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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman
Autoren: Patricia Cornwell
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vernachlässigten Bereich der Ermittlungen legte. Abläufe, Geräusche und Gerüche wurden erstmalig so plastisch beschrieben, dass die Geschehnisse im Autopsiesaal auch für den medizinischen Laien lebendig wurden. Bei ihrer jahrelangen Tätigkeit als Computerexpertin in der Forensik lernte Patricia Cornwell die Leiterin der Gerichtsmedizin des Staates Virginia, Dr. Marcella Fierro, kennen, die als Beraterin großen Einfluss auf die realistische Darstellung in den Romanen nahm. Waren der Gerichtsmediziner und seine Arbeit in der klassischen Detektivstory nur am Rande erwähnt worden, so konnte der Leser nun in allen Details nachvollziehen, welche Erkenntnisse der tote Körper eines Ermordeten offenbart.
    Neben diesem neuen Erzählansatz bietet die Romanreihe aufgrund der einzigartig detaillierten Recherche von Patricia Cornwell auch eine ungewöhnliche Dokumentation der technischen Veränderungen in der Gerichtsmedizin und den Kriminallaboren. Ein einfaches Beispiel für diese Fortschritte ist die Identifikation von Fingerabdrücken, die Kay Scarpetta zu Beginn der Reihe noch verschicken muss, damit sie per Hand mit archivierten Abdrücken verglichen werden können. In den späteren Romanen hingegen ist es selbstverständlich, dass nicht nur die Gerichtsmedizin von Virginia, sondern auch jede andere für die Verbrechensbekämpfung zuständige staatliche Stelle in den USA Zugang zu einem nationalen Computerarchiv hat.
    Die Entwicklung der DNA-Spurensicherung – die in der jüngsten Vergangenheit auch in Deutschland mehrfach dazu beitrug, dass reale Kriminalfälle nach vielen Jahren endlich abgeschlossenwerden konnten – lässt sich über die Kay-Scarpetta-Romane ebenfalls schrittweise verfolgen. Ein weiterer faszinierender Aspekt sind die Dialoge der Mediziner in den kriminaltechnischen Laboren über die Verwendbarkeit von Untersuchungsergebnissen vor Gericht. In den Vereinigten Staaten ist es durch das Prinzip des Geschworenengerichts besonders wichtig, dass es Wissenschaftlern und Medizinern gelingt, eine neue, spektakuläre Methode und die daraus gewonnenen beweiskräftigen Erkenntnisse auch für den Laien nachvollziehbar zu erklären.
    Vor allem aber die Wahl der Hauptfigur macht diese Buchreihe zu etwas Außergewöhnlichem. Patricia Cornwells Protagonistin arbeitet in einem Beruf und einer Position, die bis dahin hauptsächlich Männern vorbehalten waren. Und obwohl Kay Scarpetta von ihrer Arbeit fast schon besessen ist, gelingt es der Autorin trotzdem, der Gerichtsmedizinerin im privaten Umfeld eine reizvolle Verletzlichkeit zu verleihen.
     
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    Als älteste Tochter einer italienischstämmigen Familie wird Kay Scarpetta in Miami, Florida, geboren. Ihre Kindheit wird durch die Krankheit des Vaters geprägt, der an Leukämie stirbt, als Kay zwölf ist. Während die Mutter den Lebensmittelladen der Familie weiterführt, ist Kay für den Haushalt und ihre jüngere Schwester Dorothy verantwortlich. Vielleicht liegt es an dieser Aufsichtspflicht, dass sie die Schwester schon von Geburt an als egozentrisch und unersättlich empfindet. Nur an zwei Dinge ihrer Kindheit hat Kay schöne Erinnerungen: das gemeinsame Essen mit der Familie und das Lernen in der Klosterschule. Wenn es dem Vater gut genug geht, dass er zusammen mit seiner Frau und den Töchtern in der Küche sitzen kann, dann verbringt die Familie Stunden damit, die italienischen Gerichte der Mutter zu verspeisen und dabei über die Dinge zu reden, die sie bewegen. In der Schule wiederum kann Kay die schwere Krankheit ihres Vaters verdrängen und in der Bibliothek ihren Wissensdurst befriedigen.
    Da ihre Eltern nie mit den Kindern über den gesundheitlichen Zustand des Vaters sprechen, fasst Kay Scarpetta schon früh den Entschluss, Medizin zu studieren. Sie will mehr über die Funktionen des menschlichen Körpers erfahren und die Ursachen von Krankheiten erforschen und beheben. Schon mit fünfzehn Jahren studiert sie Henry Gray’s Anatomy of the Human Body , ein medizinisches Standardwerk über die menschliche Anatomie. Angesichts solchen Eifers ist es nicht weiter verwunderlich, dass Kay die High School als Klassenbeste abschließt.
    Über Stipendien ist es ihr möglich, das Medizinstudium an der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland, und das daran anschließende Jurastudium an der Georgetown University in Washington, D.C., zu finanzieren. Vor allem während des Medizinstudiums hat Kay Scarpetta mit Vorurteilen gegenüber ihr als Frau, die
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