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Flucht im Mondlicht

Flucht im Mondlicht

Titel: Flucht im Mondlicht
Autoren: N. H. Senzai
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Sonne geschienen.
    Sie stritten freundschaftlich über die Vor- und Nach­teile des Großstadtlebens, bis die Straßenbahn anhielt und Miss Bethune sie hinausscheuchte.
    »Da, schau, grüne Natur«, sagte Anh.
    Fadi stieg aus der Straßenbahn und sah sich erstaunt um. Auf der anderen Seite der Straße stand ein majestätischer griechischer Tempel mit Kuppeldach am Ufer einer gewundenen flachen Lagune. Schwäne glitten elegant durch das Schilf, an rötlichen Steinsäulen vorbei.
    »Voilà, der Palast der Schönen Künste«, sagte Anh.
    »Toll«, murmelte Fadi. Er band sich den Schal wieder um, weil ihn fröstelte, und folgte der Gruppe, die den Palace Drive entlanglief. Der Eingang des Museums befand sich auf der Rückseite des Palastes der Schönen Künste, in der Lyon Street.
    Ein farbenfrohes Schild mit der Aufschrift Explorato­rium hing über einer Reihe hoher Rundbogentüren. Miss Bethune trommelte die Gruppe zusammen und gab jedem eine Eintrittskarte und ein Namensschildchen.
    Als Fadi sein Schildchen an der Brust befestigte, zeigte Anh ihm eine Platte im Boden, auf der stand: gegründet 1969 vom Physiker Dr. Frank Oppenheimer.
    »Ein genialer Mann«, sagte Anh. »Er und sein Bruder arbeiteten während des Zweiten Weltkriegs an einem hochgeheimen Projekt zur Entwicklung der Atombombe.«
    Mensch, sie ist Claudia so ähnlich , dachte Fadi grinsend.
    »Gehen wir hinein, Kinder«, sagte Miss Bethune mit einem breiten Lächeln. Sie sprangen durch die Glastüren und liefen am Informationsstand vorbei in das große Foyer.
    Mannomann , dachte Fadi. Das war die größte Halle, in der er je gewesen war – abgesehen von der Ankunftshalle im Flughafen von San Francisco. Pfeile leiteten die Be­sucher zu Hunderten von wissenschaftlichen Ausstellungs­stücken zum Anfassen. In der Mitte stand eine große Tafel, die über den Fotowettbewerb informierte und auf die Ausstellung der eingereichten Fotos hinwies. Fadi folgte Miss Bethune und den anderen durch die höhlen­a rtige Halle zum Ausstellungsraum. Er ging hinein und sa h Dutzende von großen Fotografien auf Tafelständern. Weitere Fotos hingen von der Decke oder waren auf Wand­tafeln aufgezogen. Hunderte von Kindern schlenderten plaudernd und lachend herum und betrachteten die preisgekrönten Bilder.
    »Okay, Kinder, wir treffen uns in einer halben Stunde an der Säule da drüben«, sagte Miss Bethune und deutete in die rechte Ecke. »Dann gehen wir gemeinsam zur Preisverleihung im Raum nebenan. Und nach einer Runde Erfrischungen machen wir uns um zwei Uhr auf den Heimweg. Also, schaut euch um. Viel Spaß. Ach ja, Anh, ich glaube, du musst dich bei der Jury melden.«
    »Okay«, sagte Anh. Sie wandte sich an Fadi. »Ich gehe fragen, was sie von mir wollen. Dann komme ich zurück. Ich werde dich schon finden.«
    »Kein Problem«, sagte Fadi. Er sah ihr nach, als sie zum Jurytisch hinübereilte. Sie war ganz zappelig vor Aufregung, als der Stadtrat Henry Watson ihr die Hand schüttelte. Fadi freute sich für sie, doch er war auch ein bisschen neidisch. Er zog seine Handschuhe aus, stopfte sie in seine Manteltasche und lockerte seinen Schal. Allein schlenderte er zu den preisgekrönten Fotos hinüber, die im Kreis aufgestellt waren. Er betrachtete Anhs Foto. Es war riesig, etwa einen Meter zwanzig auf einen Meter achtzig. Darunter standen ihr Name und ihre Schule.
    Er konnte jedes Detail des tanzenden Paares erkennen. Wieder war er beeindruckt, wie viel Gefühl das Bild ausstrahlte. Er ging links herum zu dem Foto, das den dritten Preis gewonnen hatte. Emily Johnston hatte ein kleines Kätzchen fotografiert, das auf dem Kopf eines Bernhardiners saß. Es war ein gelungener Schnappschuss. Der Bernhardiner blickte nach oben und das Kätzchen nach unten, sodass der Blick des Betrachters auf die Gesichtsaus­drücke der Tiere gelenkt wurde. Süß, aber nicht besonders originell .
    Er ging weiter zu dem Foto, das den ersten Preis gewon­nen hatte. Marcus Salle hatte einen uralten Mammutbaum fotografiert, mit dem Pazifik im Hintergrund. Fadi betrachtete die dicken Wurzeln, die sich aus dem fruchtbaren Boden wanden. Der mächtige Baum war ein erhabe­ner Anblick und das Meer konnte man beinahe riechen. Toll. Aber hat es den ersten Preis verdient? Ich weiß nicht. Aber verdammt, ich bin kein Richter .
    Der Gewinner des großen Sonderpreises, Filbert Dewbury von der Calvert Highschool, stand stolz wie ein Pfau neben seinem Siegerfoto. Ab und zu rückte er seine Fliege zurecht und
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