Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten
Autoren: N Wilson
Vom Netzwerk:
Seelen werden sich ebenfalls vor mir beugen.«
    »Du bist nicht Nimroth«, antwortete Mordechai. »Die Berge mögen sich vor ihm geneigt haben, aber unsere Vorfahren haben dafür gesorgt, dass sie sich bis zum Boden neigten. Er liegt unter ihnen begraben.«
    Darius schwieg einen Moment, dann öffnete er wieder den Mund. Jetzt sprach er mit der Stimme einer Frau.
    »Ich bin Nimiane, die Schreckenskönigin von Endor. Nimroth lebt in mir, denn ich bin seine Tochter.« Darius sagte dies, ohne mit der Wimper zu zucken. Er schien es kein bisschen merkwürdig zu finden. Sein Geist war völlig taub.
    Das Pferd scharrte mit dem Huf auf den Pflastersteinen und schnaubte.
    »So viel wissen wir nun also«, sagte Caleb. »Weshalb bist du gekommen?«
    »Um einen alten Missstand zu bereinigen. Um eine Schuld eurer dem Untergang geweihten Sippe einzufordern. Eine Schuld, für die ihr büßen sollt.«
    »Wir sind niemandem etwas schuldig«, erwiderte Caleb. Seine rechte Hand glitt an die Sehne des Bogens.

    »Glaubst du, ein Pfeil könne in mein Fleisch eindringen? Glaubst du, es gibt einen Bogen, der mich treffen kann?«
    »Allerdings«, sagte Caleb.
    Die Frau in Darius lachte. »Du bist nicht dein Vater. Und du bist auch nicht dein Bruder. Du bist nicht mal dem Sohn deines Bruders ebenbürtig. Denn er hat mein Blut aufgerührt, als ich schwach war und in dem Gefängnis begraben lag, das sein Vater mir bereitet hatte. Und er war es auch, der den Weg zu meiner Freiheit eröffnet hat. Das Siegel des Vaters ist gebrochen worden durch den Sohn, aber das wird ihn nicht davor schützen, seinen Anteil an der Schuld zu begleichen.« Darius ließ sein Pferd einen Schritt weiter vorangehen. »Antworte mir, Mordechai! Weißt du von diesem Betrug?«
    Mordechais Stimme klang ernst. »Darius«, sagte er. »Ich kenne dich nicht, aber sie hat unwiderruflich Besitz von dir ergriffen. Dir bleibt nichts anderes, als zu sterben, selbst wenn du uns besiegen solltest. Aber du wirst uns nicht besiegen. Wage es nicht, einen Fuß auf die Brücke zu setzen.«
    Caleb spreizte die Beine und hob den Bogen an die Wange. Regentropfen rannen die Sehne herab und tropften von den Federn des Pfeils auf seine Lippen. Er hielt den Bogen gespannt, ohne mit den Armen zu zittern.
    Das Pferd warf seinen Kopf in die Höhe, rührte sich aber nicht vom Fleck.
    Calebs Stimme erklang. »Dieser Pfeil stammt aus dem Grab des Alten Königs und der Bogen wurde für seine königlichen Brüder im Süden gefertigt. Koste seine Kraft, wenn du es wagst.«

    »Ich wage es«, antwortete die Frauenstimme und Darius ritt auf die Brücke hinauf.
     
    Henry lief an Gassen und Verstecken vorbei, wo sich Männer verschanzt hatten und das Geschehen beobachteten. Er rannte auf direktestem Wege zur Brücke.
    Er konnte sehen, wie Darius voranritt.
    Er sah auch, dass von der Seite ein Gewehr abgefeuert wurde und dass sich das Pferd aufbäumte. Er sah Calebs Pfeil fliegen und wie er sich in der Luft in Asche verwandelte. Er sah, wie Onkel Frank von der Brücke geschleudert wurde und wie sein eigener Vater Darius’ Windstoß abfing und ihn gegen das steigende Pferd wendete.
    Das Pferd scheute und einen Augenblick lang glaubte Henry, es würde stürzen.
    »Henry!« Eli kam irgendwo aus der Deckung gesprungen. Der kleine alte Mann schloss sich ihm an.
    Das Pferd stampfte auf und fing sich wieder. Darius’ Kapuze war nun nach hinten gerutscht und die Frau in ihm lachte schrill und anhaltend.
    »Ich habe den Pfeil des Alten Königs pariert. Und ich lebe! Ich werde ewig leben! Ich habe deinem Anschlag standgehalten. Wirst du meinem standhalten?«
    Henry lief auf die Brücke. Eli folgte ihm.
    Darius lächelte.
    »Dies ist das Blut, das ich gekostet habe«, sagte die Frauenstimme. »Sollen wir mit den Jungen beginnen und dann zu den Älteren übergehen?«
    In diesem Moment erfolgte der Anschlag.

    Luft, schwer wie Stein, drückte von oben auf Henry herab und er stürzte auf das Pflaster. Sein Körper rutschte nach vorn, dem Zauberer entgegen. Durch die Brandmale in seinem Gesicht wurde das Leben aus ihm herausgesaugt. Sein Blut, sein eben erst erhaltenes Feuer, wurde ihm genommen. Henry wehrte sich. Doch mit einem Mal aber fühlte Henry, dass eine andere Kraft über ihn kam und ihn mit sich riss.
    Mit einem Satz sprang Eli über ihn hinweg und rannte dem Zauberer schreiend entgegen.
    Henry war wieder frei. Sein Vater und sein Onkel packten ihn und zogen ihn von der Brücke.
    »Hier«, sagte Henry und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher