Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten
Autoren: N Wilson
Vom Netzwerk:
bestimmte Zugänge verbunden ist, die sie gut tarnen.«
    »Darum haben sie dich auch in einem Berg gefangen gehalten.«
    »Es war genau dieser Berg, in dem sie mich gefangen gehalten haben. Seine Magie verstärkte den Bann. Aber sie haben versäumt, dich umzubringen. Eine Taufe hat eine große Zugkraft, einen ganz eigenen starken Zauber. Bei einer Taufe wären sie mit Ketten besser beraten gewesen als mit Magie.«
    Henry schmeckte die sonnige Luft auf der Zunge. »Ich glaube, das verstehe ich nicht ganz.«
    Mordechai lachte. »Verstehst du, warum der Boden uns anzieht oder warum die Erde noch nie mit der Sonne zusammengestoßen ist oder wie aus einem krabbelnden Etwas ein
Schmetterling werden kann? Wir können diesen Dingen Namen geben, aber das heißt nicht, dass wir sie verstanden haben.«
    »Wie hast du die Gefangenschaft verbracht?«, wollte Henry wissen.
    »Wie einen sehr langen, unruhigen und schlechten Schlaf.«
    Als es Mordechai Zeit zu sein schien, erhoben sich die beiden und gingen in das Grab unter der Felsplatte. Mordechai trug die Gebeine seines treuen Hundes, der seinen kleinen Sohn gerettet hatte und dadurch auch ihn selbst. Hinter dem Steinbildnis des Grünen Mannes gelangten sie in einen Flur, der im Kreis verlief. An den Wänden lagen die steinernen Ruhestätten von Mordechais Vorfahren.
    Nun stand Henry an dem Ort, wo man ihn als Kind hatte einsperren wollen, und sah zu, wie sein Vater die Gebeine des Hundes zur Ruhe legte. Er hörte seinen Vater singen. Seine Stimme klang durch die Flure und Gewölbe und wurde aus den entfernten Kammern als Echo zurückgeworfen. Außerhalb seiner Träume und abgesehen von dem Nachkommen, der Henrys Onkel Caleb gehörte, war Henry dem Hund nie begegnet. Aber das Lied und die schwache Erinnerung an dieses Lied gaben Henry das Gefühl, ihn gekannt zu haben. Als das Lied verklungen war, begaben sich die beiden zurück in die Welt der Lebenden, wo die anderen sie schon erwarteten.
    Einer nach dem anderen schlüpfte Henrys lachende Familie in den Spalt des großen Baums von Badon Hill, und sie fanden sich alle in dem kaputten alten Haus und der kargen Welt darum herum wieder.

    Die Stadt Henry in Kansas ist ein Ort, wo sich verlorene Leute wiederfinden – oder wo sie merken, dass sie verloren gegangen sind. Im Sommer kann man in den Wassergräben Frösche fangen. Man kann auf den Wiesen, die keiner mäht, Baseball spielen und an der Tankstelle kann man drei verschiedene Sorten Eis kaufen.
    Am Rand der Stadt gibt es eine Scheune, einen alten braunen Truck und einen Teich mit steilen Ufern, der mit einem Plastikband abgesperrt ist. Hinter dieser Scheune standen Henry York Makkabäus und sein Onkel Frank Willis in der untergehenden Sonne.
    Vor ihnen erstreckte sich das Getreide, das ungeduldig darauf wartete, geerntet zu werden. Die Luft war erfüllt von seinem Geruch. Die Ähren wiegten sich im sanften Wind und ließen ihre goldenen, vorgeblich weichen rauen Borsten spielen. Das hohe Gras um Henry herum war ebenfalls vertrocknet und trug Samen.
    Löwenzahn gab es hier nicht. Stattdessen aber ein zerknittertes, steifes Stück Papier.
    Henry hob es auf und las es. Es kam von einer Rechtsanwaltskanzlei und darin stand, dass er am 3. Juli abgeholt werden sollte.
    Gestern also.
    Onkel Frank atmete tief ein und lächelte. »In zwei Wochen kann sehr viel passieren.«
    Henry blinzelte. Zwei Wochen? Mehr war es nicht gewesen? Einen Augenblick lang war er drauf und dran, den Brief zurück ins Gras zu werfen. Stattdessen aber faltete er ihn zusammen und steckte ihn zu einem Umschlag in seine Tasche.
    Frank drehte sich um und verschwand langsam um die Ecke der Scheune. Henry folgte ihm.
     
    Es dämmerte zwar erst, aber nach Ansicht derer, die in der Stadt Henry in Kansas lebten, war es schon dunkel genug für ein Feuerwerk. Ein kleines Haus, das die gleiche Farbe hatte wie das vertrocknende Gras in seinem Hof, sah den Raketen am Himmel zu und lauschte auf das Lachen der Leute ringsum. Es war das Haus, in dem Zeke Johnson wohnte. Der Hof war klein, aber voller Leute. Drei Männer amüsierten sich prächtig und mit ihnen eine Reihe von Mädchen und Jungen und Müttern. Ein Mann in einer frisch gereinigten Polizeiuniform war auch dabei und eine nette Frau, die sich nervös an ihn klammerte und rundum die Leute betrachtete, von denen sie so viel gehört hatte und von denen sie nicht geglaubt hatte, dass sie wirklich existierten.
    Monmouth aß einen Hotdog und sah zu, wie die pfeifenden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher