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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten
Autoren: N Wilson
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nicht schont.
    Er träumte auch, aber nach dem Aufwachen erinnerte er sich stets nur an einen einzigen Traum. In diesem Traum saßen Ron, Nella und er auf dem Balkon der beiden und blickten über die Stadt Byzanthamum. Nella und Ron sprachen nicht. Sie lächelten nur. Und in Henrys Traum saßen sie dort sehr, sehr lange und taten nichts weiter, als zuzusehen, wie der Rauch sich langsam verzog und darunter eine ganz neue Stadt atmete.
    Obwohl Henrys Tage vollkommen ausgefüllt waren, verstrich nicht einer ohne einen Besuch auf dem Dach. Dort leistete ihm der Raggant stets Gesellschaft. Zusammen suchten sie sich eine Mauer aus, oder sie ließen den Wind entscheiden. Und dann saßen sie einfach da und guckten. Sie sahen
den Himmel, das Meer, die Bäume, die Stadt, die ganze Welt. Und Henry horchte auf das Schnaufen des Ragganten und auf den Atem des Windes, der durch seine Flügel strich.
    Manchmal machte Henry sich Sorgen. Manchmal war er auch traurig. Weil er wusste, dass er zu sehr an dieser Welt hing – dass er an zwei Welten zu sehr hing. Und weil er wusste, dass man nur in einer verwurzelt sein kann.
    Kurz nach Darius’ Tod waren Onkel Frank, Henrietta, Zeke und Sergeant Simmons und die anderen hinter Henry her in Großvaters Zimmer im alten Haus geschlüpft.
    Als er sie nach unten geführt hatte, durch das Esszimmer und die Küche und durch die Hintertür in die helle Sonne von Kansas hinaus, hatte Onkel Frank gelacht, Zeke hatte ein Triumphgeheul ausgestoßen und Sergeant Simmons hatte sich die Augen gewischt und war hinausgestürmt. Dann waren Zeke und Sergeant Simmons lachend und winkend gemeinsam weggegangen.
    Sie wollten sich alle wiedersehen. Bald. Sie hatten dafür sogar schon einen Tag ausgemacht.
     
    Herzog Eli von FitzFaeren wurde im Boden der Kathedrale von Hylfing begraben. Magdalene, ihre Enkel und viele andere reisten durch die Tore der Zauberer an, um dem Anlass beizuwohnen.
    Vorsichtshalber bat Magdalene um das Recht, den Leichnam umzubetten, sofern Schloss FitzFaeren jemals wieder aufgebaut würde.
    Den Pfeil erbat sie nicht. Denn nach dem Tod ihrer Mutter
und vor ihrer Krönung hatte die Gewalt über den Pfeil in der Hand des Herzogs gelegen.
    Aber Frank und Dorothy Willis gaben ihn ihr trotzdem.
    Tate und Roland wurden in engstem Kreis bestattet, nach einer Tradition der Faeren, die an keiner Stelle im Buch der Faeren niedergeschrieben ist. Nicht mal Mordechai und Henry wurden zu der Feier geladen, und der dicke Frank ließ nichts darüber verlauten, abgesehen von der Bemerkung, es sei eine Veranstaltung gewesen, an der die beiden noch lange ihre Freude gehabt hätten und dass Zocker serviert worden seien.
     
    Als der entscheidende Tag begann, wachte Henry von selbst auf und half seiner Mutter, einen Baum im Hof zu pflanzen.
    Dann gingen sein Vater und er zum südlichen Stadttor hinaus und zum nächstgelegenen Elfenkorridor, begaben sich in einen etwas entfernter liegenden Unterberg – in dem sich alle Elfen äußerst respektvoll benahmen – und von dort hoch in den Norden nach Badon Hill.
    Henrys Vater hatte eine lange schmale Holzkiste dabei.
    Unter dem nur allmählich tagenden Himmel eines frühen Morgens, an dem noch der abnehmende Mond zu sehen war, knieten die beiden auf der feuchten Erde des Badon Hill nieder, tasteten mit den Händen nach den alten, mit Moos bewachsenen Knochen und legten sie sorgfältig in die Kiste. Als sie damit fertig waren, war der Himmel ein Stück heller geworden. Mordechai zog unter seinem Umhang ein weiches rotes Tuch hervor, das Hyazinth gewebt hatte, und legte es obenauf. Sie schlossen die Kiste und Mordechai stellte sie auf
die große graue Felsplatte. Danach stemmte er sich in die Höhe und setzte sich neben sie. Henry machte es ebenso, und dann saßen sie da und die Sonne schien wärmer, je höher sie stieg.
    Als sie über den Bäumen stand, fragte Henry:
    »Könnten die Faeren dich noch mal in eine Falle locken?«
    Mordechai sah seinen Sohn an. »Ja. Mit Schläue, Verschlagenheit und Hinterlist kann man jeden in eine Falle locken. Die Magie der Faeren ist sehr stark, aber sie verlassen sich zu sehr darauf und sind leicht abzulenken. Ihre Bergmagie ist der stärkste Zauber, den sie besitzen. Sie können ganze Städte ihrer Art in einem Berg unterbringen. Aber wenn man sie mit einer Schaufel ausgraben wollte, würde man nie etwas finden. Der Berg wird nicht ausgehöhlt, sondern in ihm entsteht ein ganz neuer Ort, der mit dieser Welt nur durch
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