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Flucht Ins Chaos: Ein Pip& Flinx-Roman

Flucht Ins Chaos: Ein Pip& Flinx-Roman

Titel: Flucht Ins Chaos: Ein Pip& Flinx-Roman
Autoren: Alan Dean Foster
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Ausnahme von Clarity, natürlich.«
    »Ich spüre, dass diese heftige verbale Reaktion kein Hinweis auf einen positiven Stimmungsumschwung ist.«
    »Verdammt richtig, das ist sie nicht. Nenn mir einen einleuchtenden Grund, weshalb ich nicht genau so handeln soll?«
    Das Schiff zögerte nicht. »Wenn Sie nichts tun, besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass alles und jeder in dieser Galaxis zugrunde geht und dass Sie möglicherweise dafür verantwortlich sind.«
    Er verdrehte die Augen. »In Ordnung - nenn mir einen weiteren Grund.«
    Überraschenderweise gab das Schiff keine Antwort. Trotz der hoch entwickelten KI-Schaltkreise gab es immer mal wieder Problemstellungen, die ein gewisses Maß an kybernetischer Reflexion erforderten. Und dies war offensichtlich eine solche. Oder, so sagte er sich, das Schiff erlaubte sich aus reiner Effekthascherei eine dramatische Pause - etwas, wozu es durchaus in der Lage war.
    »Sie denken nicht mit Ihrer üblichen Klarheit - wenn Sie mir den Gebrauch dieses Wortes in diesem Zusammenhang gestatten. Ich beschäftige mich nun schon seit einigen Tagen mit diesem Problem und glaube, im Zuge meiner Recherchen und meines intensiven Studiums der Angelegenheit eine mögliche Lösung gefunden zu haben.«
    Zum ersten Mal an diesem Tag ließ Flinx einen Anflug von echtem Interesse erkennen. »Was du nicht sagst. Was hast du studiert? Menschliche Psychoanalyse?«
    »Nichts derart Unpräzises. Das menschliche Verhalten kann, wenngleich mit einer gewissen Variationsbreite, in spezielle Kategorien unterteilt werden. Eine eingehende Analyse Ihres Verhaltens legt den Schluss nahe, dass Sie seit geraumer Zeit unter einem immensen mentalen Druck stehen.«
    Seine Erwiderung klang unverblümt spöttisch. »Das ist nicht gerade eine Neuigkeit, Schiff. Dann verrate mir doch mal welches Heilmittel du gefunden hast.«
    Das Schiff konnte nicht verhindern, dass sich ein Ausdruck von - künstlicher? - Anteilnahme in seinen einschmeichelnden elektronischen Tonfall schlich. »Philip Lynx - Sie brauchen Urlaub. Dieser eine kurze Ausflug nach Moth neulich kann auch nicht annähernd als ausreichend betrachtet werden. Sie brauchen eine Auszeit von Ihren Aufgaben, Ihren Sorgen, Ihren Ängsten. Von Ihren ständigen Bemühungen, zu erkennen, zu lernen und zu forschen. Von der immensen Bedrohung, die auf der Galaxis lastet. Sie brauchen Urlaub von sich selbst.«
    Das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte. Seit Beginn des Gesprächs hatte er eine ironisch distanzierte Haltung an den Tag gelegt; jetzt musste er feststellen, dass sein Interesse mehr als nur oberflächlich war. »Du meinst, ich soll mich für einige Zeit an irgendeinen Strand legen oder ausgedehnte Fahrradtouren durch einsame Wälder unternehmen? Das habe ich alles schon gemacht.«
    »Nein. Es stimmt zwar, dass Sie an diesen Orten waren, aber dabei verfolgten sie stets eine ganz bestimmte Absicht. Sie müssen irgendeinen Ort aufsuchen oder irgendwelche Dinge tun, ohne dass eine erklärte Absicht dahinter steht. Sie müssen für einige Zeit nichts anderes tun als einfach nur ›sein‹. Das ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden eines jeden Menschen notwendig. Jedenfalls steht es so in meiner Bibliothek.«
    Flinx überlegte seinerseits lange, ehe er zu einer Antwort ansetzte. »Ich weiß nicht, ob ich dazu überhaupt fähig bin, mein liebes Schiff. Ich habe so etwas noch nie gemacht.«
    »Dann«, erklärte das Schiff schlussfolgernd, »wird es Zeit, dass Sie es schnellstens versuchen. Jeder meiner zu diesem Thema gespeicherten medizinischen Texte hebt den therapeutischen Wert einer solchen Unternehmung hervor. Sie müssen sich an irgendeinen interessanten Ort begeben und einige Energie mit Nichtstun verbrauchen. Es wäre für Ihre Gesundheit absolut notwendig.«
    Könnte ich das?, fragte er sich. Könnte er alles beiseiteschieben - die Gedanken an Clarity, an Bran Tse-Mallory und Truzenzuzex sowie an das stetig näher kommende Böse, das hinter dem Großen Nichts lauerte, an das Tar-Aiym-Waffensystem und an all jene, die ihn suchten - und für einen nennenswerten Zeitraum tatsächlich nichts tun? Konnte er es wagen, das scheinbar Unmögliche versuchen? Urlaub machen? Er hatte alles Mögliche in seinem bisherigen kurzen, aber ausgefüllten Leben getan, dies aber erschien ihm absolut fremd. Nicht einmal als Kind hatte er sich mit einem solchen Zustand der NichtAktivität anfreunden können. Er war immer viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, zu
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