselben Nacht zu den Marlows zurückgebracht werden.
    Endlich hatte die junge Frau das Stadthaus der Thomsons erreicht. Sie schlich durch den hinteren Teil des Gartens. Entschlossen formte sie einen Schneeball und warf ihn gegen das Fenster, das zu Margarets Schlafzimmer gehörte.
    Margaret erwachte erst nach dem dritten Schneeball, der gegen die Scheibe schlug. Sie eilte barfuß zum Fenster und blickte in den Garten hinunter. Schon im nächsten Moment klinkte sie das Fenster auf. "Darcey!" rief sie fassungslos. "Warte!" Sie eilte zum Bett zurück, schlüpfte in ihre Pantoffeln und hüllte sich in einen breiten Schal, bevor sie ihr Zimmer verließ, um Darcey durch den Salon ins Haus zu lassen.
    * * *
    Die Kutsche, die Mr. Thomson für die Fahrt seiner Tochter nach Norwich gemietet hatte, stand seit einer halben Stunde vor dem Haus. Im Schein der Gaslaternen glitzerte der Schnee, der in den Vorgärten, auf den Dächern und der Straße lag wie Diamanten. Der Hausdiener der Thomsons, Eddie Limbkins, hatte das Gepäck bereits mit Hilfe des Kutschers verladen. Verstohlen hatte er mit ihm ein paar Worte gewechselt. Die beiden Männer schauten weg, als jetzt Darcey Marlow aus dem hinteren Teil des Gartens auftauchte und blitzschnell in die Kutsche stieg. Ängstlich drückte sie sich in das Polster. Sie hoffte, daß niemand sie gesehen hatte.
    Es dauerte noch ein paar Minuten, bis Mrs. Thomson mit Margaret und Nancy vor das Haus trat. Während das Mädchen zur Kutsche ging, umarmten sich Mutter und Tochter. Darcey hoffte, daß Mrs. Thomson beim Haus zurückbleiben würde. Zu ihrer Erleichterung tat sie es auch.
    Der Kutscher half Margaret und Nancy beim Einsteigen, danach schloß er die Tür und stieg auf den Bock. Nur gedämpft drangen die Befehle, die er den beiden Pferden gab, zu den drei Frauen. "Das wäre geschafft", meinte Margaret. Sie lachte. "Ich würde zu gern das Gesicht deiner Tante sehen, wenn sie feststellt, daß du verschwunden bist, Darcey", sagte sie.
    Darcey konnte noch nicht lachen. Noch befanden sie sich mitten in London. Es war kurz nach sechs. In spätestens zwei Stunden würde man sie vermissen und die Polizei benachrichtigen. Ein schneller Reiter würde die Kutsche bald überholen.
    Margaret legte den Arm und sie. "Mach dir keine Sorgen. Niemand wird auf die Idee kommen, du könntest auf den Weg nach Norwich sein. Und Eddie wird nichts sagen, da bin ich mir sicher. Außer Nancy und Eddie hat dich niemand in unserem Haus gesehen. Deine Verwandten werden viel eher vermuten, daß du versuchen wirst, eine Passage auf einem der Schiffe zu bekommen, die heute in
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