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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten
Autoren: N Wilson
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über die Kerben im Holz und betrachtete seinen Hammer, der an einer Seite eine Art Klaue hatte. Er wusste nicht, wie er es anfangen sollte. Er drehte die Klaue nach vorn und knallte sie auf den Boden.
    Der Elf lachte. Mit einem Satz war er bei Henry und nahm ihm den Hammer aus der Hand. »Dazu haben wir weder genügend Licht noch Zeit.«
    Er beugte sich vor, sodass sein Bauch auf seinen Schenkeln lag, und schlug den Hammer mit gezieltem Schwung in den
Boden. Die Klaue biss sich um einen Nagel herum ins Holz. Ein Ruck, ein Drehen, und der Nagel löste sich unter Quietschen und fiel klappernd zu Boden. Wieder und wieder holte der Elf aus und nach jedem Schlag förderte er einen Nagel zutage.
    Schließlich, als sich das Licht schon orange färbte, drückte er die Klaue in die Ritze zwischen den Dielen und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Unter Quietschen und Knarren ließ sich das Brett nach oben ziehen. Henry und Henrietta packten es und klappten es nach hinten.
    Eine längliche Silberschatulle lag im Boden. Sie war offen. Und randvoll mit Wasser.
    In ihr ruhte etwas, das irgendwann einmal ein Pfeil gewesen sein mochte.
    Henry reckte den Arm, schob einen Finger darunter und hob den Pfeil vorsichtig aus dem Wasser. Er ließ ihn auf seinen Handflächen ruhen, sodass alle drei ihn betrachten konnten.
    Der Schaft war total verbogen und das Holz aufgeweicht und ausgefranst, wo es rissig war. Mehr als zwei Federn gab es nicht mehr. Oder eher nur noch eine. Eine und eine halbe. Das Wasser troff davon herab und Henry versuchte einen Hauch orange Farbe zu erkennen. Aber sie war aschgrau.
    Die Spitze war ein geschliffener Stein, an dem aber eine Ecke fehlte. Henry glaubte nicht, dass mit dem Pfeil noch irgendetwas anzufangen war.
    »Immerhin, Henry«, meinte Henrietta. »Die Idee war gut.«

SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    H enry starrte den Pfeil an und das Herz rutschte ihm in die Hose.
    Der dicke Frank hockte vor ihm. Seine Augen leuchteten. »Guckt euch das an!«, sagte er. »Sieh nur, was du da in der Hand hältst!«
    Henry sah noch mal hin. Dieses Mal aber richtig.
    Und fast wäre ihm der Pfeil aus der Hand gefallen.
    Kraft umfloss ihn. Darüber hinaus aber konnte Henry noch etwas sehen: eine vor Hitze weiß glühende Steinspitze. Henry ließ die Spitze schnell los und strich mit der Hand den Schaft entlang. Er lag gerade und kraftvoll in seiner Hand und wuchs, ohne an Größe zuzunehmen, brannte, ohne zu verbrennen. Und er hatte drei lange, feuerfarbene Federn.
    Henry schluckte und blinzelte und dann hielt er wieder die krummen, schäbigen Überreste eines Pfeils in der Hand.
    »Welcher Pfeil ist denn jetzt echt?«, fragte er.
    »Beide sind echt«, antwortete der Elf. »Sie bilden eine Einheit. Du siehst seine Geschichte, seinen Gestalt gewordenen Namen und seine lebendige Kraft, und du siehst das verrottende Holz und den beschädigten Stein. Beides gehört untrennbar
zusammen. Wir sollten uns jetzt wieder aufmachen. Es war richtig, hierher zu kommen. Dieser Pfeil soll fliegen!«
    »Aber wie denn?«, fragte Henrietta. »Selbst wenn er magisch ist – man wird nie mehr etwas mit ihm treffen.«
    »Das werden wir sehen«, meinte Henry und stand auf. In der Hoffnung, dass nichts abbrach, fasste er den Pfeil in der Mitte. Henrietta nahm die Schatulle und kippte das darin befindliche Salzwasser aus.
    Dann liefen die drei zurück nach unten, in Großvaters Zimmer.
    Henry drückte den Pfeil an seine Brust und für einen Moment überfiel ihn Panik. Großvater hatte den Pfeil doch benötigt, weil sonst einige Fächer nicht funktionierten. Wenn die Pforte jetzt verschlossen war? Henry fiel auf die Knie und streckte den Arm in das Fach. Mit angehaltenem Atem tastete er nach der Rückwand und stellte sich darauf ein, dass er gegen sie stoßen würde. Stattdessen aber ertastete er feuchte Erde, einen Wurm und Nachtluft. Erleichterung durchflutete ihn und er schob sich schnell hindurch, zurück in das Mondlicht von Badon Hill. Sobald die anderen neben ihm standen, begann er zu laufen. Den Pfeil hielt er jetzt ein Stück von seinem Körper weg.
    »Sei bloß vorsichtig«, ermahnte ihn Henrietta.
    Er wusste es ja. Mit einer Schere in der Hand soll man nicht laufen. Er wusste aber auch, dass Henrietta sich mehr Sorgen um den Pfeil als um ihn machte. Dabei glaubte Henry nicht, dass er den Pfeil hätte zerbrechen können, selbst wenn er es darauf angelegt hätte.
    Sie rutschten und glitten den Badon Hill hinab und im
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