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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)
Autoren: Daniel Twardowski
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alten Hone Waitere überbrachten.
    »Ein Wort an euch, meine Brüder, und an Titokowaru, den großen Ariki der tapferen Ngaruahine! Ich schicke dir deine Hure und ihre Brut. Mögen die Häuptlinge aller Stämme sehen, was Titokowaru sich unter einem Bündnis mit ihnen vorstellt.«
    Die Krieger schoben eine verängstigte junge Frau nach vorn, die bisher zwischen der Masse ihrer stämmigen Körper fast verborgen geblieben war, und Titokowaru erkannte Puarauranga und sah auch den Säugling auf ihrem Arm. Er wusste in diesem Moment, dass sein Krieg vorbei und verloren war. Die Häuptlinge wussten es noch nicht.
    »Wer bist du, Mädchen?«, fragte Wiremu Katene so finster, dass sie vor Angst nicht antworten konnte.
    »Hone Waiteres Frau«, sagte der Anführer der Maniapoto. »Er ist Christ und hat nur eine!« Er gab Puarauranga einen derben Stoß in den Rücken, damit sie tat, was man ihr offenbar unter Schlägen befohlen hatte. Und wenn ihn bisher nichts verraten hatte, so war es der unwillkürliche Schritt, den Titokowaru jetzt nach vorn machte, um die junge Frau zu beschützen.
    Die Häuptlinge sahen einander verwirrt an. Dass Titokowaru mit mehreren Frauen schlief, wussten sie und störte sie nicht. Aber dass er es mit der Frau eines anderen Häuptlings tat, eines Mannes, den er um Beistand gebeten hatte, und offenbar schon vor längerer Zeit, wie das Kind auf ihrem Arm bewies, war eine ungeheure, eine noch nie da gewesene Verletzung des Tapus, das ein Kriegshäuptling der Maori besitzen musste. Sein Schweigen konnte nur bedeuten, dass er nicht leugnete, und der Zorn seiner Verbündeten darüber, einem so leichtfertigen Mann so lange gefolgt zu sein, wurde so groß, dass einige von ihnen seinen sofortigen Tod forderten. Das verhinderten die Männer seines eigenen Stammes natürlich, aber die Übrigen verließen fast fluchtartig diese Versammlung des Teufels.
    Die ungeheuerliche Nachricht sprach sich binnen Minuten unter den Männern auf der Palisade, den Wällen, den Taumaihis oder Schützentürmen und in den Gräben herum. Ihr geistiger
und militärischer Führer hatte sein Mana-Tapu verloren, es vielleicht nie besessen, und sie alle getäuscht, und all seine Siege konnten nur zu einem schrecklichen Ende führen. Ohne sich untereinander lange darüber zu verständigen, fast wie Zugvögel, die im einen Moment noch lärmend in den Bäumen sitzen und im anderen in einer einzigen jähen Wolke davonfliegen, als hätten sie ein geheimes Signal erhalten, verließen die Krieger das unbezwingliche Pa.
    Titokowaru blieben gerade genug Männer, um den Rückzug seines eigenen Stammes zu sichern, und auch die wurden weniger mit jedem Tag, den sie zurückgingen durch Busch und Wald und Hügel zum großen Vulkan Taranaki, aus dessen glühender Asche sie alle stammten.
    Die Pakeha verstanden nicht und haben bis heute nicht verstanden, warum dieser letzte Maorikrieg so plötzlich endete und warum ihr Gegner auf der Höhe seiner Macht seine stärkste und aussichtsreichste Stellung einfach aufgab. Die Ältesten der Ngarauru und Ruanui wissen es wohl, haben es erfahren von ihren Eltern und Urgroßeltern. Aber sie sprechen nicht darüber und sagen es niemandem.

163.
    Niemand zweifelte am Selbstmord Desmond Bonneterres, nicht seine Frau, nicht seine Nachbarn, nicht einmal die Louisiana-Miliz. Jeder wusste, dass es mit seiner Plantage bergab ging, wusste auch, dass der junge Mann zuletzt immer krankhaftere, selbstzerstörerische Neigungen entwickelt hatte. Das Einzige, was General Willoughby, Michael und Dick, Huggins, Cheever und all die anderen zumindest wunderte, war die Tatsache, dass Bonneterre in seinem sehr knapp gehaltenen Testament all seine Sklaven freiließ.
    Aber nachdem seine Witwe zunächst erwogen hatte, diesen seltsamen Letzten Willen juristisch anzufechten, fügte sie sich auch in
diesen nicht unbeträchtlichen finanziellen Verlust. Das Haus, das Land blieben ihr immerhin, und sie nahm an, dass ganz zuletzt ein wenig vom christlichen Licht der Nächstenliebe in diese kranke Seele hinabgeleuchtet hatte, die nun in Frieden ruhen mochte.
     
    Tatsächlich war es dieser Punkt gewesen, von dem Bonneterre beinahe entrüstet behauptet hatte, dass kein Mensch es glauben würde. Er hatte dem Engländer alles gesagt: dass der New Yorker Detektiv Gabriel Beale die Höllenmaschine an Bord der Deep South gebracht hätte, dass es auch Beale gewesen sei, der den Plan zu John Lafflins Ermordung ausgearbeitet habe.
    Er hatte all das
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