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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten
Autoren: N Wilson
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reichte Caleb den Pfeil.
    In diesem Moment stieß Eli einen weiteren Schrei aus und Henry konnte sich gerade noch umdrehen und sehen, wie sein kleiner Körper zusammenklappte und zu Boden stürzte.
    Caleb setzte den verbogenen, maroden Pfeil an die Sehne. Mordechai trat einen Schritt vor. Er sog Kraft aus dem Wind, dem Fluss und den Steinen und lenkte den kalten Wind aus den Wolkenbergen herab. Und Henry konnte alles sehen. Seine Augen begannen bei diesem Anblick zu brennen und ein ungeheurer Druck baute sich in seinem Schädel auf. Es war zuviel! Seine überstrapazierten Augen waren drauf und dran zu erblinden. Das Knistern der Magie wollte seine Trommelfelle zum Platzen bringen. Aber Henrys Geist sträubte sich dagegen und er setzte alles daran, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Er wusste, dass dies mehr sein musste, als sein Vater aushalten konnte.
    Darius ritt bis zur Mitte der Brücke und grinste Caleb an. »Und woher stammt dieser Pfeil?«, fragte Nimiane.

    »Aus Ramoth-Gilead«, antwortete Henry. Er sah das Staunen in Calebs Gesicht und dass der riesige Zauberer vor Schreck kurz zusammenzuckte.
    Dann schleuderte Darius ihnen unvermittelt seine Kraft entgegen und ließ einen Blitz auf Caleb herniederfahren. Mordechai aber hatte seinerseits auch einen Blitz geworfen. Wind schlug gegen Wind, Blitz kämpfte gegen Blitz, bis sie ohne Donner auf der Brücke niedergingen und die Steine zerschmetterten.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung hob Caleb den Bogen an sein Kinn und schoss den Pfeil ab.
    Der Pfeil flatterte und schwankte. Doch Henry sah einen weiteren Pfeil. Seine Spitze glühte weiß vor Hitze und er schoss in einer geraden Linie durch den tosenden Wind.
    Die beiden Pfeile trafen einander, vereinigten sich und bohrten sich gemeinsam in Darius’ Hals.
    Der Wind erstarb. Doch der Regen hielt an.
    Darius glitt vom Rücken seines Pferdes und stürzte auf die Straße.
    Henry blinzelte
    Mordechai stolperte zu dem am Boden liegenden Zauberer.
    Darius keuchte. Irgendetwas in seinem Geist zog sich zusammen. Ein Wasserfall, eine Flutwelle von Kraft gurgelte in seinem Inneren. Er konnte sie nicht länger halten. Die gesamte Kraft, die er gesammelt hatte, all die Leben, die er gestohlen und sich einverleibt hatte, wirbelten in einem tosenden Geisterwind des Todes aus ihm heraus.
    Mit seiner letzten Kraft warf Mordechai sich ihm entgegen und fiel mit erhobenen Händen auf die Knie. Pflastersteine
zersprangen und verrotteten vor ihm zu Staub. Und dann drehte der Todessturm, toste die Straßen hinab, zu den Zauberern und den Flammen.
    Was von der östlichen Stadtmauer noch stehen geblieben war, stürzte ein. Bäume fielen um, und in der Dunkelheit barst der Felsgrat und rutschte hinab in die Ebene.
     
    Ohne länger gegen den Donner andröhnen zu müssen, schlug das Meer gegen die Klippen. Der Regen rauschte heftiger herab, war stärker als das Feuer.
    Onkel Frank kam vom Fluss heraufgeklettert und Henry kroch zur Leiche Eli FitzFaerens, einstmals Verräter, einstmals Freund.
    Um den Leichnam des Darius von Byzanthamum herum, dem siebten Sohn eines Priesters, war die Brücke mit Pilzen übersät. Sie sprossen die Straße hinauf und hinab und sogar auf den Körpern der toten Zauberer.
    Selbst auf dem Pferdekadaver wuchsen sie, ebenso wie auf Elis Körper.
    Henry wischte sie ab.
    Neben ihm kauerte sein Vater. Sein Gesicht war bleich, blutleer. Aber der Kampf war vorüber. Eine Last war von ihm genommen.
    Er lächelte seinem Sohn zu, schob die Arme unter Elis kleinen Körper und erhob sich.
    Er wandte sich um. Hunderte Menschen und Elfen kamen aus ihren Verstecken.
    »Wer bringt ihn hinauf zu Hyazinths Haus?«, fragte Mordechai.

    Eine Gruppe Menschen kam durch den Regen herbei. An ihrer Spitze Henrietta.
    Onkel Frank kletterte über das Brückengeländer, nickte Henry zu und drehte sich dann um, um nach Sergeant Simmons zu sehen.
    Caleb stand hoch aufgerichtet neben der Leiche von Darius und betrachtete das Elfenbeinkinn und den krummen und brüchigen Pfeil, der darunter stak.
    Rund um den Pfeil herum wuchsen keine Pilze. Die Steinspitze ragte aus dem Hals des Zauberers heraus. Caleb beugte sich herab, fasste die Spitze und zog den Pfeil durch die Wunde heraus. Er zog seinen Umhang aus und wickelte den Pfeil sorgfältig darin ein.
    Mordechai sah zu, wie Eli den Berg hinaufgetragen wurde. Dann wandte er sich an seinen Sohn.
    »Das hast du gut gemacht«, sagte er. »Ich hatte mich schon gefragt, wo du steckst.«
    In diesem
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