Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
mir schwerfiel stillzusitzen. Und dass es mir unmöglich war, mich zu entspannen.
    Ich bemerkte: »Es gehörte zu Frankies Wahnvorstellungen, dass er seine Begegnungen mit Beryl ganz auf sich persönlich bezog und ihnen eine tiefe Bedeutung zuschrieb. Er sah Beryl im Haus der McTigues. Er sah sie in der Autowaschanlage. Und er sah sie am Flughafen. Das war genug, um etwas in ihm auszulösen.«
    »O ja. Jetzt wusste dieser Schizo, dass Gott zu ihm gesprochen und ihm bedeutet hatte, dass er mit dieser hübschen blonden Lady in einer ganz speziellen Verbindung stehe.«
    In diesem Moment kam Rose zur Tür herein. Ich nahm dierosa Telefonnotiz, die sie mir brachte, und legte sie auf den Stapel mit den anderen.
    »Was für eine Farbe hat sein Auto?« Ich schnitt einen neuen Briefumschlag auf. Frankies Auto hatte in meiner Auffahrt geparkt. Ich hatte es gesehen, als die Polizei kam und mein Grundstück im zuckenden Licht der roten Blinklichter lag. Aber nichts war hängengeblieben. Ich erinnerte mich nur noch an sehr wenig Einzelheiten.
    »Dunkelblau.«
    »Und niemand kann bezeugen, in Beryls Nachbarschaft einen blauen Mercury gesehen zu haben?«
    Marino schüttelte den Kopf. »Nach Einbruch der Dunkelheit, noch dazu, wenn er die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, wäre sein Auto wohl kaum aufgefallen.«
    »Das stimmt.«
    »Und als er Harper umbrachte, hat er seine Mühle vermutlich irgendwo neben der Straße abgestellt und ist den Rest des Weges zu Fuß gegangen.« Nach einer Weile fügte er hinzu: »Der Bezug des Fahrersitzes war völlig verschlissen.«
    »Wie bitte?«, fragte ich und schaute von dem Brief, den ich gerade überflogen hatte, auf.
    »Er hat eine Decke darübergelegt, die er vermutlich aus einem Flugzeug geklaut hat.«
    »Stammt daher die orangefarbene Faser?«
    »Sie müssen noch ein paar Tests damit machen. Aber wir glauben, dass das der Fall ist. Die Decke hat orangerote Nadelstreifen, und Frankie saß darauf, als er zu Beryls Haus fuhr. Vielleicht erklärt das auch diese Terroristengeschichte. Einer der Passagiere hat vielleicht eine von den Decken, wie Frankie sich eine geklaut hat, bei einem Langstreckenflug benutzt. Der Knabe steigt von einem Flugzeug ins nächste, und so gelangt die orangefarbene Faser schließlich in die Mühle, die in Griechenland gekapert wurde. Bingo! Auf einmal klebt die Faser am Blut eines armen Marine, der soeben umgebracht wurde. Können Sie sich vorstellen, wie viele Fasern von Flugzeug zu Flugzeug geschleppt werden?«
    »Kaum«, sagte ich und fragte mich gleichzeitig, warum ausgerechnet ich auf der Liste eines jeden Schundversands in den Vereinigten Staaten stehen musste. »Und vermutlich erklärt das auch, warum Frankie so viele verschiedene Fasern mit sich herumtrug. Er arbeitete ja mit Gepäck. Er kam überall im ganzen Flughafen herum, vielleicht sogar in die Flugzeuge. Wer weiß, was er da getan hat und was für Partikel er dabei mit seiner Kleidung aufnahm?«
    »Beim Omega-Kurierdienst trägt man Uniformhemden«, merkte Marino an. »Sie sind braun. Und aus Dynel.«
    »Das ist interessant.«
    »Sie müssten das doch eigentlich wissen, Doc. Er trug eines davon, als Sie ihn erschossen haben.«
    Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Ich erinnerte mich nur noch an seinen dunklen Regenmantel und an sein blutiges Gesicht, das von dem weißen Pulver aus meinem Feuerlöscher bedeckt war.
    »Okay«, sagte ich. »So weit konnte ich Ihnen folgen, Marino. Ich verstehe aber immer noch nicht, woher Frankie Beryls Telefonnummer hatte. Es war eine Geheimnummer. Und woher wusste er, dass sie in der Nacht des 29. Oktober von Key West nach Richmond zurückfliegen würde? Woher, in Teufels Namen, wusste er, wann ich zurückfliegen würde?«
    »Aus dem Computer«, sagte er. »Alle Informationen über die Passagiere, Flugpläne, Telefonnummern und Heimatadressen sind im Flughafencomputer gespeichert. Wir reimen uns das so zusammen, dass Frankie, wenn er nichts zu tun hatte, an einem unbewachten Computer-Terminal herumspielte, möglicherweise spät in der Nacht oder am frühen Morgen. Er war ja auf dem Flughafen praktisch zu Hause. Niemand weiß, was er dort alles anstellte, und niemand achtete dabei auf ihn. Er war nicht gerade gesprächig, ein wirklich unauffälliger Kerl von der Sorte, die leise wie Katzen herumschleichen.«
    »Nach dem Stanford-Binet-Intelligenztest«, sinnierte ich, während ich mit dem Datumstempel auf einem ausgetrocknetenStempelkissen herumfuhrwerkte, »war er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher